Wird jetzt alles gut im deutschen Bahnverkehr? Zumindest lassen die Pläne ausländischer Zuganbieter neue Hoffnungen keimen. Die italienische Staatsbahn FS und ihr Konkurrent Italo haben Deutschland als interessanten Markt entdeckt. Sie wollen Milliarden in Züge investieren, im Stundentakt fahren und Tausende Arbeitsplätze schaffen. Die Pläne sind nicht final, es gibt noch einige Wenns und Abers. Würden sie jedoch umgesetzt, wäre damit eine neue Ära im Fernverkehr eingeläutet.
Nach dem jahrzehntelangen Bundesbahnmonopol brachte die Bahnreform von 1994 zwar wunschgemäß tatsächlich mehr Wettbewerb auf das deutsche Schienennetz. Aber nur im Güter- und im Nahverkehr, nicht im Fernverkehr. Dort ist die Deutsche Bahn selbst nach drei Jahrzehnten immer noch weitgehend alleine unterwegs. Nur sehr sporadisch stört ein grüner Flix-Zug das weiß-rote ICE-Gleisbild. Wettbewerber ärgern sich über hohe Markteintrittshürden in Deutschland. Eine teure Gleisnutzung, eine unsichere Trassenzuweisung, ein schwieriger bis nicht vorhandener Gebrauchtzugmarkt – solche Faktoren lassen für Newcomer ein Investment in teure Züge zu einem hohen Risiko werden. Tatsächlich ist fast jeder, der es in der Vergangenheit versucht hat, gescheitert.
Billigere Ticketpreise in Italien
Ganz anders in Italien, der Heimat der potentiellen DB-Angreifer. Dort hat sich neben der Staatsbahn eine mächtige private Konkurrenz etabliert, die es fast mit ihr aufnehmen kann. Zum Vorteil der Kundschaft. Italiener sind auf Fernverkehrsstrecken deutlich günstiger unterwegs als die Deutschen, gelobt werden Zugangebot und Reisequalität. In dieser Hinsicht von Italien lernen, könnte also durchaus heißen: mehr Bahnlust, weniger Bahnfrust.
Auf eine sehr schnelle Besserung sollte man freilich nicht setzen. Auch die potentiellen Wettbewerber kommen nicht ohne die veraltete und störanfällige deutsche Infrastruktur aus – verbunden mit den Problemen, die täglich Millionen Zugpassagiere im wahrsten Sinne des Wortes erfahren müssen. Doch ein kleiner weiterer Schritt nach vorne wäre gemacht. Und den sollte die Politik im Sinne der Kunden möglichst wenig blockieren.