Kommentar | Turteltauben zeugen mir Hoffnung in jener Klimakrise


Symbol der Hoffnung?

Foto: Winfried Rothermel/ Picture Alliance


Bei der COP 29 in Baku geht es wieder einmal darum, ob die Staatengemeinschaft das selbst entfachte Klima-Inferno noch löschen wird. Unserer Kolumnistin macht etwas Hoffnung, was sie vor ihrem Fenster sieht


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Mit Aserbaidschan lädt dieser Tage zum zweiten Mal in Folge ein autoritärer Ölstaat zur Klimakonferenz. Bis zum 22. November wird die COP29 in der Hauptstadt Baku ausgetragen. Und wieder einmal wird es darum gehen, ob die Staatengemeinschaft das selbst entfachte Inferno noch löschen wird – oder nicht. Wobei ans Löschen streng genommen ja niemand mehr so richtig glaubt.

Es geht vor allem um eine dringend nötige Vervielfachung der internationalen Klimafinanzierung. In diesem Jahr sollten die Vertragsstaaten 100 Milliarden bis eine Billion Dollar für die Entwicklungsländer lockermachen, falls sie sich entfernt Mühe geben wollen, das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen. Ungünstig, dass Deutschland gerade sein Finanzminister abhandengekommen ist und dass der Rest der Regierung sich nur mit Mühe und Not noch auf den Beinen halten kann. Macht sich nicht so gut in harten Verhandlungen.

Natürlich auch ungünstig, dass mit Donald Trump soeben ein US-Präsident wiedergewählt wurde, der schon mal aus dem Pariser Klimaabkommen ausgetreten ist und das nun wieder angekündigt hat. Er will außerdem die Öl- und Gasproduktion ausweiten, den Umweltschutz zurückfahren und staatliche Anreize zur Förderung erneuerbarer Energien und von Elektrofahrzeugen abschaffen – macht Sinn für einen Klimawandel-Leugner wie Trump. Und ist es vielleicht auch einfach ehrlicher?

Die Welt geht unter und Easyjet wirbt für einen „gemütlichen Kurzurlaub“

2024 wurde gerade zum „heißesten Jahr der Geschichte“ gekürt, die globalen CO₂-Emissionen kletterten, statt zu sinken, auf ein Rekordhoch. Und auch die Abkommen zu einem Abholzungsstopp und zu einer Senkung des Methan-Ausstoßes haben bislang das genaue Gegenteil zur Folge: mehr Abholzung und mehr Methan.

Zur selben Zeit verschickt die Fluggesellschaft Easyjet ihren neuen Newsletter: „Städtereise? Gemütlicher Kurzurlaub? Was auch immer Sie suchen, sichern Sie sich Ihren Platz, bevor er weggefegt wird.“ Und es liest sich, als seien damit nicht die Plätze, sondern die Reiseziele gemeint, wie der Süden von Spanien, der gerade von Fluten zerstört wurde, oder Teile der USA, weggefegt von mehreren Hurrikans.

Der Blick aus meinem Fenster geht auf ein sehr hässliches Gebäude, aber dort auf einem Fenstersims kann ich zwei Tauben beim Turteln zusehen. Das gilt als „Symbol großer, andauernder Liebe“, erklärt der Naturschutzbund. Was ich damit sagen will: Auch inmitten von großer Scheiße gibt es noch die schönen Dinge. Die verschwinden zum Glück nicht einfach so.

Die Klimakonferenz COP 29 im Freitag

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Klimadiplomaten, Wissenschaftler, Lobbyisten, Gewerkschafter, Umweltschützer: Bis zum 24. November verhandeln zehntausende Experten in Baku über den weltweiten Klimaschutz. In einer Serie beleuchten wir wichtige Aspekte und berichten über den aktuellen Verhandlungsstand.

Teil 1: Achtung, dein Eis schmilzt!
Teil 2: Die Entwicklungsländer brauchen mehr Unterstützung

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