Kommentar: Alle sind ein kleinster Teil schuld

Haben wir uns an solche Bilder etwa schon gewöhnt? Braune Fluten auf den Straßen, Schlamm in den Häusern und Retter in Schlauchbooten? So war das im Januar in Niedersachsen, so wiederholte sich das im Mai in Bayern und Baden-Württemberg. Und auch das Ahrtal ist drei Jahre nach dem Hochwasser immer noch eine große Baustelle.

Nun schützen Elementarschadenversicherungen zwar Immobilienbesitzer nicht vor Wassermassen, wohl aber vor dem finanziellen Ruin. Deswegen sollten sie überall zur Pflicht werden. Dass sich Bund und Länder vergangene Woche wieder einmal nicht auf diese Maßnahme einigen konnten – obwohl die Debatte mindestens seit dem Jahr 2017 läuft –, ist eine Schande.

Während fast alle der gut 19 Millionen Wohngebäude in Deutschland gegen Sturm und Feuer versichert sind, fehlt jedem zweiten ein Schutz gegen Hochwasser und Starkregen. Und die Bedrohung nimmt zu. Weltweit wächst die Zahl der Naturkatastrophen seit den Achtzigern jährlich um etwa drei Prozent. Für Deutschland befand der Versicherungsverband GDV im vergangenen Jahr: „Die Schäden durch Naturgefahren steigen immens.“ Warum aber lässt sich eine Pflichtversicherung politisch nicht durchsetzen?

Elementarschadenversicherungen sind teuer. Ihre Beiträge können, je nach individuellem Risiko, jährlich zwischen 100 und einigen Tausend Euro liegen. Das ist zu viel für viele Hausbesitzer. Oder für Mieter, wenn die Kosten umgelegt werden.

Die Alternative ist aber auch nicht bezahlbar. Wohnraum ist eines der knappsten Güter im Land. Bis zu 800.000 Wohnungen fehlen. Schlimm genug, wenn jemand sein Heim durch eine Naturkatastrophe verliert. Unnötig, wenn der Wiederaufbau dann noch finanziell erschwert wird. Deshalb kann die Lösung nur in einem Versicherungsmodell liegen, an dem sich alle Immobilieneigentümer beteiligen – das sich aber nicht am individuellen Risiko des Gebäudes orientiert. Durch eine breite Basis bleiben die Beiträge für alle bezahlbar.

Das ist auch nicht ungerecht. Aus dem Umfeld des Justizministeriums ist zu hören, Menschen würden dann womöglich bedenkenlos in Hochrisikogebieten bauen. Doch Kommunen müssen ja keine Neubaugebiete im Überflutungsbereich ausweisen. Problematisch sind vor allem jene Millionen Häuser, in denen Menschen schon lange wohnen.

Solidarität unter Immobilienbesitzern wäre angebracht. Extremwetterlagen sind eine Folge des Klimawandels, und alle sind mitschuldig – unabhängig vom Wohnort. Das gilt auch für den Staat, der sich an den Versicherungsbeiträgen beteiligen oder im Katastrophenfall als Rückversicherer einspringen sollte. Denn wie der von der Bundesregierung eingesetzte Expertenrat für Klimafragen gerade wieder festgestellt hat, dürfte Deutschland seine CO₂-Reduktionsziele für 2030 verfehlen. Wenn aber der Staat schon seine Ziele nicht einhält, kann er sich wenigstens an den Folgekosten beteiligen.

Schon klar: Der Staat, das sind die Steuerzahler. Alles ist immer nur Budgetverschiebung. Am Ende müssen es alle so oder so bezahlen. Also lasst uns versuchen, das Drama wenigstens erträglicher zu machen.

Haben wir uns an solche Bilder etwa schon gewöhnt? Braune Fluten auf den Straßen, Schlamm in den Häusern und Retter in Schlauchbooten? So war das im Januar in Niedersachsen, so wiederholte sich das im Mai in Bayern und Baden-Württemberg. Und auch das Ahrtal ist drei Jahre nach dem Hochwasser immer noch eine große Baustelle.

Nun schützen Elementarschadenversicherungen zwar Immobilienbesitzer nicht vor Wassermassen, wohl aber vor dem finanziellen Ruin. Deswegen sollten sie überall zur Pflicht werden. Dass sich Bund und Länder vergangene Woche wieder einmal nicht auf diese Maßnahme einigen konnten – obwohl die Debatte mindestens seit dem Jahr 2017 läuft –, ist eine Schande.

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