Als sich ein Fahrradfahrer von hinten nähert, öffnet ein Autofahrer die Wagentür. Der Pedelec-Fahrer fährt dagegen und stürzt. Das hat wenige Tage später dramatische Folgen.
Fünf Tage nach dem Zusammenstoß mit einem Auto in Hamburg-Bahrenfeld ist ein 57 Jahre alter Radfahrer gestorben. Der Mann war am Mittwochabend mit seinem Pedelec auf dem Bahrenfelder Kirchenweg unterwegs gewesen, wie die Polizei mitteilte.
Als er an einem parkenden Auto vorbeifuhr, habe dessen 56 Jahre alter Fahrer die Tür auf der Fahrerseite geöffnet. Der Radfahrer prallte dagegen, flog über die geöffnete Wagentür und stürzte auf den Boden. Er kam mit schweren Kopfverletzungen in ein Krankenhaus, wo er am Montag seinen Verletzungen erlag.
Nach Angaben der Polizei hat der 57-Jährige keinen Helm getragen. Ein Pedelec bietet beim Treten eine elektrische Unterstützung bis 25 km/h und gilt rechtlich als Fahrrad. Ein echtes E-Bike ist dagegen ein eigenständiges Kraftfahrzeug, das auch ohne Pedalbewegung fährt, wie ein Mofa, und daher eine Versicherung, einen Führerschein und eine Helmpflicht hat.
Aktuelle Unfallzahlen belegen dramatische Entwicklung
Hamburg verzeichnet eine dramatische Entwicklung bei tödlichen Fahrradunfällen: Im Jahr 2025 sind bereits acht Radfahrerinnen und Radfahrer im Straßenverkehr gestorben, gegenüber zehn Todesfällen im gesamten Jahr 2024 und neun im Jahr 2023. Diese Zahlen markieren einen besorgniserregenden Trend, der die Bemühungen der Hansestadt um mehr Verkehrssicherheit infrage stellt.
Bereits am 15. September war eine 75-jährige Radfahrerin nach einem Abbiegeunfall in Farmsen-Berne verstorben.
Besonders gefährlich erweisen sich Abbiegeunfälle mit Lastkraftwagen. Nach Angaben des Senats ereigneten sich im ersten Halbjahr 2025 zwei tödliche Unfälle, bei denen ein Lkw-Fahrer beim Rechtsabbiegen den Radfahrer übersah. Am 24. Juli starb eine 52-jährige Radfahrerin in Hamburg-Hamm, als sie von einem rechts abbiegenden Lkw erfasst und mehrere Meter mitgeschleift wurde. Der tragischste Fall ereignete sich am 4. März, als ein siebenjähriger Junge in Volksdorf von einem rechts abbiegenden Müllwagen erfasst wurde, nachdem er auf dem Gehweg gestürzt war.
„Dooring”-Unfälle als unterschätzte Gefahr
Die Unfalldatenanalyse zeigt, dass Abbiegeunfälle mit 594 erfassten Fällen die häufigste spezifische Unfallursache bei Fahrradunfällen darstellen, davon 372 beim Rechtsabbiegen und 222 beim Linksabbiegen. Diese Zahlen unterstreichen die besondere Gefährdung von Radfahrern an Kreuzungen. Neben Abbiegeunfällen stellen sogenannte „Dooring”-Unfälle eine erhebliche Gefahr dar. Dabei wird eine Autotür unmittelbar vor einem Radfahrer geöffnet, ohne dass dieser ausweichen kann.
Hamburg hat sich bereits 2007 der „Vision Zero“ verpflichtet, dem Ziel, keine Verkehrstoten und Schwerverletzten mehr zu haben. Der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) Hamburg fordert angesichts der steigenden Opferzahlen einen „Masterplan Vision Zero“ mit konkreten Sofortmaßnahmen. Dazu gehören Fahrverbote für Lkw und Busse ohne Abbiegeassistenten, wirksame Kontrollen des langsamen Rechtsabbiegens mit Schrittgeschwindigkeit sowie flächendeckende Tempo-30-Regelungen.
dfe, dpa
Source: welt.de