Nach harten Auseinandersetzungen im Wahlkampf scheinen sich CDU-Chef Friedrich Merz und SPD-Co-Chef Lars Klingbeil in den Koalitionsverhandlungen anzunähern. „Wir wollen gar nicht beste Freunde werden, aber ein Vertrauensverhältnis ist gerade dabei zu wachsen“, sagte Klingbeil in der ARD-Sendung von Caren Miosga.
Klingbeil sagte, er habe seit der Wahl gelernt, dass man „verlässliche Absprachen“ mit Merz machen und „belastbare Gespräche“ mit ihm führen könne. Vor wenigen Tagen habe Merz ihm auch das Du angeboten. Klingbeil zeigte sich optimistisch für die Koalitionsverhandlungen. „Es muss gelingen, wir sind dazu verdammt“, sagte er.
Auch weitere Spitzenpolitiker der SPD hoben den guten Umgang in den Koalitionsverhandlungen hervor. „Die Gespräche sind von großem Respekt und echtem Gestaltungswillen geprägt. In diesem Geist geht es weiter“, sagte SPD-Generalsekretär Matthias Miersch. Zuletzt hatte dieser noch einen respektvolleren Umgang und „Empathie auch für die Koalitionspartner“ von Merz verlangt.
Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD), die auch der Gruppe der Topverhandler angehört, sprach von guten und konstruktiven Gesprächen. „Natürlich kommen Union und SPD auf einigen Feldern von sehr unterschiedlichen Positionen. Aber es gibt nach meiner Wahrnehmung die Bereitschaft, zu guten Kompromissen zu kommen“, sagte sie.
Klingbeil verteidigt Esken gegen Kritik
„Jetzt ist der Geist des Möglich-Machens gefragt. Dafür muss man Gemeinsames in den Vordergrund stellen und Trennendes in den Hintergrund schieben“, sagte CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt der Rheinischen Post. Es gehe nun um „Kompromiss statt Konfrontation“. Deutschland brauche eine stabile Regierung.
Union und SPD setzen am Montag ihre Koalitionsverhandlungen fort. Die Hauptverhandler treffen sich in der CDU-Zentrale in Berlin. Zuvor sollten laut CSU-Landesgruppenchef Dobrindt noch kleinere Runden zur zusammenkommen, um spezifische Probleme gezielt zu lösen. Als größte Knackpunkte gelten die Bundesfinanzen, die Steuer- und Wirtschaftspolitik sowie Wege zur Eindämmung der irregulären Migration. Am Freitag und Samstag hatte die 19-köpfige Verhandlungsgruppe in der SPD-Zentrale beraten, am Sonntag gab es eine Pause.
Klingbeil verteidigte in der ARD auch seine Co-Parteichefin Saskia Esken gegen öffentliche Kritik. Er finde diese unfair, sagte der 47-Jährige. Er arbeite sehr eng, vertrauensvoll und gern mit Esken zusammen. Wer in die Regierung gehe und wer in der Fraktion eine Aufgabe übernehme, das werde entschieden, wenn ein Koalitionsvertrag stehe, betonte Klingbeil zugleich. Auch zu seiner eigenen Zukunft wollte er sich nicht äußern.