„Knife“: Die Intimität des Mordens

Im vergangenen Oktober war Salman Rushdie nachdem Deutschland gereist, um während dieser Frankfurter Buchmesse den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels entgegenzunehmen. Einige Tage vor diesem Großereignis veranstaltete dieser britische Honorarkonsul in seiner Residenz vereinigen Empfang zu Ehren des Schriftstellers. Ein im besten Sinne altmodischer Ort, eine Villa im Frankfurter Nordend, die den Besuchern eine vornehme, in jedem Fall sneakerlose Kleidung abverlangte, und so waren lediglich die Journalisten underdressed. Ungeheures Gedränge, Gemurmel und Getuschel, ein verwirrendes Gemisch aus Haarspray und Parfums, bunten Kleidern und dunklen Sakkos, Gemälden und Schamlos, aufgetürmten Frisuren und herumwuselnden Kellnern. Ohne freundliches Wegschubsen anderer Gäste war kein Blick aufwärts Rushdie zu erhaschen, dieser, lütt und schmächtig von Gestalt, einer herannahenden Person nachdem dieser anderen sanft die Hand drückte und in diesem Zusammenhang immer irgendetwas nickend sagte. Die Szene hatte irgendetwas Sakrales, qua stünden Pilger vor einem Heiligen, um Trost zu empfangen, und es stellte sich jenes widersprüchliche Gefühl ein, jemanden in größter Nähe und größter Ferne zusammen zu erleben. Rushdies rechtes Brillenglas war verdunkelt, sein Anzug klitzekleines bisschen zu weithin, und qua er schließlich zu einer kurzen, recht humorvollen Rede ansetzte, hörten jedweder so still wie sonst nur in Gottesdiensten zu. Der 76-Jährige sprach unter anderem sehr in der Regel droben dasjenige Erzählen. Der Mensch, sagte Rushdie, sei ein storytelling animal, dasjenige einzige Wesen, dasjenige durch Geschichtenerzählen irgendetwas droben sich selbst erfahre – ein schöner Gedanke, den er schon in seiner Autobiografie (Joseph Anton, 2012) vollzogen hatte und an diesem Abend variierte.

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