Seit fast zwei Monaten herrscht Streit, heute fiel die Entscheidung: Der Bundestag hat das Rentenpaket der schwarz-roten Koalition beschlossen.
Die Bundestagsentscheidung und aktuelle Informationen zur Rente im Liveticker:
13:53 Uhr – Spahn: „Da bleibt nichts zurück“
Unionsfraktionschef Jens Spahn spricht in einer Stellungnahme von einem guten Tag für die Koalition. „Sie debattiert, aber dann entscheidet sie auch“, sagte Spahn. Er sei stolz auf die CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Dass eine kontroverse Debatte möglich sei, man am Ende aber zusammenstehe, zeichne eine Volkspartei aus. Der Jungen Gruppe zollte er Respekt. „Alle haben sich kollegial verhalten. Da bleibt nichts zurück.“ Trotzdem brauche es nach dem Manöver auch Manöverkritik, sagte Spahn und deutete an, dass das auch die SPD einschließe.
13:32 Uhr – Klingbeil reagiert erleichtert auf Votum
SPD-Chef und Vizekanzler Lars Klingbeil reagiert erleichtert auf das Abstimmungsergebnis. „Es ist ein klares Ergebnis. Ich bin dankbar dafür, dass wir die Entscheidung haben“, sagte er im Sender „Phoenix“. Die Koalition habe die Rente für Millionen Rentner gesichert. Klingbeil gab aber auch zu: „Die Junge Gruppe hat einen Punkt getroffen. Wir tragen eine gemeinsame Verantwortung, dass wir unser Rentensystem modernisieren.“
13:30 Uhr – „So kann es nicht weitergehen“ – Grüne zählen Merz an
Die Grünen-Fraktionsführung verlangt von Kanzler Merz Konsequenzen nach der wochenlangen Hängepartei um die Rente. Er habe nur mit letzter Kraft verhindern können, dass seine Koalition „aus der Kurve“ fliege, erklärten die beiden Fraktionschefinnen Britta Haßelmann und Katharina Dröge in einer Mitteilung. „Wir sind überzeugt: So kann es nicht weitergehen, Herr Merz!“
Das wochenlange Gezerre um die Rente habe zu großer Verunsicherung bei Bürgern geführt, so die beiden Politikerinnen. „Die Koalition aus CDU und SPD steht schon nach sieben Monaten auf extrem wackeligen Beinen. Friedrich Merz kann sich auf keine stabile Mehrheit im Deutschen Bundestag verlassen.“ Besonders die Unionsfraktion sei zum „Risikofaktor“ in der Koalition geworden, Fraktionschef Jens Spahn offensichtlich überfordert.
13:21 Uhr – Kanzlermehrheit für Rentenpaket
Das Ergebnis der Abstimmung steht fest: Mit Ja haben gestimmt 319 Abgeordnete, mit Nein 225 Abgeordnete, 53 Parlamentarier enthielten sich. Damit hat Merz die sogenannte Kanzlermehrheit von 316 Abgeordneten erreicht. Und das, obwohl nur 597 von 630 Abgeordnete zur Sitzung gekommen waren.
13:06 Uhr – Abstimmung ist beendet
Die Abgeordneten haben ihre Stimme abgegeben. Die Urnen sind geschlossen.
12:45 Uhr – Abstimmung läuft
Die namentliche Abstimmung über das Rentenpaket ist eröffnet. Die AfD fand keine Mehrheit für den Vorschlag, über die Teile Rentenniveau und Mütterrente getrennt abzustimmen.
12:40 Uhr – „Renten-Rebell“ Reddig spricht und erhält Applaus aus der Unionsfraktion
Pascal Reddig, Vorsitzender der Jungen Gruppe in der Unionsfraktion, macht seine Ablehnung des Rentenpakets deutlich. „Der Gesetzesentwurf geht gegen meine fundamentalen Überzeugungen, gegen alles, für das ich Politik gemacht habe und gegen die Generationengerechtigkeit“, sagte Reddig. Er dankt seiner Fraktion, dass er trotz seines Neins das Wort ergreifen dürfe. Kanzler Merz hört ihm aufmerksam zu, an mehreren Stellen applaudiert die Unionsfraktion.
„Mangelnde Reformfähigkeit gefährdet auch die politische Handlungsfähigkeit des Landes. Das kann und wird nicht länger gut gehen“, sagt der 30-Jährige. Die Junge Gruppe habe für ihr Veto viel Zuspruch bekommen. „Unser Land sehnt sich nach einer ehrlichen, glaubwürdigen Reformagenda“, sagt Reddig und zählt auf: weniger Schulden, Wachstum und eine große Rentenreform.
12:24 Uhr – AfD-Politiker: Bas erklärt Arbeitgeber zu Klassenfeinden
Thomas Stephan von der AfD rekapituliert die vergangenen Tage des Rentenstreits. Sein Fazit: Die Union sei im Panikmodus, die SPD gieße Öl ins Feuer. Die Arbeitsministerin erkläre Arbeitgeber zu Klassenfeinden. Kanzler Merz müsse um seine Mehrheit betteln, habe sie längst verloren. „Sie sind kein Kanzler, sie sind ein Getriebener“, sagt Stephan zu Merz. Würde die Erhöhung der Mütterrente separat beschlossen, würde die AfD zustimmen.
12:18 Uhr – Linken-Politikerin: „Immer gegen Friedrich Merz, aber immer für die Renter*innen“
Linken-Politikerin Sarah Vollath kritisiert die Regierung für eine „unwürdige Debatte“ und legt die Forderungen der Linksfraktion in der Rentenpolitik dar, unter anderem will sie eine „solidarische Mindestrente“. Aber ohne eine Stabilisierung des Rentenniveaus würde sich die Lage der Rentner drastisch verschärfen. „Wer heute eine Absenkung des Rentenniveaus zulässt, legt den Grundstein für die Altersarmut von morgen.“ Daher werde sich die Linksfraktion enthalten. Nach dem Motto: „Immer gegen Friedrich Merz, aber immer für die Renter*innen“, sagt sie mit deutlicher Gender-Pause.
12:15 Uhr – Merz kommt zur Debatte
Kanzler Friedrich Merz kommt 50 Minuten nach Beginn der Debatte ins Plenum. Er setzt sich auf seinen Platz auf der Regierungsbank neben Vizekanzler Lars Klingbeil (SPD), da haben schon Redner aller Fraktionen gesprochen.
12:11 Uhr – Grünen-Politiker kritisiert Junge Gruppe
Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Armin Grau kritisiert den „Schlingerkurs“ der Linksfraktion. Unionsfraktionschef Spahn habe seine Fraktion nicht im Griff. Viele junge Menschen seien wegen der Rente verunsichert, das nähmen die Grünen sehr ernst. Er kritisiert die Junge Gruppe scharf. Der Aufstand gegen das Rentenpaket führe zu einem Vertrauensverlust. „Sie sprechen für wohlhabende Menschen, die ganz auf private Vorsorge und Aktien setzen.“
12:05 Uhr – AfD-Politikerin fordert „Renten-Rebellen“ zum Kinderkriegen auf
Die AfD-Abgeordnete Gerrit Huy kritisiert das Rentenpaket als „Flickwerk“, nur der Erhöhung der Mütterrente stimme sie zu. Dann wendet sie sich an die Junge Gruppe und fordert sie zum Aufstand gegen das Bürgergeld oder die „Schuldenorgie“ auf, da sei der Kampf besser aufgehoben. Junge Menschen müssten keine Angst vor dem Rentensystem haben, sie könnten selbst etwas dafür tun: „Statt sich zu beschweren, dass die Boomer zu wenig Kinder produziert haben, machen sie die doch.“
12:01 Uhr – SPD-Mann: „Die Rente ist unschlagbar sicher“
Der SPD-Abgeordnete Bernd Rützel, Vorsitzender des Ausschusses für Arbeit und Soziales, nutzt seine Rede zur grundsätzlichen Verteidigung des bestehenden Rentensystems. Experten und Journalisten hätten Anfang der 2000er mit ihren Prognosen zur Steigung des Rentenbeitrags danebengelegen. „Die Rente ist unschlagbar. Die Rente ist unschlagbar sicher, unschlagbar günstig und die Rente ist unschlagbar zuverlässig. Da braucht man nicht zu lachen“, sagte Rützel. Sie habe Weltkriege und die Geldentwertung überstanden. „Die Rente ist oft das Einzige, was den Menschen am Ende eines langen Erwerbslebens bleibt.“
11:55 Uhr – Reichinnek attackiert die „Renten-Rebellen“
Linken-Fraktionschefin Heidi Reichinnek spricht schnell und laut – und kritisiert die Junge Gruppe. „Seit Wochen müssen wir zusehen, wie die Union ihre Machtspielchen auf dem Rücken der 21 Millionen Rentnern austrägt“, sagt sie. Es sei ein Skandal, dass die Junge Gruppe das Rentenpaket ablehne. „Der Zwergenaufstand der jungen Gruppe legt die ganze Koalition lahm, weil diese jungen Abgeordneten den Rentnerinnen und Rentnern nicht mal die Butter auf dem Brot gönnen.“
Dann attackiert sie die Grünen. Die Rede von Andreas Audretsch sei peinlich, scheinheilig und eine „absolute Schande“. Eine Absprache mit der Union wies sie zurück. „Wir machen keine Angebote und keine Deals.“
11:50 Uhr – Junge-Gruppe-Chef Reddig stimmt mit Nein
11:45 Uhr – Grünen-Politiker erwartet „Implosion der Union“ – und wirft Linke Verrat vor
Beim Auftritt des stellvertretenden Grünen-Fraktionschefs Andreas Audretsch wird es schnell laut. Die Union stehe für Chaos, sagt er. „Zum dritten Mal wankt Ihre Mehrheit“, sagt er zu den CDU/CSU-Abgeordneten. Es sei eine Implosion der Union.
Dann wendet er sich an die Linksfraktion, die sich enthalten will. Die Linke befinde sich in kompletter strategische Auflösung, die Partei sei angetreten für eine Revolution und werde nun zum Mehrheitsbeschaffer für den Kanzler, das sei Verrat an ihren Wählern. Von der Linkenfraktion kommt lautstarker Protest. Bundestagsvizepräsident Omid Nouripour unterbricht Audretsch‘ Rede kurz und bittet um Zurückhaltung.
11:35 Uhr – Linnemann: „Wir werden uns von den Linken nicht abhängig machen“
CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann widmet seine Rede der Einführung der sogenannten Aktivrente. „Für mich ist es das innovativste Element in diesem Rentenpaket. Es hat das Potenzial Rente neu zu denken.“ Er berichtete von einem Bäcker aus seinem Wahlkreis, der sich dafür interessiere, länger zu arbeiten und damit bis zu 2000 Euro im Monat steuerfrei zu verdienen.
Anschließend stellte ihm ein AfD-Abgeordneter eine Zwischenfrage: Was hat die Union der Linkspartei versprochen, damit sie sich in der Abstimmung enthalte? Linnemann antwortete mit Blick auf die Abstimmung: „Wir werden uns von den Linken, der Partei die Linke nicht abhängig machen.“
11:30 Uhr – AfD-Abgeordnete greift Union und SPD an
Die rentenpolitische Sprecherin der AfD, Ulrike Schielke-Ziesing, hat Union und SPD für ihre Sozialpolitik scharf kritisiert. Die Union mache sich von Linksextremisten abhängig, um die Wünsche einer linken Partei zu erfüllen, sagte sie. „Die SPD kann keine Reformen, die SPD will keine Reformen, sie will ins sozialistische Lummerland.“
11:27 Uhr – Mehrere Bundestagsabgeordnete geben persönliche Erklärung ab.
11:25 – Renten-Debatte hat begonnen
Die Rentendebatte hat beginnen. Als erste Rednerin sprach die SPD-Vizefraktionsvorsitzende Dagmar Schmidt. Sie lobte das Rentenpaket und appellierte Jung gegen Alt nicht gegeneinander auszuspielen. Zu einer guten Rentenpolitik gehöre eine Investition in Wachstum und Arbeit, sagte Schmidt und verweis auf das Sondervermögen.
11:15 Uhr – Wadephul erwartet geschlossenes Votum
Bundesaußenminister Johann Wadephul (CDU) rechnet mit der geschlossenen Zustimmung der Koalitionsfraktionen. „Diese Koalition ist absolut stabil, das wird sich heute auch in der Abstimmung zeigen“, sagte Wadephul bei einer Pressekonferenz mit seiner isländischen Kollegin.
10:15 Uhr – Koalition erscheint fast vollzählig im Bundestag
Die Koalitionsfraktionen gehen nach eigenen Angaben fast vollzählig in die Abstimmung. Die Unionsfraktion erklärte, dass die Anwesenheit aller 208 Abgeordneten erwartet werde. In der SPD-Fraktion geht man von einem Krankheitsfall unter den 120 Abgeordneten aus. Damit wären 327 Abgeordnete der schwarz-roten Koalition anwesend – elf mehr als die absolute Mehrheit von 316 Stimmen.
10:07 Uhr – Reichinnek: „Wir retten nicht Herrn Merz, wir retten die Rente“
Die Linken bestreiten machttaktische Erwägungen bei ihrer angekündigten Enthaltung. „Wir retten nicht Herrn Merz, wir retten die Rente von über 21 Millionen Menschen in diesem Land“, sagte Fraktionschefin Heidi Reichinnek in der Sendung „Frühstart“ von RTL/ntv. Mit der Union habe ihre Partei nicht gesprochen. Zugleich sagte sie aber, für die Union gebe es nichts Schlimmeres, als wenn das Rentenpaket nur durch die Enthaltung der Linken zustande komme.
09:50 Uhr – Der Zeitplan für die Bundestagssitzung
Aktuell läuft die Debatte über das Wehrdienstgesetz von Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD). Ab 11.20 Uhr wird dann das Rentenpaket diskutiert. Die namentliche Abstimmung soll um 12.30 Uhr beginnen, das Ergebnis wird für 13.05 Uhr erwartet.
09:14 Uhr – Aufregung um interne Chat-Nachrichten – Abstimmungsverhalten der Jungen Gruppe offen
Will die Junge Gruppe dem Rentenpaket heute mehrheitlich zustimmen? Eine interne Chat-Nachricht von Vize-Chef Konrad Körner und dem bayerischen JU-Vorsitzenden Manuel Knoll, über die „Politico“ im Newsletter „Berlin Playbook“ berichtet, konnte man so verstehen.
Durch die Entscheidung der Linksfraktion, sich zu enthalten, sei klar, „dass es auf die Stimmen der Jungen nicht mehr ankommt“, heißt es. „Die Macht der eigenen Stimme ist damit gefallen.“ Damit könnte dann auch Merz’ Forderung nach einer deutlichen Mehrheit in Erfüllung gehen. Weiter heißt es: Es sei jetzt strategisch wichtig, dass die Regierung nicht von den Linken abhänge. „Deswegen wird es auch noch Verschiebungen bei den einzelnen Abstimmungsverhalten einzelner Abgeordneter geben.“
Die Darstellung sei falsch, heißt es aus der Jungen Gruppe. Es sei weiterhin nicht klar, wie die Junge Gruppe sich verhalten werde, es gebe keine Absprachen. In Kreisen der Chatgruppe heißt allerdings auch, die Nachricht von Körner und Knoll sei „missverständlich“ und „unglücklich“ formuliert.
08:54 Uhr – Unions-Fraktionsführung kündigt interne „Manöverkritik“ nach Rentenstreit an
Unions-Parlamentsgeschäftsführer Steffen Bilger (CDU) kündigt eine „Manöverkritik“ an. Nach der Rentenabstimmung im Bundestag müsse die Fraktion beraten, wie es bei künftigen Projekten der Koalition besser laufen könne, sagte Bilger dem Nachrichtenportal „Web.de“.
„Für das neue Jahr wäre es sicher gut, öffentliche Diskussionen zu vermeiden“, sagte Bilger. „Wir werden Prozesse verbessern, um aufkommende Probleme frühzeitiger zu erkennen – wie zum Beispiel bei der Weiterbearbeitung von Kabinettsbeschlüssen im parlamentarischen Verfahren.“
07:37 Uhr – Die entscheidenden Zahlen für die Abstimmung
Der Bundestag hat 630 Abgeordnete. Union und SPD haben zusammen 328 Stimmen, die Mehrheit der Stimmen liegt bei 316. Bundeskanzler Merz fordert daher auch „zwischen 316 und 328 Ja-Stimmen“.
Enthaltungen werden aber nicht mitgerechnet. Da die Fraktion der Linken mit ihren 64 Abgeordneten angekündigt hat, sich zu enthalten, reichen der Koalition eigentlich 284 Stimmen. Damit hätte sie einen Puffer von 44 Stimmen, wenn alle Abgeordneten anwesend sind. Die Junge Gruppe umfasst 18 Unionsabgeordnete.
07:21 Uhr – Junge Gruppe will Rentenpaket mehrheitlich zustimmen
Die „Renten-Rebellen“ der Jungen Gruppe wollen dem Rentenpaket heute offenbar doch mehrheitlich zustimmen. Das geht aus einer internen Chat-Nachricht von Vize-Chef Konrad Körner und dem bayerischen JU-Vorsitzenden Manuel Knoll hervor, über die „Politico“ im Newsletter „Berlin Playbook“ berichten. Durch die Entscheidung der Fraktion, sich zu enthalten, sei klar, „dass es auf die Stimmen der Jungen nicht mehr ankommt“, heißt es. „Die Macht der eigenen Stimme ist damit gefallen.“ Damit könnte dann auch Merz’ Forderung nach einer deutlichen Mehrheit in Erfüllung gehen.
Wie „Politico“ berichtet, führte Unionsfraktionschef Jens Spahn Einzelgespräche mit denjenigen Abgeordneten, die gegen das Rentenpaket sind. Um 11:15 Uhr ging er mit Pascal Reddig ins Abgeordnetenrestaurant neben dem Plenarsaal, 20 Minuten später holte der Fraktionschef Johannes Winkel zum Vieraugengespräch ab. Nach „Bild“-Informationen wollen Reddig und Winkel aber mit Nein stimmen.
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00:24 Uhr – Merz könne nur „ganz schlecht Nein sagen“, meint Miersch
SPD-Fraktionschef Matthias Miersch attestiert Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) ein „sehr, sehr warmes Herz“. Das sagte Miersch im Podcast „Machtmenschen“ des Nachrichtenmagazins „Focus“. Er bewertet diese Eigenschaft allerdings nicht nur positiv. So könne Merz Menschen gegenüber etwa „ganz schlecht Nein sagen“ und wolle erst einmal „den Wunsch erfüllen“. Zur Frage, welche Eigenschaft sich Merz zulegen solle, sagte Miersch: „Vielleicht ein bisschen ruhiger zu agieren.“
Im selben Podcast beschrieb Miersch sein Verhältnis zu Unions-Fraktionschef Jens Spahn (CDU) als positiv, die beiden telefonierten derzeit teils mehrfach täglich. Sein Vertrauensverhältnis zu Spahn bewertete Miersch mit acht von zehn möglichen Punkten. Miersch räumte zugleich ein, dass Spahn in der SPD stark polarisiere. Deshalb spreche er sich für einen offenen Dialog aus. „Wenn man miteinander redet, lernt man Personen noch mal ganz anders kennen“, sagte er.
Donnerstag, 4. Dezember:
19:54 Uhr – Merz will „Kanzlermehrheit“ bei Renten-Abstimmung
Bundeskanzler Merz (CDU) will bei der Abstimmung über das umstrittene Renten-Gesetz im Bundestag am Freitag die absolute Mehrheit aller Abgeordneten mit eigenen Stimmen der Koalition erzielen – die sogenannte „Kanzlermehrheit“. „Wir haben 630 Abgeordnete im Deutschen Bundestag. Die Mehrheit ist 316. Wir haben 328 und ich würde mir ein Ergebnis wünschen zwischen 316 und 328“, sagte er nach einem Treffen mit den Ministerpräsidenten der Länder in Berlin.
15:54 Uhr – Kubicki: „Die SPD steht in offener Gegnerschaft zur deutschen Wirtschaft“
Der frühere Bundestagsvizepräsident Wolfgang Kubicki (FDP) kritisiert die Sozialdemokraten scharf. „Die SPD steht in offener Gegnerschaft zur deutschen Wirtschaft“, schreibt er auf X zu einem Video, das SPD-Generalsekretär Tim Klüssendorf vor einiger Zeit auf Instagram gepostet hat. Das sei eine „nüchterne Beschreibung der dominierenden Kraft unserer aktuellen Bundesregierung“.
Der Video-Ausschnitt zeigt, wie Klüssendorf zu Arbeitsministerin Bärbel Bas sagt: „Wie beschämend und geschichtsvergessen es ist, dass man in einer Woche, wo die Familienunternehmer Kontakt zur AfD aufnehmen, dass da die SPD-Vorsitzende ausgelacht wird. Dass die arrogant sind.“ Bas antwortet: „Sehr gut. Hast du so richtig eine reingekoffert.“ Klüssendorf spielt auf den Arbeitgebertag an, auf dem Bas mit Aussagen zum Rentenpaket für Gelächter sorgte.
FDP-Politiker Jens Teutrine kommentiert das Video mit den Worten: „Die SPD verteidigt Bärbel Bas’ Klassenkampf gegen Arbeitgeber als Missverständnis, warnt vor Polarisierung & ruft öffentlich zur Mäßigung auf. Hinter den Kulissen jedoch freut sich Bas, wenn der SPD-General Familienunternehmen und Arbeitgeber ‚so richtig einen reinkoffert‘.“
13:14 Uhr – Mitglied der Jungen Gruppe kriegt doch Redezeit
Die Kritiker des Rentenpakets sollten in der Debatte morgen zunächst keine Redezeit bekommen. Unionsfraktionschef Jens Spahn entscheidet nun jedoch anders: Ein Mitglied der Jungen Gruppe darf eine Rede halten. Das berichtet der stellvertretende WELT-Chefredakteur Robin Alexander.
11:56 Uhr – „Die CDU darf sich nicht von der Linken abhängig machen“, sagt Linnemann
CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann erklärt eine eigene schwarz-rote Mehrheit bei der anstehenden Bundestagsabstimmung über das Renten-Gesetz für unabdingbar. „Die CDU darf sich nicht von der Linken abhängig machen. Die eigene Mehrheit der Koalition muss stehen“, sagte Linnemann WELT mit Bezug auf die Ankündigung der Linke-Fraktion, sich bei der Abstimmung zu enthalten.
Der Bundestagsabgeordnete Linnemann sagte: „Für uns ist klar: Dieses Land braucht mutige Reformen – in der Rente, aber auch bei Gesundheit und Pflege. Diesen Weg werden wir jetzt gemeinsam als Koalition gehen.“
00:01 Uhr – Klingbeil: Koalition muss bei Rente alleine Mehrheit haben
Vizekanzler Lars Klingbeil warnt die schwarz-rote Koalition davor, sich bei der Abstimmung über das Rentenpaket im Bundestag auf Schützenhilfe der Linkspartei zu verlassen. „Es geht jetzt darum, bis Freitag auch eine eigene Mehrheit zu organisieren“, sagte er in der ARD-Sendung „Maischberger“.
„Ich bin wirklich dankbar, wie verantwortungsvoll die Partei Die Linke sich da im Parlament verhält“, betonte Klingbeil. „Aber mein Anspruch ist schon, dass wir eine eigene Mehrheit haben.“ Diese Koalition werde in den nächsten dreieinhalb Jahren sehr viele Entscheidungen zu treffen haben „und wir können nicht immer davon ausgehen, dass die Linken oder dass die Grünen uns da zur Seite springen“, mahnte er.
Mittwoch, 3. Dezember:
19:45 Uhr – „Verlassen uns nicht darauf“ – Union reagiert auf Angebot der Linken
Die Union will sich bei der Abstimmung am Freitag nicht auf die Linkspartei verlassen. „Wir wollen eine eigene Mehrheit sicherstellen und verlassen uns nicht darauf, was die Opposition tut oder nicht tut“, sagte Parlamentsgeschäftsführer Steffen Bilger (CDU) dem Nachrichtenportal „t-online“. Die CDU hat eine koalitionsähnliche Zusammenarbeit mit der Partei 2018 mit einem Parteitagsbeschluss ausgeschlossen.
Hintergrund ist, dass es nun aller Voraussicht nach ausreichen würde, wenn deutlich mehr der Unionskritiker gegen den Gesetzentwurf stimmen, als ursprünglich gedacht. Denn mit der angekündigten Enthaltung der Linken verschieben sich die Mehrheitsverhältnisse zum Vorteil der Regierung.
13:04 Uhr – Linken-Fraktion will sich im Bundestag bei Rentenpaket enthalten
Die Linken-Fraktion hat sich auf eine Enthaltung bei der Abstimmung über das umstrittene Rentenpaket festgelegt und damit die Verabschiedung des Gesetzes mit den Stimmen der Koalition erheblich erleichtert. Sollten sich tatsächlich alle 64 Abgeordneten der Linksfraktion enthalten, würde die erforderliche Mehrheit bei Anwesenheit aller anderen Abgeordneten auf 284 Stimmen schrumpfen. Die Koalition hat 328 im Bundestag und hätte damit einen komfortablen Puffer von 44 Stimmen.
Die Fraktionsvorsitzende Heidi Reichinnek begründete das Abstimmungsverhalten in einer schriftlichen Mitteilung. „Wir werden nicht akzeptieren, dass das Rentenniveau noch weiter gedrückt wird, und haben uns als Fraktion deshalb entschlossen, uns bei der voraussichtlich am Freitag anstehenden Abstimmung zum Rentenpaket der Regierung zu enthalten“, erklärte sie. „An uns wird es somit nicht scheitern, dass das Rentenniveau stabilisiert wird.“
dpa/AFP/epd/Reuters/jm/lay/sebe/do/rct/jac/nd
Source: welt.de