Klage gegen Spotify in USA wegen Hörbuch-Angebot

Nach Podcasts sind Hörbücher das nächste Segment, auf das Spotify einen verstärkten Fokus legt, um sich als umfassende Audio-Plattform zu positionieren – und sich unabhängiger von der Musikbranche zu machen. So kündigte der Musikstreamingmarktführer Anfang Oktober an, dass Abonnenten in ausgewählten Märkten ohne weitere Kosten auch 15 Stunden im Monat Hörbücher hören können. Der Einzelkauf von Hörbüchern war schon zuvor möglich.

Anfang März folgte dann in den USA, dem weltgrößten Musikmarkt, ein gesondertes, als Hörbuch-Abo deklariertes Angebot: Für 9,99 Dollar im Monat – also bloß einen Dollar weniger als das reguläre Einzelabo – bietet dieses die 15 Stunden langen Zugriff auf mehr als 200.000 Hörbücher, während Musik und Podcasts nur mit Werbeunterbrechungen zu hören sind. In Deutschland ist das Angebot noch nicht verfügbar.

Wie viel Geld schüttet Spotify aus?

Der Mehrwert erscheint also überschaubar, Spotify plant allerdings perspektivisch weitere neue Abo-Modelle. Spotify-Chef Daniel Ek sprach nach Vorlage der jüngsten Zahlen von einem reinen Musik- und einem reinen Hörbuch-Abo. Details hierzu sind allerdings noch keine bekannt.

Das schon eingeführte neue Modell führt in den USA nun aber zu Ärger. Die Verwertungsgesellschaft Mechanical Licensing Collective (MLC) hat am Donnerstag Klage gegen das schwedische Unternehmen eingereicht. Die MLC sammelt Tantiemen für Songwriter und Verlage ein und schüttet diese aus. Hintergrund der Klage ist, dass Spotify das Einzel-, Familien- und Duo-Abo nach Start des neuen 9,99-Dollar-Angebots als sogenanntes „Bundle“ eingestuft hat. Dies hat zur Folge, dass weniger Geld an die Autorenseite ausgeschüttet wird, das Branchenmagazin „Billboard“ schreibt von bis zu 150 Millionen Dollar im Jahr.

Die Höhe der Auszahlungen für die Lizensierung der sogenannten mechanischen Rechte werden in den USA auf Bundesebene geregelt, die aktuelle Raten sind von 2023 bis 2027 festgelegt. Grundsätzlich schütten alle Streamingdienste rund zwei Drittel ihres Umsatzes an die Rechteinhaber auf Seiten der Musikindustrie aus. Der Großteil, etwa 80 Prozent, fällt auf die Seite der Aufnahme ab, Verlage und Songwriter erhalten entsprechend einen deutlich kleineren Anteil.

Wie Spotify reagiert

Die MLC wirft Spotify vor, dass sich die Abos nicht geändert hätten und sich entsprechend keine andere Abrechnung rechtfertigen lasse. Zudem biete das neue Hörbuch-Abo auch Zugriff auf Musik und Podcasts. Obendrein habe der Dienst den Preis der regulären Abos nicht erhöht, als die Möglichkeit für 15 Stunden Hörbuchkonsum hinzugefügt worden sei. Dieser Zusatz hätte also nicht mehr als einen „symbolischen Wert“ für die Nutzer, was eine Charakterisierung als „Bundle“ nicht zulässig mache. Auch der US-Verband der Musikverlage hatte Spotifys Vorgehen zuvor kritisiert.

Das schwedische Unternehmen verwies in einem Statement gegenüber „Billboard“ auf die „Phonorecords IV“ genannte und noch einige Jahre gültige Vereinbarung. Bundles seien eine „wesentliche Komponente“ in dieser und würden von diversen Diensten angeboten. Spotify habe zudem 2023 eine Rekordsumme an Verlage und Verwertungsgesellschaften ausgezahlt und sei auf dem Weg diese abermals zu steigern. Ein Fakt, der freilich auch mit dem weiteren Wachstum und zuletzt erfolgten Preiserhöhungen zusammenhängt. Der Dienst erwartet in jedem Fall eine „rasche Beilegung“ des Streits.

Spotify zählt Stand Ende März 615 Millionen monatliche Hörer und 239 Millionen Abonnenten. Der Umsatz im ersten Quartal belief sich auf 3,64 Milliarden Euro (plus 20 Prozent im Vorjahresvergleich). Seit einiger Zeit liegt der Fokus des Diensts stärker auf Effizienz, so hatte Spotify im vergangenen Jahr in drei Entlassungswellen insgesamt rund 2300 Stellen abgebaut. Im ersten Quartal meldete Spotify nun einen operativen Gewinn in Höhe von 168 Millionen Euro nach nur wenigen profitablen Quartalen in Folge. Auch unterm Strich stand ein Plus. Für das zweite Quartal prognostiziert Spotify einen operativen Gewinn in Höhe von 250 Millionen Euro.

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