Kino | Zoomania 2 überrascht: Disney setzt weiter uff Toleranz statt Angst vor Rechts

Nach der Debatte um „zu woke“ Produktionen wie „Schneewittchen“ hätte Disney vorsichtiger werden können – doch „Zoomania 2“ geht einen anderen Weg. Der Film verteidigt Vielfalt und Zusammenhalt und erweitert seine Utopie mutig


Zoomania 2 kommt in einer spürbar veränderten gesellschaftlichen Atmosphäre in die Kinos

Foto: Disney+


Falls sich noch jemand an den Animationsfilm Zoomania von 2016 erinnert, dann an das sich in Zeitlupe bewegende Faultier. Sein Name war Flash (Ironie!), und es arbeitete in der Kfz-Behörde. Vergessen scheint dagegen das zentrale Konzept des Films, dessen Anliegen von heute aus gesehen so „woke“ erscheint, dass es Nostalgie erzeugt: Mit seiner Krimigeschichte rund um eine strebsame Häsin, die unbedingt Polizistin werden möchte, die erste ihrer Spezies, malte der Film eine Utopie von Emanzipation und harmonischem Miteinander verschiedener Arten. Nicht ohne in seinem Kriminalfall über wild gewordene Raubtiere die Heldin selbst die Macht der Vorurteile spüren zu lassen.

Zoomania bewegte sich sogar so weit im Reich progressiver Politik, dass es auch Kritik von links gab: Die Metapher mit den Tierarten, die verschiedene Ethnien repräsentieren, sei bemüht und außerdem falsch, hieß es, schließlich gebe es unter Menschen keine biologisch vorgegebenen Verhaltensweisen wie Raub- und Beutetiere. Anderen gefiel nicht, dass die Polizei einmal mehr heldenhaft positiv dargestellt würde, und die Widerspruchfreudigsten machten darauf aufmerksam, dass sich im Handlungsstrang um die Raubtiere als verfolgte Minderheit das rechte Framing eines „Rassismus gegen Weiße“ spiegele.

Mit einem Einspielergebnis von über einer Milliarde Dollar gehörte Zoomania trotz alledem zu den erfolgreichsten Filmen des Jahres 2016. Was sicher weniger mit der politischen Korrektheit seiner Botschaft zu tun hatte und mehr mit dem Charme des oben genannten Faultiers und vieler anderer visueller Gags.

Ohne Angst vor dem „vibe shift“

Mit neun Jahren ließ das Sequel Zoomania 2 nun ungewöhnlich lange auf sich warten – und kommt in einer spürbar veränderten gesellschaftlichen Atmosphäre in die Kinos. Im Frühjahr erlebte eine andere Disney-Produktion, die Realverfilmung des Klassikers Schneewittchen, einen Reinfall an den Kinokassen, der von einer Welle unglaublicher Häme darüber begleitet war, dass dieses Schneewittchen dem Publikum zu „woke“ geraten sei, mit der Besetzung einer Latina wie Rachel Zegler als Prinzessin und einer Handlung, bei der größtenteils Frauen das Sagen haben. Aber vielleicht war Schneewittchen auch nur ein verunglückter Film mit verunglücktem Marketing.

Denn wer nun geglaubt hat, dass Disney mit Zoomania 2 zurückhaltender wird, was „Wokeness“ angeht, um auch ja die dominant gewordene Rechte in den USA nicht zu verschrecken, hat geirrt. Die zentrale Metapher über die Verschiedenheit der Arten und die Notwendigkeit eines toleranten Miteinanders steht und wird sogar noch weiter ausgebaut. Häsin Judy darf bleiben, wer sie ist, und muss nicht zurück ins passiv-brave Mädchen-Schema. Kompetent und übereifrig geht sie ihrem Polizistenpartner Nick, dem Fuchs, weiter auf die Nerven. Der coole ehemalige Trickbetrüger versucht zwar ständig, sich von Judys Engagement zu distanzieren, springt dann aber eben doch für sie ein, weil Fuchs und Hase in dieser Welt zueinanderhalten.

Antirassismus als Wohlfühlprogramm

Ein neuer Fall führt die beiden auf die geheimnisvolle Spur einer Schlange, obwohl Reptilien in Zoomania doch nicht zugelassen sind. Hat hier die Toleranz ihre Grenzen? Judy und Nick entdecken, dass es einst eine eigene Gemeinde von Reptilien in Zoomania gab und, damit nicht genug, sogar die Grundidee des Zoomania-Zusammenlebens von da stammt.

Wie schon im Erfolgsfilm von vor neun Jahren ist die antirassistische Botschaft eine des Wohlfühlens, gut verpackt in popkulturelle Anspielungen, die alle eher unpolitisch gehalten sind. Etwas anderes wäre vielleicht auch zu viel verlangt bei einem Film ohne Altersbeschränkung. Im Grunde überzeugt der Film allein schon durch seine großartige grafische Gestaltung der ausdifferenzierten Vielfalt von großen und kleinen Tieren, von eitlen Pferden und sehr bedrohlichen Spitzmäusen. Das Faultier übrigens entpuppt sich als verdammt begabter Rennfahrer.

Zoomania 2 Jared Bush, Byron Howard USA 2025, 107 Minuten

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