Die Berliner Staatsanwaltschaft ermittelt gegen die Dragqueen „Jurassica Parka“ wegen des Verdachts auf Besitz und Verbreitung kinderpornografischen Materials. Bereits 2023 war Mario O. wegen ähnlicher Vorwürfe verurteilt worden, wie erst jetzt bekannt wurde.
Die Berliner Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Besitzes, Erwerb und Verbreitung von kinderpornografischem Material gegen Dragqueen Mario O., bekannt als „Jurassica Parka“. Die Polizei durchsuchte Anfang Juli die Wohnung von O. in Berlin-Schöneberg und sicherte dort Spuren. Dies bestätigte Staatsanwalt Michael Petzold WELT.
Die Berliner Polizei sei im Auftrag der Staatsanwaltschaft aktiv geworden. Der Hinweis an die Polizei wiederum kam von dem amerikanischen Verein „National Center for Missing & Exploited Children“ (NCMEC), der sich wegen einer auffälligen IP-Adresse an die deutschen Behörden gewandt habe, sagte Petzold.
Zu Umfang, Menge und Art des Materials könne man derzeit nichts sagen. Die Beweismittel würden erst ausgewertet. „Wir stehen noch ganz am Anfang unserer Ermittlungen“, sagte Petzold. Er betonte, dass es sich erst zeigen müsse, ob sich der Tatverdacht gegen O. bestätige und bis dahin die Unschuldsvermutung gelte.
Bekannt in der Politik- und Kulturszene
Der Fall, über den zuerst das Magazin „Siegessäule“ berichtete, sorgt für Aufsehen. „Jurassica Parka“, 46 Jahre alt, ist in der Berliner Politik- und Kulturszene bekannt, führt seit mehr als zehn Jahren eine eigene Theatershow in Berlin-Kreuzberg auf.
Seit 2012 veranstaltet O. eine Partyreihe im Kulturzentrum „SchwuZ“. O. trat im Jahr 2021 immer wieder als Wahlkampfhilfe für die Berliner SPD auf und posierte mit Landespolitikern, im Juli 2023 mit dem kurz zuvor gewählten Regierenden Bürgermeister Kai Wegner (CDU). O. äußerte sich wiederholt politisch zu „Queer“-Rechten und gilt als Ikone in der Community.
Trotz der Bekanntheit wurden die Hintergründe zu O. erst jetzt bekannt. O. war bereits im Oktober 2023 vom Amtsgericht Tiergarten wegen Erwerbs, Besitzes und Verbreitung von kinderpornografischen Materials zu einer Geldstrafe von 160 Tagessätzen à 70 Euro rechtskräftig verurteilt worden. Darüber berichtete „Siegessäule“ anlässlich der aktuellen Untersuchungen.
Die Staatsanwaltschaft bestätigte WELT dieses Urteil. Das Strafmaß wurde gemindert, da O. „reumütig und geständig war, es sich um eine spontane Tat handelte und die Tat bereits einige Zeit zurücklag“, wie das Schöffengericht entschied. Der Tatvorwurf bezog sich auf Material aus dem Jahr 2021. Damals verbreitete O. kinderpornografische Inhalte in den sozialen Netzwerken.
Bei den jetzigen Untersuchungen gehe es aber um ein neues Verfahren ohne Zusammenhang mit dem vorherigen Strafverfahren, unterstrich Petzold. Sollte es zu einer Anklage kommen und O. erneut wegen desselben Straftatbestands verurteilt werden, könnte sich das vorherige Urteil aber „theoretisch strafverschärfend“ auswirken.
O. selbst äußerte sich bei Instagram und kündigte auf seinem Kanal den vorläufigen Rückzug von der Bühne an. Er werde „bis auf Weiteres“ nicht auftreten, sagte O. in einem Video, da er „Orte und Partner“, mit denen er zusammenarbeite, schützen wolle. Es gebe ein Ermittlungsverfahren, doch zum Inhalt wolle er sich nicht äußern, sagte O., der sich ohne seine Bühnenkleidung zeigte. O. sprach ausführlich über seine Suchterkrankung und „Abstürzen“ im Sommer.
Er sieht sich als Opfer eine Verleumdungskampagne, beschuldigte eine befreundete Dragqueen, ihn diffamiert zu haben und „Falschinformationen“ zu verbreiten, nachdem er sich ihr in einem Gespräch geöffnet habe, auf dessen Inhalt er nicht näher einging. „Ich kämpfe seit Wochen mit diesen Angriffen. Substanzmissbrauch, selbstzerstörerischen Tendenzen, Kontrollverlust und dem Ermittlungsverfahren“, sagte O. Das Verfahren werde noch „längere Zeit“ brauchen, es sei unklar, ob es überhaupt zur Anklage komme. Er rief seine Follower auf, „nicht jeden Scheiß zu glauben“, der verbreitet werde. Er wolle die Verantwortung übernehmen und habe eine Suchttherapie begonnen.
Die Berliner Kulturszene kündigte angesichts der Vorwürfe erste Konsequenzen an. Der Podcast „Parka und Schlönzke“ wurde offline gestellt. Auch die Mitarbeit O.s an der beliebten „Nollendorfkiez Tour“ wurde beendet. Das Kulturzentrum „SchwuZ“ kündigte eine Stellungnahme an. Geschäftsführer Sven Ihlenfeld vom Theater BKA sagte „Siegessäule“: „Wir sind entsetzt und schockiert. Dennoch gilt selbstverständlich die Unschuldsvermutung. Das bedeutet für mich, dass es keine vorschnelle Verurteilung geben darf, bevor wir mehr wissen.“ Die geplanten Termine würden abgesagt.
Source: welt.de