Nach dem Verdacht auf schweren Missbrauch in einer forensischen Klinik in Brandenburg an der Havel ermittelt die Staatsanwaltschaft. Viele Fragen sind offen. Das Gesundheitsministerium reagierte und beendete die Beschäftigungsverhältnisse der ärztlichen Leitung.
Im Maßregelvollzug Brandenburg/Havel soll ein Kind missbraucht worden sein. Die Staatsanwaltschaft Potsdam ermittelt wegen des „Tatvorwurfs des schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern“, wie eine Sprecherin mitteilte.
In der gesicherten Einrichtung sind Straftäter mit einer psychischen Erkrankung oder einer Suchterkrankung untergebracht.
„Es gab einen gravierenden Vorfall im Maßregelvollzug Brandenburg an der Havel“, sagte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums auf Anfrage. Das Ministerium sei zeitgleich mit dem Landesamt für Arbeitsschutz, Verbraucherschutz und Gesundheit (LAVG) am 3. November informiert worden.
Nach Informationen der „Potsdamer Neuesten Nachrichten“ (PNN) und des „Tagesspiegel“ haben die Missbrauchsvorwürfe auch erste Konsequenzen. Das Brandenburger Gesundheitsministerium hat demnach die den Chefarzt des Hochsicherheitsbereichs sowie eine Ärztin mit sofortiger Wirkung gekündigt.
Weitere Details wurden nicht bekannt. Offen bleibt somit, zu welchem Zeitpunkt die Klinikleitung erstmals von dem Vorfall erfuhr, wie sie darauf reagierte und zu welchem Zeitpunkt sie ihn meldete.
Es seien „unverzüglich Maßnahmen zur schnellen Aufklärung ergriffen“ worden, hieß es seitens des Gesundheitsministeriums weiter. Zudem habe es am 4. und 6. November vor Ort „anlassbezogene Prüfungen in der betroffenen Klinik“ gegeben. Am 10. November habe das Ministerium bei der Staatsanwaltschaft Strafanzeige erstattet.
Weitere Details nannten weder das Ministerium noch die Staatsanwaltschaft. „Im Hinblick auf die laufenden Ermittlungen und zum Schutz der Persönlichkeitsrechte der Beteiligten werden derzeit keine weitergehenden Auskünfte erteilt“, erklärte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft.
Viele Fragen in dem Fall bleiben offen − etwa, wie das Kind überhaupt in die Einrichtung gelangte. Und gegen wen ermittelt wird. Nach Informationen der PNN soll es bereits vor mehreren Monaten zu dem Vorfall gekommen sein. Der Missbrauchsverdacht richtet sich nach Informationen der Zeitung gegen Patienten, nicht gegen Beschäftigte der Klinik.
Im Maßregelvollzug werden Straftäter untergebracht, die aufgrund ihrer Erkrankung nicht oder nur vermindert schuldfähig sind. Die Menschen sollen in der forensischen Psychiatrie behandelt und die Öffentlichkeit vor ihnen beschützt werden. Im Land Brandenburg gibt es zwei solcher Einrichtungen. Am Standort Brandenburg/Havel können laut Ministerium 131 Patienten untergebracht werden.
dpa/ceb
Source: welt.de