Benjamin von Stuckrad-Barre macht es einem nicht leicht, noch eine weitere Runde mit ihm zu drehen. Die bombastische Selbstvermarktung von Noch wach? (2023), seinem Schlüsselroman über den Springer-Konzern, dem er sich zehn Jahre lang freudig angedient hatte, schien ein klein wenig überdosiert. Das allzu kalkuliert herbeigeführte Medienereignis vertrug sich einfach nicht so gut mit einem offenkundig moralischen Anliegen, nämlich über Machtmissbrauch in einem Roman zu berichten, über MeToo und ungute Abhängigkeitsverhältnisse. Dass der langjährige Nutznießer des Medienapparats zu seinem größten Kritiker avancierte (und dadurch erneut von ihm profitierte), musste nicht jedem in jeder Hinsicht plausibel oder sympathisch erscheinen – zumal der Verdacht nahelag, dass der gewandelte Zeitgeist ein besonders großer Treiber der Herzensläuterung war.