Kaufland entlässt sogar Mütter in Elternzeit! Handelt dieser Discounter noch legal?

325 Menschen verlieren bei Kaufland ihren Job – ersetzt durch Werkvertragskräfte aus Osteuropa. Trotz Milliardenumsatz spart der Konzern am Personal. Was aus den Entlassenen nun wird, zeigt ein neuer Bericht


Der Kaufland-Skandal geht weiter

Foto: Jan Hübner/Imago Images


Für Hunderte Kaufland-Beschäftigte enden die monatelangen Verhandlungen zwischen Betriebsrat und Unternehmen bitter. Im Januar hatte der Supermarkt-Riese angekündigt, einen Großteil der insgesamt 500 Beschäftigten in einem Logistiklager im bayerischen Donnersdorf zu entlassen und durch sogenannte Werkvertragsarbeiter zu ersetzen. Dabei handelt es sich meist um Menschen aus Osteuropa, denen deutlich niedrigere Löhne gezahlt werden. Proteste der Belegschaft, scharfe Kritik aus Gewerkschaften und Politik sowie der Einsatz des Betriebsrates blieben offenbar weitestgehend ohne Erfolg.

Seit Ende Juni steht endgültig fest, dass 325 Menschen ihren Arbeitsplatz im Kaufland-Lager verlieren. Wie geht es für diese Menschen nun weiter?

131 von ihnen haben laut einem Bericht der Mainpost einen Aufhebungsvertrag unterzeichnet, 157 werden gekündigt. Die übrigen 37 nutzen das Angebot einer sogenannten Transfergesellschaft, an Weiterqualifizierungsmaßnahmen teilzunehmen. Laut Betriebsrat sind auch Mitarbeiter, die sich aktuell im Mutterschutz oder in Elternzeit befinden, von den Kündigungen betroffen.

Weiter berichtet die Lokalzeitung, dass die örtliche Arbeitsagentur mit dem Ausmaß der Kündigungen überfordert sei. Ein Sprecher der Behörde sagte der Mainpost: „Massenentlassungen in dieser Größenordnung bedeuten für die Agentur für Arbeit immer einen organisatorischen Mehraufwand.“ Zwar konnten sich Beschäftigte und Unternehmen laut dem Bericht auf relativ hohe Abfindungssummen einigen. Trotzdem dürften die Entlassungen schwere Folgen haben.

Nur fünf Menschen, die von der Entlassung betroffen sind, haben einen neuen Job

Denn laut Arbeitsagentur schwächeln viele Betriebe in der Region. „Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen haben sich seit Mitte letzten Jahres leider weiter eingetrübt“, zitiert die Mainpost einen Sprecher. So konnten bisher offenbar erst fünf Menschen, die von der Massenentlassung betroffen sind, einen neuen Job finden – obwohl die Agentur für Arbeit im Juni eine Jobbörse organisierte, um die Entlassenen an Unternehmen aus der Region zu vermitteln.

Dass auch Kaufland aus wirtschaftlicher Not handelt, ist zu bezweifeln. Die Schwarz-Gruppe, zu der der Konzern gehört, eröffnete im vergangenen Geschäftsjahr weltweit 300 neue Filialen und stellte 20.000 Menschen ein. Der Umsatz wuchs zwar etwas weniger stark als 2023, aber immerhin noch um 4,5 Prozent. Das Unternehmen führt das Ranking der größten Lebensmittelhändler Europas an.

Trotzdem ist die Nachricht aus Donnersdorf nur eine von vielen, die in den vergangenen Monaten für Unmut sorgten. Im Frühjahr hatte ein Recherche-Team von RTL und Stern Hygienemängel in zahlreichen Kaufland-Filialen aufgedeckt. Kurze Zeit später sollen Beschäftigte in einem Lager in Barsinghausen bei Hannover gekündigt worden sein, weil sie sich für längere Zeit krankgeschrieben hatten.

Baden-Württemberg: 80 Mitarbeitende wurden im Juni über ihre Kündigungen informiert

Weiter ging es im Juni in Albstadt, einer Kleinstadt zwischen Tübingen und Konstanz: 80 Mitarbeitende wurden in einem Rutsch über ihre bevorstehenden Kündigungen in Kenntnis gesetzt. Die betroffene Filiale sollte eigentlich nur erneuert werden, die Angestellten waren davon ausgegangen, dass sie in der Zwischenzeit in anderen Filialen beschäftigt werden.

Das Agieren des Konzerns in Donnersdorf ist besonders brisant, vor allem weil der Einsatz von Werkverträgen rechtlich höchst umstritten ist. In der Vergangenheit wurden Unternehmen, die davon Gebrauch machten, regelmäßig zu Strafzahlungen verurteilt – so auch Kaufland 2013. In der Fleischindustrie sind Werkverträge seit 2021 rechtswidrig, nachdem extrem prekäre Arbeitsbedingungen für Werkvertragsarbeiter beim Fleischhersteller Tönnies öffentlich geworden waren.

Noch 2020 hatte die Schwarz-Gruppe vollmundig angekündigt, bei der Frischfleischproduktion auf Werkvertragsarbeit zu verzichten. Im Logistikbereich möchte der Konzern offenbar nicht darauf verzichten – schließlich kann so viel Geld eingespart werden. Dass so Hunderten Menschen nun die Existenzgrundlage entzogen wird, scheint dagegen kaum eine Rolle zu spielen.

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