Als die Sicherheitsbehörden am Freitag in Utah verkündeten, den mutmaßlichen Mörder des ultrarechten Aktivisten Charlie Kirk in Gewahrsam zu haben, nutzte einer das zur besonderen Selbstprofilierung. FBI-Direktor Kash Patel nannte den Ermittlungserfolg „historisch“. Das passiere, wenn man „gute Polizisten Polizisten sein lässt“.
Das war ein Selbstzitat. In seinen Anhörungen im Senat hatte Patel genau das angekündigt: Die Bundespolizei müsse sich wieder auf ihre Kernaufgabe beschränken, die Verbrecherjagd. Das sollte heißen: Er werde im FBI aufräumen und den „tiefen Staat“ beseitigen, der sich angeblich in die Politik einmische.
Der mutmaßliche Täter stellte sich
Trotz der Großfahndung örtlicher Polizeikräfte und der – vom FBI koordinierten – Bundesbehörden waren es andere Umstände, die zur Festnahme von Tyler R. führten: Sein Vater hatte ihn auf einem Fahndungsfoto erkannt und den Sohn mithilfe eines Pastors überzeugt, sich zu stellen.
Patel hatte seine Gründe, sich mit dem Ermittlungserfolg zu brüsten: Er ist bekannt für seine schnellen Daumen, mit denen er sein Mobiltelefon bedient. Am Mittwoch hatte er über die Plattform X schon die Festnahme eines „Verdächtigen“ vermeldet, als der Gouverneur von Utah gerade in einer Pressekonferenz bewusst vorsichtig von einer „Person von Interesse“ sprach. Nach einer Befragung musste man die Person wieder gehen lassen.
Druck aus dem Weißen Haus
Auch gab es Berichte über Krisensitzungen des FBI, in denen Patel hauptsächlich dadurch auffiel, dass er derb herumfluchte. Er wusste, dass Donald Trump einen schnellen Ermittlungserfolg forderte, schließlich war Kirk ein enger Verbündeter des Präsidenten.
Trump hat den 2017 von ihm selbst nominierten FBI-Direktor Christopher Wray Anfang dieses Jahres ausgetauscht. Der war darum bemüht gewesen, sich aus der Politik herauszuhalten.
Trump suchte einen Rächer
Trump aber suchte nun einen Rächer, der gegen all jene vorgehen würde, die sich an der Strafverfolgung gegen ihn beteiligt hatten. Einen solchen fand er in Patel. Der 45 Jahre alte Jurist aus New York, Sohn indischstämmiger Eltern aus Ostafrika, geriet als Mitarbeiter des Kongressabgeordneten Devin Nunes in Trumps Orbit. Nunes war in Trumps erster Amtszeit Vorsitzender des Geheimdienstausschusses im Repräsentantenhaus und engagierte sich – unterstützt von Patel – als energischer Verteidiger des Präsidenten in der Russlandaffäre. Später war Patel Mitarbeiter im Nationalen Sicherheitsrat und stellvertretender Nationaler Geheimdienstdirektor unter Rick Grenell.
Während der Biden-Jahre hat er unter anderem sein Geld damit verdient, Trump-Devotionalien zu verkaufen und Kinderbücher unter dem Titel „Komplott gegen den König“ zu schreiben – eine Hommage an seinen heutigen Dienstherrn.
Source: faz.net