Zum Auftakt der Frankfurter Buchmesse sendet die Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Karin Schmidt-Friderichs, ein kämpferisches Signal in Richtung der Anbieter Generativer Künstlicher Intelligenz wie ChatGPT & Co. Zwar biete Künstliche Intelligenz auch für Verlage und Buchhändler einige Chancen, es dürfe dabei aber nicht vergessen werden, dass die Fähigkeiten dieser Systeme „auf dem größten Datenklau der Geschichte“ basierten, sagte Schmidt-Friderichs am Dienstagvormittag auf der Eröffnungspressekonferenz der Buchmesse.
Für das Training der großen KI-Sprachmodelle würden millionenfach urheberrechtlich geschützte Bücher ohne Einverständnis der Urheber genutzt und ohne irgendeine Form der Honorarzahlungen an die Autoren. Das könne so nicht hingenommen werden. Zwar habe die EU mit dem KI-Gesetz einen ersten Schritt in die richtige Richtung gemacht, doch das reiche noch nicht aus. Notfalls müsse der Streit vor Gerichten ausgetragen werden. Die Buchbranche stehe noch ganz am Anfang einer langen Debatte, wie diesem Vorgehen Einhalt geboten werden könne.
„Die Politik verschließt die Augen vor diesem Bildungsnotstand“
Von der Politik forderte sie zudem mehr Unterstützung. Noch immer verlasse jedes vierte Kind die Grundschule, ohne richtig lesen zu können. „Die Politik verschließt die Augen vor diesem Bildungsnotstand“, sagte die Verlegerin, dabei sei Lesekompetenz die Grundlage für gesellschaftliche Teilhabe und eine wehrhafte Demokratie. Schmidt-Friderichs prangerte auch das Verschwinden von Literatursendungen aus dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk an. Streichungspläne bei Kultursendern seien eine „fatale Weichenstellung“.
Lobende Worte fand sie indes für die Fortführung des im vergangenen Jahr eingeführten Kulturpasses, den die Bundesregierung allen Achtzehnjährigen schenkt, auch wenn das Budget für jeden Einzelnen im Vergleich zum Vorjahr wegen der angespannten Haushaltslage von 200 auf 100 Euro halbiert wurde. Wer sich als Jugendlicher, der in diesem Jahr 18 Jahre alt wird, für den Kulturpass registriert, kann über die gleichnamige App das Budget nach Lust und Laune für Kultur ausgeben – etwa für Bücher oder Eintrittskarten von Festivals, Museen und Theatern. Über eine Million Bücher seien auf diese Weise schon gekauft worden.
Die Buchmesse wird am Mittwoch für das Fachpublikum geöffnet, von Freitag bis Sonntag kann die weltgrößte Bücherschau dann auch vom Lesepublikum besucht werden. Die Messe hat in diesem Jahr erstmals dem Genre „New Adult“ eine eigene Halle eingeräumt, in der junge Erwachsene ihren Lieblingsautoren begegnen können. „Was dort geschieht, hat eher den Charakter einer Convention als einer klassischen Messe“, sagte Buchmessen-Direktor Juergen Boos, für „Leser, die Fans sind“.
Mit der aktuellen Marktlage zeigte sich der Börsenverein zufrieden: Der Umsatz des Buchhandels in den ersten drei Quartalen des laufenden Jahres liege leicht über dem Vorjahresniveau. „Das müssen uns andere Branchen erst mal nachmachen“, sagt Schmidt-Friderichs. Auch Deutschlands größte Buchhandelskette Thalia mit ihren knapp 400 Filialen hierzulande meldete am Dienstag gute Zahlen.