„Kanzlei Liebling Kreuzberg“: Bei Opa war die Gesamtheit besser

Kanzlei Liebling Kreuzberg fängt schon mit einem Fehler an. Als Lisa Liebling aus der U-Bahn steigt und sich umsieht, steht sie am wohl fotogensten Fernsehort Berlins, dem Kottbusser Tor. Von dort läuft sie in die Kanzlei ihres Großvaters, des legendären Robert Liebling. Nur: Die Kanzlei Liebling befand sich am Ende der erfolgreichen ARD-Serie gar nicht mehr am nahe gelegenen Planufer in Kreuzberg. Sondern in Berlin-Mitte und dann, noch mal später, ein paar U-Bahn-Stationen weiter am Schlesischen Tor. 

Es kommt vielleicht ein wenig kleinkariert daher, aber wenn man als Kreuzbergerin diesen Film guckt, entdeckt man noch so manch andere Ungenauigkeit. Das hippe Café am „Kotti“ etwa, in dem sich ein großer Teil der Handlung abspielt, befindet sich in Wahrheit neben einem der virulentesten Drogenumschlagplätze der Gegend und würde kaum zum Verweilen mit dem Fair-Trade-Kaffeebecher einladen. Aber gut, Film muss ja nicht immer von Authentizität leben. Obwohl es dieser Degeto-Produktion natürlich explizit darum geht, eine als authentisch gelabelte Fernsehfigur wieder aufleben zu lassen: Robert Liebling, gespielt von Manfred Krug, der in fünf Staffeln Liebling Kreuzberg von 1986 bis 1998 als Anwalt im geteilten und wiedervereinigten Berlin tätig war. Als Testballon wurde nun ein 90-Minüter gedreht, vermutlich um zu prüfen, inwiefern das Update die nostalgischen Gefühle beim Zielpublikum von Mitte 40 bis 70 befriedigt.  

Nun ist Manfred Krug schon seit acht Jahren tot, lediglich seine mehrteilige Autobiografie lässt ihn noch sehr lebendig erscheinen – als den Lebemann, dem sein Freund, der große Schriftsteller und Drehbuchautor Jurek Becker, ein Denkmal in der Serie geschaffen hatte. 

Lieblings Nachfolge tritt also die Enkelin Lisa (Luise von Finckh) an, eine junge, starke, rebellische Frau, wie sie das öffentlich-rechtliche Fernsehen liebt. Hinterlassen hat ihr der Opa einen Brief, in dem steht, dass sie nach Abschluss ihres Juraexamens ein Anrecht auf eine Partnerschaft in der Kanzlei habe. Diese (wo immer sie auch in Berlin sein möge, Außenansichten werden vermieden) wird allerdings seit vielen Jahren erfolgreich von einer anderen, ebenfalls starken, kompetenten, allerdings etwas älteren Frau geführt: Talia Jahnka, gespielt von Gabriela Maria Schmeide.  

Natürlich kommt es zum Konflikt, der sich aber nur an Nebenschauplätzen abspielt und die wichtigen Themen (Konkurrenzkampf unter Frauen, Existenzängste, Neid, Missgunst, rechtliche Differenzen) komplett umschifft. Die sonst so großartige Gabriela Maria Schmeide (zuletzt etwa in Tina Mobil) muss ihre Figur als sehr eindimensionale harte Geschäftsfrau anlegen, die sich mit der jungen Kollegin vorwiegend übers Gendern streitet und Machtspiele durch Kaffee-holen-Lassen austrägt.  

Lisa wiederum ist der holzschnittartige Entwurf von dem, was man sich bei der Degeto offenbar unter einer woken Person vorstellt. Sie möchte nur Fälle übernehmen, die sie auch moralisch vertreten kann. In der irrigen Annahme, sie würde damit im „Geiste ihres Großvaters“ handeln. Das ist der zweite inhaltliche Fehler der Serie, und er steht sinnbildlich dafür, warum so viele Figuren in deutschen Fernsehproduktionen unfassbar langweilig und vorhersehbar sind. Die des Robert Liebling war nämlich keineswegs die eines moralisch standhaften Prinzipienreiters. Manfred Krug spielte einen Mann, der sich aufgrund eines Erbes sehr entspannt zurücklehnen konnte, nur sporadisch in seiner Kanzlei auftauchte und sich für einen Großteil seiner Klienten kaum bis gar nicht interessierte. Einen jungen Anwalt stellte er nur ein, damit der für ihn die Arbeit übernahm, die ab und zu doch mal anfiel. Liebling selbst hing gerne im Tiergarten ab, steckte ab und zu seiner Tochter, die bei der Mutter aufwuchs, Geld zu und besuchte seine Geliebten, von denen er häufig mehrere gleichzeitig hatte. Seine Enkelin Lisa würde einen Mann wie ihn heutzutage wohl als toxisch bezeichnen, mindestens als narzisstischen Chef. 

Eine der wenigen gelungenen Dialogzeilen im Film Kanzlei Liebling Kreuzberg lautet daher auch: „Du willst deine Zukunft doch nicht von einem alten Mann abhängig machen“ – aus dem Mund der genervten Kanzleichefin Talia. Aber doch, genau das will die Enkelin Lisa. Warum sie das so umtreibt, bleibt aber im Unklaren. 

Kanzlei Liebling Kreuzberg fängt schon mit einem Fehler an. Als Lisa Liebling aus der U-Bahn steigt und sich umsieht, steht sie am wohl fotogensten Fernsehort Berlins, dem Kottbusser Tor. Von dort läuft sie in die Kanzlei ihres Großvaters, des legendären Robert Liebling. Nur: Die Kanzlei Liebling befand sich am Ende der erfolgreichen ARD-Serie gar nicht mehr am nahe gelegenen Planufer in Kreuzberg. Sondern in Berlin-Mitte und dann, noch mal später, ein paar U-Bahn-Stationen weiter am Schlesischen Tor. 

Es kommt vielleicht ein wenig kleinkariert daher, aber wenn man als Kreuzbergerin diesen Film guckt, entdeckt man noch so manch andere Ungenauigkeit. Das hippe Café am „Kotti“ etwa, in dem sich ein großer Teil der Handlung abspielt, befindet sich in Wahrheit neben einem der virulentesten Drogenumschlagplätze der Gegend und würde kaum zum Verweilen mit dem Fair-Trade-Kaffeebecher einladen. Aber gut, Film muss ja nicht immer von Authentizität leben. Obwohl es dieser Degeto-Produktion natürlich explizit darum geht, eine als authentisch gelabelte Fernsehfigur wieder aufleben zu lassen: Robert Liebling, gespielt von Manfred Krug, der in fünf Staffeln Liebling Kreuzberg von 1986 bis 1998 als Anwalt im geteilten und wiedervereinigten Berlin tätig war. Als Testballon wurde nun ein 90-Minüter gedreht, vermutlich um zu prüfen, inwiefern das Update die nostalgischen Gefühle beim Zielpublikum von Mitte 40 bis 70 befriedigt.  

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