Nach den gewaltsamen Protesten mit mehreren Toten in Madagaskar will Präsident Andry Rajoelina die jungen Demonstrierenden zu Gesprächen einladen. Rajoelina kündigte für Mittwoch einen nationalen Dialog an, an
dem Geistliche, Studierende und Jugendvertreter
teilnehmen sollen. Zudem ernannte der Präsident mit dem General Ruhphin Fortunat einen neuen Ministerpräsidenten. Als Reaktion auf die anhaltenden Proteste hatte er in der vergangenen Woche das ganze Kabinett entlassen.
In dem Inselstaat schlossen sich zuletzt viele junge Menschen zusammen, um gegen die Regierung von Madagaskar zu demonstrieren. Zunächst richteten sie die Proteste gegen den wiederholten Ausfall der Strom- und Wasserversorgung. Die Protestierenden kritisieren zudem die grassierende Armut und Korruption in den
höchsten Ebenen der Verwaltung, fordern inzwischen aber auch den Rücktritt Rajoelinas. Es handelt sich um die größte Protestbewegung in Madagaskar seit Jahren. Die Protestierenden setzten Rajoelina nun ein 48-stündiges Ultimatum, um auf ihre Forderungen
einzugehen.
Mindestens 22 Tote bei Protesten
Knapp zwei Wochen dauern die Proteste bereits an. Das harte Vorgehen der Sicherheitskräfte hatte zuvor für Kritik gesorgt. Madagassische Sicherheitskräfte setzten immer wieder Tränengas, Blendgranaten, Gummigeschosse und Platzpatronen ein, um die Menschen auseinanderzutreiben. Durch Polizeigewalt und bei Plünderungen seien mindestens 22 Menschen getötet und mehr als 100 verletzt worden, sagte der UN-Menschenrechtskommissar Volker Türk. Die Regierung streitet die Zahlen ab.
Nach dem Vorbild von Nepal, wo Anfang September Protestierende den Regierungschef zum Rücktritt bewegt hatten, protestieren in Madagaskar vor allem Mitglieder der Generation Z. Zur Gen Z gehören Menschen, die zwischen 1995 und 2010 geboren wurden. Sie prangern etwa auch Mängel im Bildungssystem oder die hohe Arbeitslosigkeit in dem Land an.
Wie Präsident Rajoelina in seiner Ansprache mehrfach aufgriff, möchte er mit der Neuaufstellung der Regierung die öffentliche Ordnung wiederherstellen. Vom neuen Ministerpräsidenten zeigte sich die Protestbewegung allerdings nicht begeistert. Aus ihrer Sicht sei die Ernennung von Fortunat lediglich ein „kosmetisches Manöver“. Rajoelina versprach nun, „die
Anliegen der Menschen anzuhören und dauerhafte Lösungen für die
uns betreffenden Probleme zu entwickeln“.