Jensen Huang: Nvidia will mit Nims die Kl-Welt revolutionieren

Die Stimmung in Taipehs großer Basketballarena erinnert an ein Rockkonzert. Coldplays „Viva la Vida“ und Taylor Swifts „Shake it off“ dröhnen aus den Boxen. Viele Besucher haben schon lange vor dem Einlass im strömenden Regen vor der Halle ausgeharrt. Doch kein Rockstar tritt nun auf die Bühne. Stattdessen wird Jensen Huang mit tosendem Applaus von den vielleicht 5000 Zuschauern empfangen – technisch gesehen der Vorstandsvorsitzende eines IT-Konzerns, de facto „der König der Welt“, wie ein Analyst begeistert auf Twitter schreibt.

Huang leitet Nvidia, und damit das Unternehmen, das sich mit seinen Hochleistungsprozessoren zum Dreh- und Angelpunkt der Künstlichen Intelligenz gemausert hat und innerhalb kürzester Zeit mit einem Marktwert von 2,7 Billionen Dollar in eine Liga mit Microsoft und Apple hochgeschossen ist. Wie immer in schwarzer Lederjacke und kalifornischer Lässigkeit ist Huang zu einer Art Steve Jobs des KI-Zeitalters geworden, einer der auch den breiten Massen erklären kann, wie sich die Computerwelt gerade vom Kopf auf die Füße stellt.

Und Huang, der in Amerika geboren wurde und Karriere gemacht hat, ist gebürtiger Taiwaner, so dass der Auftritt in Taipeh ein Heimspiel für ihn ist. Immer wieder scherzt er auf Chinesisch und erzählt, dass er sich die Narbe auf seinem Gesicht auf einem der vielen Nachtmärkte in Taipeh zugezogen habe. „Ein Verkäufer wusch seine Messer und ich war damals ein kleines Kind.“

„Danke Taiwan“

Und er gibt den Taiwanern das, was sie in diesen unruhigen Zeiten der wachsenden Kriegsgefahr aus China brauchen: Zuversicht, und die Bestätigung, wie wichtig dieses kleine Land im fernen Osten, in dem der größte Teil der Hochleistungschips für die ganze Welt gebaut wird, für die weltweite IT-Industrie ist. „Danke Taiwan. Ihr habt die Infrastruktur für die KI-Revolution in der Welt aufgebaut“, ruft er seinen Zuhörern zu. „Und wir werden auch in Zukunft diese Technologien mit Euch zusammen aufbauen.“

Wie die Zukunft aussieht, so scheint es immer wieder in der zweistündigen Rede, weiß keiner besser als Huang. Gleich mehrere große Ankündigungen hat der Nvidia-Chef im Gepäck. So will Nvidia mit sogenannten Nims (Nvidia Inference Microservices) künftig Künstliche Intelligenz im Miniaturformat anbieten, die sich Kunden dann je nach Bedarf zusammen setzen. „Sie werden funktionieren, wie echte Mitarbeiterteams aus unterschiedlichen Experten. Und der Teamleader bietet Ihnen dann die Lösungen.“

Bessere Rechenleistung, weniger Stromverbrauch

Und auch eine neue Prozessorgeneration für KI-Rechenzentren, den „Rubin“, kündigt Huang an. „Ich weiß nicht, ob ich diese Ankündigung nicht noch bereuen werde“, scherzt Huang. Schließlich hat er erst im März den gerade erst anlaufenden Prozessoren Blackwell angekündigt, den er an diesem Abend in Taipeh unter begeistertem Jubel auf die Bühne trägt.

„Ich kann nicht laufen, ich muss rennen“, hatte Huang zu Beginn seines Auftritts mit Blick auf das volle Programm gesagt. Das scheint sein Lebensmotto zu sein.

Das Kunststück der neuen Prozessoren soll sein, dass sie bei immer besserer Rechenleistung immer weniger Strom verbrauchen. Noch im Jahr 2016 habe die Generierung eines Tokens, also die kleinste Einheit in der KI Texte verarbeitet, laut Huang noch 17.000 Joule an Energie erfordert. Dies entspräche der Energie, mit denen zwei 100-Watt-Lampen zwei Tage lang leuchten können. Heute seien es nur noch 0,4 Joule.

Das mache es zu einem echten Kostensparprogramm, alte Prozessoren durch neue zu ersetzen, sagt Huang und scherzt:„Je mehr Sie kaufen, desto mehr sparen Sie.“ Das sei „CEO-Mathematik“, zwar nicht akkurat, aber korrekt.

Denn darum wird es in dieser Woche vor allem gehen, wenn die Computerbranche aus aller Welt zu der Messe Computex in Taipeh zusammenkommt: Unternehmenslenker aus ganz unterschiedlichen Branchen davon zu überzeugen, KI in ihr Geschäft zu integrieren. Aus Sicht von Huang soll das natürlich mithilfe von Nvidia passieren. Doch die Konkurrenz, von AMD und Intel bis hin zu Arm, schläft nicht – sie alle zeigen ihre Neuigkeiten auf der Computex.

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