Es war ein kurzer Besuch im Kanzleramt. Um die Mittagszeit fuhr
Argentiniens Präsident Javier Milei am Sonntag in Berlin vor, schüttelte
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) die Hand, eine Stunde sprachen sie, wie vorgesehen, danach
verabschiedete sich der Gast aus Argentinien schon wieder. Die zunächst
angekündigte gemeinsame Pressekonferenz wurde abgesagt, die argentinische
Delegation hatte um eine Verkürzung des Programms gebeten. Journalistenfragen musste
der Freund der Freiheit dann keine beantworten.
Damit bleibt der argentinische Präsident sich treu. Interviews gibt er in
der Regel nur wohlwollenden Journalisten, Pressekonferenzen sind selten. Dass
er überhaupt Scholz besucht hat, ist schon außergewöhnlich. Milei folgt bei
Auslandsreisen seiner eigenen Agenda. Sie ist nicht durch diplomatische
Bemühungen eines Staatsoberhaupts bestimmt, sondern dient dem Aufbau
politischer Allianzen, jenseits von Regierungen. In Spanien traf Milei den Chef
der rechtsextremen Partei Vox und nicht Ministerpräsident Pedro Sánchez. In den
USA kam er mit Elon Musk zusammen, einem erklärten Fan des selbst ernannten
Anarchokapitalisten. Und in Deutschland war ihm der Besuch bei der Friedrich-August-von-Hayek-Gesellschaft
am Samstag in Hamburg wohl wichtiger, als der Termin beim Bundeskanzler –
zumindest hat er bei den Fürsprechern des Liberalismus mehr Zeit verbracht.