Italiens Modemarke Versace weckt Begierden

Der Name steht für Extravaganz und Luxus in der Modewelt. Grelle Farben und verwegene Muster haben Versace bekannt gemacht. Doch die Marke hat wirtschaftliche Probleme. Laut den jüngsten vorliegenden Zahlen hat der Modehersteller in den sechs Monaten bis Ende September 2024 einen Verlust von 20 Millionen Dollar und einen Umsatzrückgang von 22 Prozent auf 420 Millionen Dollar erlitten. Die profitablen Zeiten sind vorerst vorbei: Im Vorjahr hatte Versace im Halbjahr bis September noch einen Gewinn von 38 Millionen Dollar erzielt. Doch nun machen sich die Kunden rar und nehmen Abstand von hohen Preisen: Zwischen Juli und September 2024 ging der Umsatz sogar um 28 Prozent auf nur noch 201 Millionen Dollar zurück.

Gegründet hat die Marke der italienische Designer Gianni Versace, der 1997 in Miami erschossen wurde. Seither führt vor allem seine Schwester Donatella die Geschäfte. Italienisch ist Versace aber nicht mehr hinsichtlich der Eigentümer: Seit 2018 gehört Versace zur Gruppe des amerikanischen Modedesigners Michael Kors, die inzwischen ein Teil der multinationalen Holding Capri mit Hauptsitz in London ist.

Prada dürfte nicht der einzige Interessent sein

Könnte Versace nun aber wieder unter das Dach einer italienischen Holding kommen? Die Spekulationen in diese Richtung nehmen zu. So prüft die Prada-Gruppe das Versace-Dossier, wie die italienische Wirtschaftszeitung „Il Sole 24 Ore“ berichtet. Weder Prada noch Capri wollten dazu Stellung nehmen. Schon im Dezember waren Gerüchte aufgekommen, dass die Capri-Holding Versace verkaufen könnte, so wie unter Umständen auch die Marke Jimmy Choo, die zuletzt ebenfalls Verluste erwirtschaftete. Die britische Barclays Bank soll mit der Käufersuche beauftragt worden sein, berichtete die Fachzeitschrift „Women’s Wear Daily“. Nun sollen sich die maßgeblichen Entscheider bei Prada – die Mehrheitseigentümer Miuccia Prada und ihr Mann Patrizio Bertelli sowie der Vorstandsvorsitzende Andrea Guerra – die amerikanische Citi-Bank an ihre Seite geholt haben, um eine Übernahme zu prüfen.

Prada dürfte jedoch nicht der einzige Interessent an der illustren Marke sein. Andere Modekonzerne sowie Private-Equity-Fonds blicken wohl ebenfalls auf das Thema. Schon vor einem Jahr wurde die gleiche Operation von der Holding Exor der Industriellenfamilie Agnelli und von der Gucci-Muttergesellschaft Kering in Betracht gezogen.

Wie immer ist die Bewertung eine der offenen Fragen. Der Luxussektor geht derzeit durch einen Abschwung, was stark mit der Konjunkturabkühlung in China zu tun hat. Zudem haben es laut etlichen Fachleuten viele Marken mit den Preiserhöhungen übertrieben. Eine gewisse Müdigkeit gegenüber dem Luxussektor verbreite sich.

Abgesagte Fusion belastet Capri

Die Michael Kors Holding, heute Capri, kaufte Versace 2018 der gleichnamigen Familie und dem amerikanischen Investmentfonds Blackstone für rund 1,83 Milliarden Euro ab. Zunächst wuchs der Umsatz bis zum Jahr 2023 auf mehr als 1,1 Milliarden Dollar. Doch dann erfasste den Hersteller die globale Konjunkturdämpfung.

Die Capri Holding steht zudem unter Druck, seit im Oktober ein Gericht in New York aus Wettbewerbsgründen die geplante Fusion mit einer anderen Luxusgruppe untersagt hat: der Tapestry-Gruppe, zu der Marken wie Coach, Kate Spade und Stuart Weitzman gehören. Das amerikanische Gericht gab der Federal Trade Commission (FTC) recht, die vor höheren Preisen für Handtaschen und geringerer Qualität im unteren Preissegment gewarnt hatte. Die Aktie der Capri-Holding verlor am Tag der Rechtsprechung die Hälfte ihres Wertes, während Tapestry um zwölf Prozent zulegte. Seither hat sich das Capri-Papier nicht mehr erholt. Die Anleger bewerten die Holding heute nur noch mit rund 2,5 Milliarden Dollar, rund einem Fünftel des historischen Höchststandes von 2014.

Prada dagegen erlebt derzeit einen guten Lauf. In den ersten neun Monaten des Jahres 2024 stieg der Umsatz um 18 Prozent auf 3,8 Milliarden Euro. Besonders die Tochtergesellschaft Miu Miu erlebte mit einem Umsatzwachstum von 97 Prozent geradezu eine Explosion der Verkäufe. Miu Miu ist das Steckenpferd der inzwischen 75-jährigen Designerin Miuccia Prada, mit dem sie ihre kreative Ader voll ausleben kann, berichten Experten. Ihr Ehemann Patrizio Bertelli träumt schon lange davon, ein italienisches Gegengewicht zu den großen französischen Markenkonglomeraten LVMH und Kering aufzubauen. Frühere Versuche wie durch den Zukauf von Jil Sander und Helmut Lang sind gescheitert. Nun könnte es zu einem neuen Anlauf kommen. (Kommentar Seite 24.)

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