Dank seiner Lage im Norden des Landes lässt sich Trient von Deutschland aus schnell erreichen. Für Freunde italienischer Lebensart hat die Stadt an der Etsch eine Menge zu bieten. Und Fans der Baukunst finden hier Sehenswertes aus vielen Epochen.
Von den Römern gegründet, im Mittelalter wichtig, im 16. Jahrhundert Ort eines 18 Jahre dauernden Konzils und in der Moderne vielerorts neu bebaut: Trient ist reich an Geschichte und Architektur. Trotzdem fahren Reisende auf dem Weg in den Süden allzu oft an der Hauptstadt des Trentino vorbei. Was schade ist, denn sie verpassen die erste größere Stadt nach dem Brenner, die italienisch anmutet.
Nicht nur wegen ihrer südlichen Atmosphäre lohnt sich die Stadt, die auf Italienisch Trento heißt, sondern auch wegen ihrer vielen historischen Bauten aus vielen Epochen. Schon Johann Wolfgang von Goethe fiel das auf seiner Italienreise auf. Am 11. September 1786 notierte er in seinem Tagebuch: „Ich bin in der Stadt herumgegangen, die uralt ist und in einigen Straßen neue wohlgebaute Häuser hat.“
Anreise mit dem Zug
Mit dem Zug erreicht man Trient von München bequem und ohne Umsteigen in gut vier Stunden. Trient war schon ab 1859 mit Verona per Zug verbunden, ab 1867 ging es bis Innsbruck.
Der heutige Bahnhof ist ein minimalistisch-eleganter Flachbau, er wurde 1936 eingeweiht und gilt bereits als eine Architektur-Ikone der Moderne: Angiolo Mazzoni entwarf ihn im Stil des Rationalismus. Diese Architektur aus der Zwischenkriegszeit findet sich häufig in Trient.
Sehenswertes in Trient
In der Altstadt ist fast alles zu Fuß erreichbar, auch das etwas außerhalb gelegene Wissenschaftsmuseum MUSE ist nur einen zehnminütigen Spaziergang entfernt. Mit der Guest Card, die Trient-Touristen im Hotel ohne Aufpreis bekommen, kann man umsonst Bus fahren (visittrentino.info/de/erleben/trentino-guest-card).
Schon Goethe schlenderte am Castello del Buonconsiglio vorbei. Einst war es Residenz der Trienter Fürstbischöfe, seit 1973 beherbergt das Schloss ein Kunstmuseum. Besonders lohnenswert ist der Blick von der Loggia auf die Stadt an der Etsch. Unbedingt sehenswert sind im Adlerturm die einzigartigen gotischen Monatsfresken – unbedingt vorher anmelden (buonconsiglio.it).
Das andere wichtige alte Gemäuer ist San Vigilio, in diesem Dom wurde ab 1545 das Konzil von Trient abgehalten. Die Stadt lag auf halbem Weg zwischen deutschem Kaiserreich und Rom. Von hier sollte die Gegenreformation auftrumpfen, alle katholischen Würdenträger strömten nach Trient. Bis heute beeindruckt das prächtige Kirchenschiff aus dem 13. und 14. Jahrhundert, wie muss das erst damals gewirkt haben!
Ein Kontrastprogramm zur Historie bietet der im Faschismus unter Benito Mussolini entstandene Rationalismus – mal in Form eleganter Bauhaus-Linien, mal als bombastische Machtarchitektur. Mit diesem Stil startete, ausgehend von Mailand, die Moderne in Norditalien.
Nach dem Zweiten Weltkrieg gerieten die Bauten in Verruf. „Seit einigen Jahren werden sie aber wieder entdeckt“, sagt der Trentiner Architekt Giovanni Marzari. So organisiere das MART, das Museum für moderne und zeitgenössische Kunst mit Standorten in Trient und Rovereto, zu diesem Stil Kongresse; zudem werde an der Universität in Trient dazu geforscht. „Die Bauten des Rationalismus stehen inzwischen unter Denkmalschutz und werden als neuzeitliche Attraktion angesehen.“
Hotels und Kunst
Einen offiziellen Rationalismus-Rundgang hat die Stadt nicht ausgeschildert, aber man kann diese Epoche auch auf eigene Faust erkunden: Unweit des neuen Bahnhofs entstand Ende der 1930er-Jahre das „Grand Hotel Trento“, kein Plüschpalast, sondern im nüchternen Stil ohne Fassadenornamente mit zinnoberrotem zylindrischem Gebäudeteil erbaut.
Der Hotelarchitekt, Giovanni Lorenzi, baute 1937 auch das Supercinema Vittoria mit seinen elegant geschwungenen Balkonen und Deckenelementen im Saal, das bis heute in Betrieb ist. Wer anderswo wohnt, sollte auf einen Espresso in das imposante „Grand Hotel“ hineinlinsen und das verschlungene Bodenmosaik in der Lobby bestaunen.
Dieselben Formen und Farben finden sich bei einem weiteren Gebäude aus der Zwischenkriegszeit: einer Schule von Adalberto Libera neben dem Castello. Von Libera stammt auch das markante Amtsgebäude der Autonomen Region Trentino-Südtirol, es steht auf Säulen neben dem „Grand Hotel“, ein Nachkriegsentwurf von 1954, man kann ohne Weiteres hineinspazieren.
Aber es gibt noch neuere „wohlgebaute Häuser“: Baumeister Renzo Piano errichtete 2013 das eingangs erwähnte MUSE (muse.it/de/), ein Museum für die Naturwissenschaften mit futuristischer Glasfassade. Vormittags sorgen Schulklassen für Unruhe, besser geht man nachmittags hin und bewundert entspannt das sechsgeschossige Atrium, in dem ausgestopfte einheimische Tiere über einem Walskelett hängen. Pro Stockwerk geht es thematisch in immer höhere alpine Landschaften – ganz oben können Besucher einen echten, kleinen Gletscher bestaunen und anfassen.
Wer sich für Kunst interessiert, besucht Le Gallerie, zwei ehemalige Straßentunnel im Viertel Piedicastello, in denen seit 2008 Installationen und Fotografien präsentiert werden. Noch bis Februar 2025 läuft die Ausstellung „Brenner-Route, die Reise von Mitteleuropa bis zum Mittelmeer“, die durch Trient hindurchführt (museostorico.it/location/le-gallerie/).
Essen und Trinken
In der Altstadt, seit Mitte der 1990er-Jahre Fußgängerzone, trifft sich ganz Trient beim „Giro al Sass“ – dem ziellosen Umherschlendern am frühen Abend. Zum Aperitivo locken die Bars an der Piazza del Duomo wie das „Caffè Portici“. Wie wäre es hier mit einem Spumante TrentoDoc Zell aus Chardonnay-Trauben, die rund um Trient auf etwa 500 Metern angebaut werden, gekeltert von der Genossenschaftskellerei Cantina Sociale di Trento?
Wer richtig Hunger hat, geht ins rustikale „Ca’ dei Gobj“ (cadeigobj.it/de/) – unbedingt probieren: Carpaccio Carne Salada, eine Trentiner Spezialität aus gesalzenem Rindfleisch. Elegant geht es zu im „Scrigno del Duomo“, wo schon zur Zeit des Konzils gespeist wurde, 1999 eröffnete das Lokal neu im historischen Gemäuer (scrignodelduomo.com). Spezialität des Hauses: Hirschragout mit Gnocchi und einer Creme aus Trentingrana-Käse.
Stilvoll übernachten
Wer es modern mag, bucht im eleganten, frisch renovierten „Hotel America“ (hotelamerica.it). Traditioneller ist das erwähnte „Grand Hotel Trento“ mit seinem gediegenen Vier-Sterne-Luxus (grandhoteltrento.com). Beide liegen in der Altstadt und nur ein paar Minuten vom Bahnhof entfernt, von wo aus man nach dem Stopover in Trient die Reise in den Süden entspannt fortsetzen kann.
Auskunft: visittrentino.info/de; italia.it/en
Die Teilnahme an der Reise wurde unterstützt von Visit Trentino. Unsere Standards der Transparenz und journalistischen Unabhängigkeit finden Sie unter go2.as/unabhaengigkeit.
Source: welt.de