Italien: Deutsche Retter bringen mehrere Hundert Bootsflüchtlinge an Land

Zwei deutsche Seenotrettungsschiffe haben Hunderte geflüchtete Menschen aus dem Mittelmeer gerettet und nach Italien gebracht. Die ersten der 427 Menschen konnten im süditalienischen Reggio Calabria von Bord des Rettungsschiffs Sea-Watch 3 gehen, wie der Berliner Verein Sea-Watch bekannt gab.

Die Menschen waren demnach in mehreren Rettungsaktionen aufgelesen worden. Erst nach mehreren Anfragen und Wartetagen war der Crew die Erlaubnis erteilt worden, den Hafen an der Südspitze Italiens anzufahren.

Mit weiteren 129 Geflüchteten an Bord legte das Rettungsschiff Sea-Eye 4 in Tarent in der süditalienischen Region Apulien an. Einige der Geretteten waren nach Angaben der Regensburger Organisation, die das Schiff betreibt, fast zwei Wochen an Bord gewesen, ehe die italienischen Behörden die Anlegeerlaubnis erteilten.

Das Rettungsschiff Humanity 1 der in Berlin ansässigen Organisation SOS Humanity wartet dagegen mit 414 Menschen an Bord weiter auf einen sicheren Hafen. Nach mehr als einer Woche verschlechtere sich die Situation an Bord, teilte die Gruppe mit. „Erkältungs- und Magen-Darm-Krankheiten greifen aufgrund des engen Raums um sich. Mehrere Kinder haben hohes Fieber von bis zu 40 Grad“, hieß es in einer Erklärung von SOS Humanity. Ein Mann habe eine Schusswunde, die an Bord des Schiffes nicht behandelt werden könne. 

Hilfe durch private Rettungsschiffe

Erst Ende August hatte die private Hilfsorganisation SOS Méditerranée bei mehreren Einsätzen im Mittelmeer Hunderte geflüchtete Menschen vor dem
Ertrinken gerettet
. Immer wieder versuchen Menschen auf der gefährlichen Mittelmeerroute von Nordafrika aus Malta oder Süditalien und damit die Europäische Union zu erreichen. Private Rettungsschiffe sammeln viele von ihnen in teils seeuntauglichen Booten auf. Oft dauert es Tage, bis Italien den Rettungsbooten die Erlaubnis erteilt, einen Hafen anzusteuern. Malta antwortet nach Angaben der Rettenden seit Langem nicht mehr auf entsprechende Anfragen.

In diesem Jahr kamen nach Angaben aus Rom bislang mehr als 66.000 Menschen über das Mittelmeer in Italien an. Im Vorjahreszeitraum waren es gut 43.000 gewesen. UN-Zahlen zufolge starben 2022 bereits 1.039 Menschen im zentralen Mittelmeer beim Versuch der Überfahrt oder gelten als vermisst.

BerlinGeflüchtetePolitik