Israel: Befreite Geiseln beteiligen sich an Protesten gegen Benjamin Netanjahu

Tausende Demonstrantinnen und Demonstranten haben in israelischen Städten erneut den Rücktritt von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und eine Neuwahl gefordert. Bei der größten Kundgebung in Tel Aviv zogen die Menschen zum Hauptsitz des Gewerkschaftsverbands Histadrut, dessen Leitung sie zur Teilnahme an einem Streik am kommenden Sonntag aufriefen. Überall im Land forderten Protestteilnehmende eine Vereinbarung mit der Hamas im Gazastreifen, um die Freilassung der von den Terroristen festgehaltenen Geiseln zu ermöglichen.

In Tel Aviv richtete sich die vor drei Wochen bei einem israelischen Militäreinsatz in Gaza befreite Geisel Noa Argamani in einer Videobotschaft an die Protestteilnehmenden. Sie mahnte, die Entführungsopfer nicht zu vergessen, die sich neun Monate nach dem Massaker der Hamas noch immer in deren Gewalt befinden. „Wir müssen alles erdenklich Mögliche tun, um sie nach Hause zu bringen“, sagte Argamani.

Vertrauensverlust in die Regierung

Adina Mosche, die im Zuge eines Geiseldeals im November freigelassen wurde, warf Ministerpräsident Netanjahu laut israelischen Medienberichten vor, ein unerreichbares Kriegsziel ausgegeben zu haben. „Der groß karierte Slogan von der Vernichtung der Hamas ist Unsinn“, sagte sie. „Ihre Ideologie und ihren Glauben kann man nicht vernichten. Der gesamte (Gaza-)Streifen ist Hamas“, sagte sie. Über ihre Ankunft im Gazastreifen als Geisel sagte sie: „Die Hauptstraße von Chan Junis war voll mit Frauen, Kindern und alten Männern, die jubelnd auf die Straße liefen und versucht haben, mich zu schlagen.“ 

Mosche warnte vor unerträglichen Bedingungen, denen die Geiseln in Gaza ausgesetzt seien. Sie und andere Entführungsopfer seien in Tunneln ohne Luft, Strom und Wasser festgehalten worden. Zudem habe dort Hitze und eine hohe Luftfeuchtigkeit geherrscht. Angesichts der stockenden Verhandlungen über eine Waffenruhe sprach Mosche von einem Vertrauensverlust. Sie habe keine Hoffnung mehr, dass es der israelischen Regierung gelingen werde, die Freilassung der verbliebenen Geiseln herbeizuführen. Ihre größte Befürchtung sei, dass „die Hamas am Ende dieses langen Prozesses nichts mehr zu verlieren hat und Rache an den Geiseln üben wird“.

An den wöchentlichen Protesten gegen die Regierung beteiligen sich inzwischen breite Teile der Gesellschaft. Der pensionierte Armeegeneral Noam Tibon sagte auf der Kundgebung in Tel Aviv: „Netanjahu sabotiert auf zynische Weise jeden Deal, obwohl er weiß, dass die Geiseln in den Tunneln von Gaza Folter und Mord erleiden.“

Keine Fortschritte in Verhandlungen

Die Verhandlungen um eine Waffenruhe kommen seit Monaten nicht voran. Der ranghohe Hamas-Vertreter Osama Hamdan sagte bei einer Pressekonferenz, es gebe diesbezüglich keine Fortschritte. Die Terrororganisation sei aber bereit, mit jedem Vorschlag „positiv“ umzugehen, der ein dauerhaftes Kriegsende vorsehe.

Auf dem Tisch liegt derzeit ein Vorschlag, den US-Präsident Joe Biden präsentiert hat und den die israelische Delegation nach US-Angaben akzeptiert haben soll. Der Vorschlag sieht mehrere Phasen bis zu einem langfristigen Waffenstillstand vor. Dabei sollen schrittweise die in der Gewalt der Terroristen befindlichen Geiseln freigelassen werden, palästinensische Insassen aus israelischen Gefängnissen freikommen und humanitäre Hilfslieferungen in Gaza ausgeweitet werden. In einer späteren Phase soll mit dem Wiederaufbau des Gazastreifens begonnen werden. Die Hamas hat wiederholt einen dauerhaften Waffenstillstand zur Bedingung für die Freilassung der etwa hundert verbliebenen Geiseln gemacht.

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Tausende Demonstrantinnen und Demonstranten haben in israelischen Städten erneut den Rücktritt von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und eine Neuwahl gefordert. Bei der größten Kundgebung in Tel Aviv zogen die Menschen zum Hauptsitz des Gewerkschaftsverbands Histadrut, dessen Leitung sie zur Teilnahme an einem Streik am kommenden Sonntag aufriefen. Überall im Land forderten Protestteilnehmende eine Vereinbarung mit der Hamas im Gazastreifen, um die Freilassung der von den Terroristen festgehaltenen Geiseln zu ermöglichen.

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