Ispo-Bilanz: „Wenn es eine Messe gibt, dann kommen wir“

In welche Richtung geht es mit der Ispo? Und geht die klassische Klientel diesen Weg mit?

Ispo-Besuch, ja oder nein? Für Thomas Reischmann stellt sich diese Frage nicht. „Wenn es eine Messe gibt, dann kommen wir.“ Ganz allein ist der Reischmann-Geschäftsführer mit dieser Einstellung nicht, wie die Ispo Munich zeigt. Allerdings haben sich die Ispo-Macher mit dieser Ausgabe definitiv vom klassischen Messebegriff verabschiedet. Was bietet die Veranstaltung, die am heutigen Donnerstag endet, jetzt noch für Handel und Marken?

Das Positive vorneweg: Es war richtig was los auf der Ispo, die am Dienstag auf dem Münchner Messegelände ihre Türen geöffnet hat. Bergfreunde und Bergzeit, Engelhorn und Bründl, Sporthaus Schuster und Sport Conrad – sie alle waren vor Ort. Mit reduzierten Teams, weniger lang. Aber sie waren da. Obwohl sehr viele ihrer wichtigsten Lieferanten diesmal nicht mit einem Stand vertreten waren.

Vor allem das Fehlen von Ausstellern wie Vaude, Schöffel, Ortovox und Lowa, die immer große Messe-Fürsprecher waren und der Ispo länger als viele andere die Stange gehalten haben, hatte im Vorfeld für Unruhe gesorgt.

Viele Besucher, wenig Händler

2300 Aussteller in zehn Hallen vermeldet die Ispo. Allerdings sprechen diese Hallen sehr unterschiedliche Besuchergruppen an. Allein die vier Sourcing-Hallen sind etwa für Händler nicht relevant. Die Ispo selbst versteht sich heute als Plattform, die Gesundheit, Technologie und Sport neu denkt – und neu definiert.

Insgesamt hielt sich der Anteil an Händlern unter den offiziell über 55.000 Teilnehmenden aus 113 Ländern bei der Messe selbst und sechs flankierenden Konferenzen in Grenzen. Und auch die zahlreichen Bühnen und Hubs, mit denen ein Großteil der übrigen Hallen bespielt wurde, waren zwar gut besucht – allerdings kaum von Händlern. 

Mehr zum Thema

Überraschendes Timing der Berliner Messe

Seek Reception präsentiert neues Konzept und erste Markennamen

Die Veranstalter des Berliner Contemporary-Events Seek Reception geben jetzt die Details für ihr bereits angekündigtes neues Konzept bekannt und nennen erste Ausstellernamen. Die größte Neuigkeit der Tradeshow, die sich damit vom klassischen Messe-Konzept verabschiedet, ist das neue Timing.

Die waren dafür bei Rab und bei Fjällräven, Hanwag und Royal Robbins, bei Berghaus und bei Haglöfs, bei Oakley und bei Skechers – und alle waren bei Patagonia. Hier, mitten im Sustainability Hub, den der Nachhaltigkeitspionier als Partner prominent unterstützte, fühlte man sich fast in Ispo-vor-Corona-Zeiten zurückversetzt. Inklusive Vertriebsmitarbeitern, die sich den ganzen Tag von Termin zu Termin hangelten – allerdings vor allem mit Händlern aus dem Münchner Raum.

„Ein Aussteller meinte vorhin zu mir, dass wir aus Mannheim wahrscheinlich die deutschen Händler mit der weitesten Anreise sind“, erzählt Engelhorn-Einkäuferin Selina Muschler, die recht ernüchtert ist vom Aussteller-Portfolio. „Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, ob wir hier wären, wenn die Messe für uns nicht so nah wäre“, sagt auch Bergzeit-Geschäftsführer Martin Stolzenberger.

Wie die Kosten-Nutzen-Relation für die verbliebenen Aussteller nach diesen drei Messetagen ausfällt, wird von jedem sorgfältig bewertet und kalkuliert werden. Dass Industrie und Handel den Austausch brauchen, davon ist Fjällräven Deutschland-Geschäftsführer Dean Polic überzeugt. Im Hinblick auf dem gemeinsamen Weg zu einer nachhaltigeren Outdoorbranche mehr denn je – in welchen Formaten auch immer.

Klassisches Messe-Business längst verlagert

Thomas Regenbogen von Berghaus sieht die Situation recht nüchtern. „Solange es die Messe gibt, kommen auch Händler, und die kommen dann zum Großteil auch zu uns. In dieser Situation vielleicht sogar noch eher, weil wir jetzt als einer der wenigen verbliebenen Outdoor-Aussteller deutlich präsenter sind.“ Dabei habe sich das frühere Messe-Business ohnehin schon verlagert, auf Showrooms, auf Modezentren, auf Verbandsmessen. „Das ist ja heute schon Realität.“

Mehr zum Thema

Ordermesse

MeetNbuy: Daran glauben die Sneaker-Anbieter

Während der Ordermesse MeetNbuy in Mainhausen zeichnen sich klare modische Tendenzen ab. Aber reichen sie aus, um den Terrace-Hype abzulösen?

Richtungsweisende Zeitgeist-Fläche

Sehr positiv hat sich die Zeitgeist-Fläche entwickelt, die sowohl mit ihrem Brand-Portfolio an der Schnittstelle von Sports und Fashion überzeugt, als auch mit der Präsentation. Revolution und We Norwegians, Arkk Copenhagen und Vuori, And Wander und Mey, Haglöfs und Veja, Mazine und Snow Peak London und viele mehr präsentierten auf offenen Ständen ausgewählte Produkte. „Das ist genau das, was wir von einer Messe erwarten. Die Highlights, damit wir eine Idee davon bekommen, wo die Reise hingeht“, sagt Reischmann. Eine Messe ganz ohne Produkte brauche er nicht.

Mehr zum Thema

Neue Messe-Kooperation

Ispo und Ciff besuchen sich gegenseitig

Dass Sport und Mode immer mehr verschmelzen, ist nichts Neues, jetzt tragen zwei wichtige Messen dieser Entwicklung mit einer neuen Zusammenarbeit Rechnung. Wenn Anfang Dezember die Ispo in München läuft, wird dort erstmals die Copenhagen International Fashion Fair (Ciff) mit einem Partnerstand vertreten sein.

Und es gibt auch begeisterte Stimmen. Zum Beispiel bei Neu-Aussteller Fabletics. „Wir profitieren natürlich total von dem Überraschungseffekt bei vielen Besuchern, von denen uns viele nur als ‚Internet-Brand‘ kennen“, sagt Vice President Wholesales Europe Thomas Fröhlke. Er nutzt die Ispo gezielt als Plattform, um Fabletics als Wholesale-Partner beim Handel bekannt zu machen. Kürzlich erst startete Fabletics bei Wöhrl mit ersten Flächen im deutschen Multilabel-Handel, pünktlich zur Ispo konnte Fröhlke die neue Partnerschaft mit About You verkünden. Mit seiner Ispo-Premiere ist er mehr als zufrieden. „Das Feedback, das wir hier bekommen, ist super.“

ConradcoronaDeutschlandGesundheitGrenzenHandelIndustrieInternetKonferenzenLangLondonMANMannheimMarkenMartinMessenModeMünchenNewsPartnerschaftRechtReiseRoyalSchusterSelbstSneakerSportSportsThomasWeilWeiß