DIE ZEIT: Frau Scherbakowa, nach dem russischen Überfall auf die Ukraine 2022 haben Sie Moskau verlassen. Wie lief das ab?
Irina Scherbakowa: An jenem Tag schickte mir meine Tochter um vier Uhr morgens eine SMS: Mama, sie bombardieren Kyjiw! Da wusste ich: Es ist aus, mein Leben hier ist vorbei. Ich wollte nicht so schnell weg, aber abends fand ich in meinen Mails ein Flugticket nach Israel – meine Töchter stellten mir ein Ultimatum. Ich hatte keine Zeit, mich von allen Freunden und Kollegen zu verabschieden. Ich schmiss meine Sachen in zwei Koffer, kann mich aber nicht wirklich daran erinnern, was. Vor allem Dokumente. Und obwohl ich wusste, dass es vorbei ist, hatte ich beim Packen doch nicht das Gefühl, für immer zu gehen.