Der Präsident des Iran, Ebrahim
Raissi, ist tot. Der 63-Jährige starb beim Absturz seines Hubschraubers im Nordwesten des Landes. Keiner der Insassen hat überlebt. Unter den Toten ist auch Außenminister Hossein Amir-Abdollahian. Die Hilfsorganisation Roter Halbmond bestätigte, dass die Leichen von Raissi und weiteren Opfern am Unglücksort geborgen worden seien. Was bekannt ist.
Was ist passiert?
Ein Hubschrauber des iranischen
Präsidenten Ebrahim Raissi ist am Sonntag verunglückt. Der iranische
Innenminister Ahmed Vahidi sagte, einer von drei Hubschraubern aus der
Präsidentenflotte habe auf dem Rückweg aus Aserbaidschan eine „harte Landung“ absolviert.
Die Suche nach dem Wrack wurde durch die
Wetterbedingungen und die Beschaffenheit des Geländes erschwert. Medien berichteten von starkem Regen, Nebel und Wind. Die Retter suchten teils auch zu Fuß in der Dunkelheit.
Am Montagmorgen wurde das Wrack geortet. Staatsmedien meldeten den Tod Raissis und des Außenministers Amir-Abdollahian. Der iranische Rote Halbmond bestätigte die Bergung der Leichen. Sie würden nun nach Tabris im Nordwesten des Iran überführt, sagte der Leiter der Hilfsorganisation, Pirhossein Kooliwand, im iranischen Staatsfernsehen. Der Sucheinsatz sei beendet.
Die Ursache des Unfalls ist noch unklar. Jedoch gilt die
Luftwaffe des Iran als veraltet. Viele der Flugzeuge und Helikopter
stammen noch aus der Zeit vor der Islamischen Revolution von 1979, als das Land
enge Beziehungen zu den USA unterhielt. Unfälle und Abstürze sind nicht selten.
Wo ereignete sich der Absturz im Iran?
Genaue Informationen über den Ort des Unfalls gibt es
nicht. Iranische Staatsmedien berichten, der Hubschrauber soll in der Provinz Ost-Aserbaidschan
nahe der Stadt Dscholfa oder weiter östlich nahe dem Dorf Usi zu Boden
gegangen sein.
Die Provinz Ost-Aserbaidschan liegt im Nordwesten Irans und grenzt an Aserbaidschan und Armenien. Die Gegend ist sehr bergig. Die betroffene Region sei ein Waldgebiet, berichtete die staatliche
Nachrichtenagentur Irna.
Wer war an Bord des Helikopters?
An Bord des Hubschraubers waren nach Angaben iranischer
Staatsmedien neben Präsident Raissi und dem iranischen Außenminister Hossein
Amir-Abdollahian auch der Gouverneur der iranischen Provinz Ost-Aserbaidschan und
andere Behördenvertreter.
Inzwischen sind die Leichen aller neun Menschen an Bord identifiziert worden. Trotz starker Verbrennungen sei die Identität der Insassen festgestellt worden, sagte ein hochrangiger Regierungsvertreter der iranischen Nachrichtenagentur Tasnim. Ihre Leichen seien inzwischen nach Tabris, Hauptstadt der Provinz Ost-Aserbaidschan, überführt worden.
Tasnim zufolge war einer der Passagiere, ein Freitagsprediger aus Tabris, nach dem Absturz noch etwa eine Stunde am Leben. Er habe noch Kontakt mit dem Präsidialamt aufgenommen, ehe er seinen Verletzungen erlegen sei.
Vor dem Absturz hatte sich die Delegation im Grenzgebiet zu Aserbaidschan aufgehalten. Dort weihte Raissi gemeinsam mit dem aserbaidschanischen Präsidenten
Ilham Aliyev einen Staudamm ein. Die Einweihung sollte ein Zeichen der
Kooperation sein, denn die Beziehung der beiden Länder galten zuletzt als
angespannt.
Wer war Staatspräsident Raissi?
Raissi war seit August 2021 Präsident des Iran. Der 63-Jährige galt als erzkonservativer Hardliner. Er war Wunschkandidat und Protegé des Religionsführers Ajatollah Ali Chamenei, der in allen strategischen Belangen das letzte Wort hat.
Unter Raissi verschlechterte sich die Beziehung zum Westen, zudem steht seine Regierung seit Jahren wegen der repressiven Politik gegen die Bevölkerung und der Wirtschaftskrise in der Kritik. Die USA haben Sanktionen gegen Raissi wegen seiner Rolle bei der massenhaften Hinrichtung Tausender politischer Gefangener 1988 verhängt.
Raissi studierte Theologie und islamisches Recht. Über drei Jahrzehnte war er in der Justizbehörde tätig, 2019 wurde er zum Justizchef ernannt. Ihm wurde nachgesagt, dass er in seiner früheren Funktion als Staatsanwalt für zahlreiche Verhaftungen und Hinrichtungen politischer Dissidenten verantwortlich gewesen sei.
In den vergangenen Monaten trat Raissi vor allem als vehementer Gegner Israels im Gaza-Krieg auf. Der islamistischen
Hamas im Gazastreifen sicherte er Irans Unterstützung zu.
Wie reagiert das iranische Regime?
Irans Kabinett kam noch am Sonntag unter der Leitung des ersten Vizepräsidenten Mohammed Mochber zu einer Notsitzung zusammen. Am Montag gab es eine weitere Dringlichkeitssitzung. Religionsführer Chamenei rief Mochber zum Interimspräsidenten aus.
Chamenei hatte zuvor die Bevölkerung bereits aufgerufen, nicht besorgt zu sein. „Es wird keine Unterbrechung der Regierungsgeschäfte geben“, teilte er mit. Die Staatsangelegenheiten würden durch den Zwischenfall nicht beeinträchtigt.
Wie reagiert die internationale Gemeinschaft auf die Todesnachricht?
Mehrere Staaten zeigten sich in ersten Reaktionen betroffen über den Tod Raissis. EU-Ratspräsident Charles Michel wandte sich an die Angehörigen. „Die EU drückt ihr aufrichtiges Beileid zum Tod von Präsident Raissi und Außenminister Abdollahian sowie weiteren Mitgliedern ihrer Delegation und der Besatzung bei einem Hubschrauberabsturz aus“, schrieb Michel im Onlinedienst X. „Unsere Gedanken sind bei ihren Familien.“
Russlands Machthaber Wladimir Putin würdigte Raissi und nannte ihn einen „wahren Freund Russlands“: „Er wurde von seinen Landsleuten zu Recht hochgeachtet und genoss im Ausland großes Ansehen“, hieß in einem Beileidsschreiben von Putin.
Der pakistanische Premierminister Shehbaz Sharif rief einen Tag der Trauer für sein Land aus. Pakistan werde „die Flagge auf halbmast setzen, als Zeichen des Respekts für Präsident Raissi und seine Gefährten und aus Solidarität mit dem brüderlichen Iran“, schrieb der Regierungschef auf X.
Chinas Präsident Xi Jinping sprach von einem „tragischen Tod“. Nach Angaben des Außenministeriums in Peking bezeichnete er Raissis Tod als „großen Verlust für das iranische Volk“. Das chinesische Volk habe „einen guten Freund verloren“, sagte ein Sprecher des Außenministeriums.
Der indische Premierminister Narendra Modi schrieb auf X, er habe die Nachricht vom Tod Raissis mit tiefer Trauer aufgenommen. Indien stehe „in dieser Zeit des Schmerzes“ an der Seite des Iran.
Der irakische Ministerpräsident Mohammed Schia al-Sudani, dessen Regierungskoalition dem Iran nahesteht, äußerte in einer Erklärung „große Trauer“ über den Tod des Präsidenten und von dessen Begleitern.
Aus Israel gab es zunächst keine offizielle Reaktion. Im April feuerte Iran Hunderte Raketen und Drohnen auf Israel ab.
Mit Material der Nachrichtenagenturen AP, dpa, AFP und Reuters
Der Präsident des Iran, Ebrahim
Raissi, ist tot. Der 63-Jährige starb beim Absturz seines Hubschraubers im Nordwesten des Landes. Keiner der Insassen hat überlebt. Unter den Toten ist auch Außenminister Hossein Amir-Abdollahian. Die Hilfsorganisation Roter Halbmond bestätigte, dass die Leichen von Raissi und weiteren Opfern am Unglücksort geborgen worden seien. Was bekannt ist.