Vom Infrastrukturpaket und den Verteidigungsausgaben der Bundesregierung erhoffen sich nur einzelne Branchen im Mittelstand eine Belebung ihres Geschäfts. Die meisten Mittelständler glauben an keinen allgemeinen Wirtschaftsboom. Das ergibt eine Umfrage unter 1000 mittelständischen Unternehmen durch die DZ Bank.
Angesichts der Konjunkturkrise könnten Unternehmen wirtschaftspolitische Impulse gut gebrauchen. Die Regierung hat ein Sondervermögen von 500 Milliarden Euro bereitgestellt und die Schuldenbremse gelockert, damit mehr Geld in Infrastruktur und Verteidigung fließen kann. Laut der Umfrage befürchten 44 Prozent der mittelständischen Unternehmen, dass der Impuls der Staatsausgaben verpufft, während 37 Prozent einen branchenübergreifenden Impuls erwarten.
Wie stark wächst die Wirtschaft im Jahr 2026?
Die Ökonomen der DZ Bank gehen trotzdem von einer Belebung der Konjunktur aus, die erst mit Zeitverschiebung eintreten werde. Ab der zweiten Hälfte des kommenden Jahres werden die Impulse zu spüren sein. Die DZ Bank erwartet daher für 2026 ein Wirtschaftswachstum von einem Prozent und von 1,6 Prozent im übernächsten Jahr. Die staatlichen Ausgaben für Infrastruktur und Verteidigung werden die heimische Industrie ankurbeln, doch sei zu berücksichtigen, dass ein beträchtlicher Teil der Verteidigungsausgaben in Rüstungskäufe von Anbietern aus der Europäischen Union und den USA fließen werde.
Wie unterscheiden sich die Einschätzungen je nach Branche und Größe der Unternehmen? Mittelständische Bauunternehmen und Dienstleister rechnen sich am häufigsten Chancen aus. Das ist wenig überraschend, denn laut DZ Bank bekommt der Tiefbau Infrastrukturaufträge, also etwa für den Bau von Straßen und Brücken.
Der Hochbau könne nicht nur auf zusätzliche kommunale Infrastrukturaufträge hoffen, sondern auch Aufträge für den Ausbau von Kasernen oder Kreiswehrersatzämtern erhalten. Investitionen in Verteidigung gingen über den Kauf von Rüstungsgütern hinaus. Während 45 Prozent der Bau-Mittelständler mehr Aufträge erwarten, glauben aus dem Agrarsektor nur 13 Prozent der Anbieter an Impulse aus dem Infrastrukturpaket. Aus dem Ernährungsgewerbe tun das nur zwei Prozent.
Kleinere Mittelständler mit Umsätzen unter fünf Millionen Euro erwarten seltener als große Unternehmen eine Belebung der Gesamtwirtschaft und des eigenen Geschäfts. Möglicherweise hängt das damit zusammen, dass die mit öffentlichen Aufträgen und Ausschreibungen einhergehende Bürokratie für kleinere Unternehmen schwerer zu bewältigen ist als für größere. Die Umfrage sagt dazu aber nichts.
Nicht zu vernachlässigen sind Zweitrundeneffekte, weil für Infrastruktur- und Verteidigungsinvestitionen beauftragte Unternehmen Dienstleistungen oder Zulieferungen von Unternehmen nachfragen, die keine direkten Aufträge erhalten haben. Besonders deutlich zeigt sich dieser Zweitrundeneffekt in der Chemie. In dieser Branche rechnen nur 17 Prozent mit direkten Aufträgen aufgrund der Rüstungsausgaben, während 38 Prozent eine größere Nachfrage durch ihre Kunden erwarten.
Besonders ernüchternd fällt die Umfrage mit Blick auf das Vertrauen der Unternehmen in die Politik aus. In fast allen Problemfeldern trauen die Mittelständler der Bundesregierung eine geringere Lösungsfähigkeit zu als in einer früheren Umfrage, welche die DZ Bank im Frühjahr durchgeführt hatte. An eine Belebung der Konjunktur und des Wachstums durch die Politik glauben nur noch 39 Prozent statt damals 62 Prozent der Befragten. Nur knapp ein Viertel glaubt daran, dass die Regierung es schafft, Bürokratie abzubauen. Im Frühjahr hatten das noch 35 Prozent geglaubt.