Impfgegner Robert Fluor. Kennedy Jr.: Ein Verschwörungstheoretiker wird Gesundheitsminister

Er verbreitet krude Thesen, kämpft gegen Impfungen – und gegen das Glyphosat-Herbizid, die Landwirtschaftsindustrie und Lobbyismus: RFK Jr., der Neffe John F. Kennedys, soll unter Donald Trump die obersten Gesundheitsbehörden der USA leiten


Robert F. Kennedy Jr. ist entschiedener Impfgegner

Foto: Mario Tama/Getty Images


Robert F. Kennedy Jr., der Mann, den Donald Trump für die Leitung wichtiger US-Gesundheitsbehörden nominiert hat, kam als einer der hartnäckigsten und einflussreichsten Impfverweigerer des Landes zu landesweiter Bekanntheit. Im vergangenen August hat der 70-jährige Kennedy seine eigene Kandidatur für das Präsidentenamt aufgegeben und die Wahl Trumps empfohlen. Er ist der Sohn des ehemaligen Justizministers und Präsidentschaftskandidaten Robert F. Kennedy und der Neffe von Präsident John F. Kennedy.

Was RFK Jr. über Autismus, HIV und Transgender verbreitet

Der als Umweltanwalt ausgebildete RFK Jr. erlangte Berühmtheit durch die Verbreitung von Verschwörungstheorien und die Infragestellung wissenschaftlicher Forschungen, wobei er sich oft als jemand darstellte, der Krankheiten und Epidemiologie besser verstehe als Wissenschaftler. Ihm wird die Verbreitung unbelegter Behauptungen wie der, dass Impfstoffe mit Autismus bei Kindern in Verbindung stehen, vorgeworfen; er hat verbreitet, dass HIV nicht die Ursache von Aids ist, und bestimmte Antidepressiva mit einer Zunahme von Schießereien in Schulen in Verbindung gebracht, ebenso die Verwendung eines bestimmten Herbizids mit einer Zunahme von jungen Menschen, die sich als Transgender outen.

Eine Studie aus dem Jahr 2019 ergab, dass Kennedys Organisation zu den beiden größten Geldgebern für Anti-Impf-Anzeigen auf Facebook gehörte. Im Jahr 2021 hat das Center for Countering Digital Hate ihn einen der zwölf maßgeblichsten Verbreiter von Online-Falschinformationen über Covid-19-Impfstoffe genannt. Vor allem Kennedys Children’s Health Defense, die gemeinnützige Anti-Impf-Gruppe, die er bis zu seiner Kandidatur für die Präsidentschaft leitete, überschwemmte Amerikanisch-Samoa mit Falschinformationen über Impfstoffe, bevor es dort 2019 zu einem verheerenden Masernausbruch kam.

Die Impfquoten in den USA sind gesunken

Der Besetzung des Postens an der Spitze der US-Gesundheitsbehörde muss der US-Senat zustimmen. Im Falle dessen werden Impfstoffe laut Experten „das erste Thema auf dem Tisch“ sein.

Michael Osterholm, Direktor des Zentrums für Forschung und Politik im Bereich Infektionskrankheiten an der Universität von Minnesota, sagte, selbst wenn die öffentliche Politik unverändert bliebe – würden sich Behörden mit der Autorität einer Bundesbehörde gegen Impfstoffe aussprechen, dann senke das die Bereitschaft von Menschen, die sich eigentlich impfen lassen würden, „und das ist dann genauso schlimm, wie wenn es überhaupt keinen Impfstoff gäbe“.

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Erst vergangene Woche veröffentlichten die Centers for Disease Control and Prevention(CDC) einen Bericht, aus dem hervorging, dass weniger als ein Sechstel der Beschäftigten im Gesundheitswesen der USA in der Atemwegsvirussaison 2023/2024 einen aktuellen Covid-19-Impfstoff erhalten hatte, und weniger als die Hälfte eine Grippeimpfung.

Corona, das wenig wahrgenommene Wahlkampfthema

Covid-19 wurde nie als zentrales Thema des Präsidentschaftswahlkampfes 2024 angesehen, aber bei den ersten Präsidentschaftswahlen nach der Pandemie fand es durchaus einen Widerhall, der sich nun im bis dato größten politischen Erfolg der Anti-Impf-Bewegung niederschlägt.

Auch die Zahl der Impfungen im Kindesalter ist seit der Pandemie zurückgegangen. In den USA ist bei den 2020/2021 geborenen Kindern der Anteil derer unter zwei Jahren, die alle Impfungen erhalten haben, gesunken, während der Anteil der Kinder, die keine Impfung erhalten haben, gestiegen ist. Am stärksten war der Rückgang bei den Kindern, die beide Grippeimpfungen erhalten hatten (-7,8 Prozent). Forscher machen dafür vor allem Impf-Zögerlichkeit und Falschinformationen verantwortlich.

„Wir vergessen, wie dieses Land vor 50 Jahren aussah – wie viele Kinder jedes Jahr an Polio, Keuchhusten und Masern starben“, sagte Osterholm. „Wir werden die Rückkehr von Krankheiten erleben, die wir jahrzehntelang unter Kontrolle hatten.“

RFK Jr. kritisiert die Landwirtschaftsindustrie

RFK Jr. hat auch empfohlen, Fluorid aus dem Trinkwasser zu entfernen, obwohl der Fluoridgehalt von den staatlichen und lokalen Behörden vorgeschrieben wird. Er hat sich gegen verarbeitete Lebensmittel und den Einsatz von Herbiziden wie Roundup (mit dem umstrittenen Wirkstoff Glyphosat) ausgesprochen und kritisiert seit langem die großen kommerziellen Landwirtschafts- und Tiermastbetriebe, die die Industrie beherrschen.

Er möchte die „Drehtür“ für Mitarbeiter, die in der Vergangenheit für Pharmaunternehmen gearbeitet haben oder den öffentlichen Dienst verlassen, um für diese Branche zu arbeiten, schließen. Außerdem will er 600 Mitarbeiter der National Institutes of Health, die für die Impfstoffforschung zuständig sind, entlassen und durch 600 neue Mitarbeiter ersetzen.

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