Immobilien: Keine Bilder, Infos nur privat – die geheimnisvolle Welt dieser Luxus-Makler – WELT

Wer sich für den Kauf einer Luxusvilla interessiert, stößt bei den bekannten Immobilienportalen schnell an seine Grenzen. Denn die Makler geizen online mit Informationen, setzen stattdessen auf den persönlichen Austausch mit Interessenten. Ein Szenekenner erklärt das Motiv dahinter.

Die Suche im Netz nach einer Traumvilla kann ganz schön frustrierend sein. 35 Millionen Euro kostet etwa im Portal Immowelt (gehört wie WELT zu Axel Springer) derzeit die teuerste verfügbare Immobilie. 22 Zimmer und 2000 Quadratmeter Wohnfläche bietet sie laut Annonce, hinzu kommen dann noch einmal 8000 Quadratmeter Grundstücksfläche. Von einer direkten „Seeufer-Ausnahme-Liegenschaft“ ist die Rede, von mehreren Gebäuden, einem Bootshaus und optional weiterem Baugrund.

Liegen soll das Prachthaus am Ammersee, südwestlich von München, nicht weit weg von Starnberg. Doch wirklich mehr lässt sich leider nicht herausfinden. Alles Weitere gibt es „nur im persönlichen Gespräch und gegebenenfalls gegen Bonitätsnachweis“, steht in der Anzeige. Nicht einmal ein aussagekräftiges Foto hat die Anzeige.

„Secret Sales“ werden solche Angebote genannt. Für Leute, die im Internet einfach mal schauen wollen, was derzeit so auf dem Markt ist, hilft das zwar nicht. Doch in der Welt der Reichen und Schönen ist das ziemlich normal. „Verkäufer machen das, damit sich potenzielle Einbrecher gar nicht erst darüber schlaumachen können, wo etwa der Safe steht“, erklärt Oliver Herbst. Er ist Makler für hochpreisige Immobilien und mit seinem Unternehmen Immovision auch für die beschriebene Anzeige auf Immowelt verantwortlich.

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Dass es ein Objekt, welches er vermittelt, überhaupt auf eines der klassischen Immobilienportale schafft, sei eher selten. „Wir sind ein ganz kleiner spezialisierter Marktplatz für die Region hier in Oberbayern“, sagt er. Vieles werde direkt vermittelt. Luxus-Makler haben dafür ihr eigenes Netzwerk. So hat Herbst unter anderem ein Objekt an eine bekannte Schlagersängerin vermittelt, und auch ein Scheich durfte sich schon über ein Haus in Bayern freuen.

Die 35-Millionen-Euro-Villa sei vor allem online, weil es der Verkäufer eilig habe, erläutert Herbst. Das lohnt sich offenbar: Schon drei Anfragen hat Herbst bekommen, die sich auf die Annonce zurückführen lassen.

Broschüren nur auf Anfrage

Ein Blick in die Broschüre zeigt, was das Objekt noch so alles zu bieten hat. Ein Gästehaus gehört etwa noch dazu, außerdem eine Garage und Räumlichkeiten für Personal. Selbstverständlich gibt es auch Pools, einen draußen und einen im inneren Spa-Bereich. Verschickt werden solche Broschüren nur auf Anfrage – und nur, wenn sich der potenzielle Käufer überprüfen lässt. Auch das dient laut Herbst zum Schutz der Immobilie.

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Wer sich dennoch online inspirieren lassen möchte und eine Anzeige sucht, die aussagekräftiger ist, der muss sich ein bisschen länger durch die Portale wühlen. Die erste von Anfang an aussagekräftige Anzeige kommt, nach Preis gefiltert, erst auf Rang sechs. Es ist „eine Immobilie der Superlative“, wie es dann gleich mal in der Beschreibung heißt.

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Das Haus liegt in Kampen auf Sylt – und damit in einem Ort, der deutschlandweit für seine hohen Immobilienpreise bekannt ist. Kaufpreis des typischen reetgedeckten Hauses: 15,5 Millionen Euro bei zehn Zimmern auf 400 Quadratmetern Wohnfläche und fast 3000 Quadratmetern Grundstücksfläche.

Auf den Quadratmeterpreis gerechnet ist das Objekt in Kampen damit übrigens deutlich teurer als die Villa am Ammersee. Sie kostet laut Anzeige 38.750 Euro pro Quadratmeter, die Villa am Ammersee gerade einmal 17.500 Euro pro Quadratmeter.

Entscheidend ist für den Preis von Luxusobjekten also ein absoluter Klassiker: die Lage. Laut Till-Fabian Zalewski, Chef für Deutschland, Österreich und die Schweiz beim internationalen Makler Engel & Völkers, finden sich besonders viele solcher Häuser in Großstädten genauso wie in exklusiven Lagen an Stadträndern.

„In Deutschland sind Villen vor allem in den wohlhabenden Stadtteilen von Berlin, Hamburg und München sowie in Regionen wie dem Tegernsee, dem Starnberger See und auf Sylt zu finden“, sagt er. In Berlin wären das zum Beispiel Grunewald, Dahlem und Zehlendorf, in Hamburg Blankenese und Othmarschen, in München Bogenhausen, Nymphenburg und Grünwald. „Diese Orte bieten eine hohe Lebensqualität und sind dementsprechend sehr gefragt.“ Lagen, in denen es sich zurückgezogen lebt, punkten dabei mit besonders großen Grundstücken und viel Privatsphäre.

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Wer sich für eine Luxusimmobilie interessiert, sollte sich nach Meinung von Zalewski an einen Makler wenden. „Immobilienportale geben häufig nur einen ersten Überblick“, meint er. Dass ein Makler wie Zalewski das so sieht, ist natürlich wenig überraschend, doch lassen sich derartige Häuser tatsächlich schlecht von der Stange kaufen. Ein Makler kann auch eine Einschätzung geben, ob der aufgerufene Preis angemessen ist.

Ob es nun ein kleines Reihenhaus sein soll oder die große Luxusvilla: Die Kriterien für eine gute Immobilie bleiben weitgehend gleich. Auf Lage, Bauqualität und Zustand des Objekts sollten Interessenten achten, rät Zalewski. Eines der wichtigsten Kriterien sei inzwischen zudem der energetische Zustand der Immobilie.

Das Luxushaus auf Sylt kann in Sachen Energieeffizienz durchaus punkten. Es wurde 2008 erbaut, nutzt eine Luft-Wasser-Wärmepumpe und erhielt damals die Energieeffizienzklasse A. Das ist die zweitbeste von neun Stufen. Das Objekt am Ammersee ist von 2005, wurde aber 2014 kernsaniert.

Zur Energieeffizienzklasse finden sich hier keine Angaben, dafür aber die Info, dass es über eine Ölzentralheizung verfügt. Die nächste Renovierungsmaßnahme dürfte also nur eine Frage der Zeit sein. Aber bei einem Kaufpreis von 35 Millionen Euro dürfte das nicht mehr stark ins Gewicht fallen.

Source: welt.de

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