Hohe Inflation: Reallöhne kürzen, ohne dass es auffällt

Eine hohe Inflation hat eigentlich fast nur Nachteile, pflegte der frühere Kölner Wirtschaftsprofessor Juergen B. Donges gern zu sagen. Sie habe aber auch Freunde: Das seien etwa Unternehmen, in denen die wirtschaftliche Entwicklung eigentlich Lohnkürzungen erforderlich machen würde – in denen aber die tariflichen und sonstigen rechtlichen Regelungen sinkende Nominallöhne verhinderten.

Für solche Unternehmen sei es möglich, in Zeiten hoher Inflation einfach die Löhne nicht so stark steigen zu lassen wie anderswo und so die Reallöhne zu kürzen, ohne dass es auf dem Papier groß auffällt.

Im Schnitt, so zeigen die jüngsten Zahlen der Bundesbank, sind die Reallöhne in Deutschland im vergangenen Jahr um gut 4 Prozent gekürzt worden, ohne dass man von Lohnsenkungen gehört hätte.

Wie stark Arbeitnehmer das trifft, scheint von zwei Faktoren abzuhängen: einmal, wie knapp ihre Spezialisierung am Arbeitsmarkt ist. Davon profitieren IT-Mitarbeiter – aber wohl nicht Sachbearbeiter in der öffentlichen Verwaltung. Die profitieren davon, dass Streiks in diesem Bereich ein großes Drohpotential haben – und ihre Gewerkschaft sehr streikbereit war.

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