Der Waffenhersteller Heckler & Koch will seine Aktivitäten ausbauen. Der Vorstandsvorsitzende Jens Bodo Koch sagte der F.A.Z.: „Es kommen strategische Partnerschaften oder auch Zukäufe in Betracht.“ In den kommenden zwölf Monaten würden die strategischen Optionen ausgeleuchtet. „Wir entwickeln uns zum Systemhersteller. Vor zwei Jahren sind wir schon eine Partnerschaft mit einem Schalldämpferhersteller in Norwegen eingegangen.“ Das Unternehmen bleibe aber ein Hersteller von Handfeuerwaffen, betonte er.
Die H&K AG ist seit Juli 2015 mit einem Minianteil an der Euronext-Börse in Paris notiert. „Weitere Aktien an der Börse zu platzieren ist nicht geplant.“ Das Unternehmen rechnet in den kommenden Jahren infolge der globalen Spannungen und Kriege mit einer verstärkten Nachfrage nach seinen Produkten. „Die Zeitenwende hat wieder einen stärkeren Fokus bei der Nachfrage im militärisch-polizeilichen Geschäft gebracht.“
Koch sagte, der Mittelständler mit Sitz im baden-württembergischen Oberndorf befinde sich am Beginn der nächsten Wachstumsphase. „Mit unseren hohen Investitionen in die Erweiterungen von Produktionskapazitäten und weiteren Effizienzsteigerungen stärken wir die Leistungsfähigkeit unseres Unternehmens und leisten damit einen wesentlichen Beitrag zur Zeitenwende.“ Vor zwei Jahren hatte Kanzler Olaf Scholz (SPD) den Begriff in einer Rede kurz nach Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine geprägt.
Dividende wird erhöht
Im vergangenen Jahr musste der Waffenhersteller einen Dämpfer hinnehmen. Das war erwartet worden. Der Umsatz betrug 301,4 Millionen Euro nach 305,1 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) belief sich 2023 auf 62,2 Millionen Euro nach 82 Millionen im Jahr zuvor.
Unter dem Strich blieben 28,7 Millionen Euro übrig. 2022 waren es noch 50,6 Millionen Euro. 2023 sei trotzdem das zweitbeste Jahr in der Unternehmensgeschichte gewesen, hieß es. An die Aktionäre soll für das vergangene Jahr eine Dividende von sechs Cent je Anteilsschein gezahlt werden, teilte Finanzvorstand Andreas Schnautz mit. Das entspricht einer Erhöhung um zwei Cent zum Vorjahr.
Die Schulden seien 2023 weiter abgebaut worden. „Die langfristigen Finanzverbindlichkeiten betrugen Ende vergangenen Jahres 106 Millionen Euro.“ Zur Finanzierung möglicher Zukäufe sagte der Finanzvorstand: „Wir genießen aufgrund der Profitabilität einen guten Zugang zu Kreditmitteln.“ Die Eigenkapitalquote wurde mit 29,5 Prozent angegeben.
Bundeswehr könnte früher als geplant beliefert werden
Das Unternehmen liefert das neue Sturmgewehr für die Bundeswehr. Von 2025 an soll die erste große Charge von insgesamt 120.000 Gewehren als Nachfolger des bisher genutzten G36 an die Truppe gehen. Koch sagte, der vereinbarte Rahmenvertrag werde über Jahre für eine gute Auslastung der mehr als 1100 Beschäftigten sorgen. „Dank frühzeitiger Investitionen und vorausschauender Materialbeschaffung wären wir sogar in der Lage, die Bundeswehr früher als geplant zu beliefern. Wir warten nur auf das Startsignal des Bundes.“
Die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses des Bundestags, Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP), meinte auf Nachfrage: „Es macht erst Sinn, der Truppe dieses Gewehr zuzuführen, wenn der Einführungsprozess gründlich und präzise abgeschlossen ist. Es stellt sich also nicht nur die Frage, zu welchem Zeitpunkt das Gewehr der Truppe übergeben wird, sondern ob es auch in allen Funktionen 100 Prozent passt.“
In den kommenden beiden Jahren sollen 50 Millionen Euro investiert werden, wie Koch weiter mitteilte. Da geht es unter anderem um die Erweiterung der Produktion. Der größte deutsche Hersteller von Handfeuerwaffen zählt zu seinen Kunden Behörden, also Militärs und Polizei, sowie Zivilisten. Hier ist vor allem der US-Markt wichtig. Konkurrenten sind Beretta aus Italien, FN Herstal aus Belgien, der tschechische CZ-Konzern inklusive der US-Tochter Colt und Smith & Wesson.