Ein seit Jahren besetztes Haus in Berlin-Mitte soll geräumt werden, doch es kommt immer wieder zu Protesten und teils gewalttätiger Gegenwehr. Nur wenige Tage nach dem jüngsten Einsatz rufen die illegalen Bewohner selbst bei der Polizei um Hilfe, weil sie sich bedroht fühlen.
Nur wenige Tage nach den jüngsten Krawallen kam es am Freitagmorgen erneut zu einem Polizeieinsatz in dem besetzten Wohnkomplex an der Habersaathstraße in Berlin-Mitte. Doch diesmal waren es ausgerechnet die Hausbesetzer, die um Hilfe riefen. Sie gaben an, von Security-Mitarbeitern bedroht worden zu sein.
„Unsere Kollegen wurden heute Morgen in die Habersaathstraße in Mitte alarmiert, nachdem Mitarbeitende eines Sicherheitsdienstes dort gegen Türen geklopft und getreten haben sollen und die Bewohnerinnen und Bewohner dazu aufgefordert hätten, das Haus zu verlassen“, teilte die Berliner Polizei in einem Beitrag auf der Plattform X mit. Es seien Strafermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Nötigung und Sachbeschädigung gegen die Security-Leute eingeleitet worden.
Demnach sollen die Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes – laut der Zeitung Sicherheitsmitarbeiter des Eigentümers – gegen 6.30 Uhr gegen Wohnungstüren getreten haben, die dadurch auch beschädigt wurden. „Die eingetroffenen Einsatzkräfte zweier Polizeiabschnitte unterbanden das nach Aussage der Bewohnerinnen und Bewohner bedrohlich wirkende Agieren des Sicherheitsdienstes und führten die Mitarbeiter aus dem Haus heraus“, teilt die Polizei mit. „Die Bewohnenden blieben in den Wohnungen des Hauses, verletzt wurde niemand.“
Die „B.Z.“ berichtet, dass manche Security-Mitarbeiter mit Teleskopschlagstöcken bewaffnet gewesen seien sollen und die Bewohner aufgefordert hätten, das Haus zu verlassen, falls sie keine Mietverträge vorlegen könnten.
Drei Tage zuvor gab es in dem Haus bereits einen Vorfall: Bislang Unbekannte hatten einen Objektverantwortlichen mit Reizgas besprüht. Die Täter griffen den Mann am Vormittag an und flüchteten. Das Opfer wurde vor Ort behandelt.
Der Streit um den weitgehend leerstehenden Wohnblock in Berlin-Mitte schwelt seit mehreren Jahren. Erst am Montag hatten rund 70 Personen während eines Polizeieinsatzes gegen die Räumung des teils besetzten Hauses protestiert. Laut Polizeisprecher lagen zwölf Räumungsbeschlüsse vor.
Aus einzelnen Fenstern des Gebäudekomplexes war Pyrotechnik geworfen oder geschossen worden. Auch Reizgas wurde eingesetzt. Laut Polizei waren 14 Einsatzkräfte durch den Beschuss leicht verletzt. Nun riefen die Hausbesetzer selbst nach der Polizei.
dpa/saha
Source: welt.de