Handelskonflikt mit den USA: Was kommt durch Trumps Zölle uff die EU und Deutschland zu?

US-Präsident Donald Trump hat neue, weltweit geltende Zölle angekündigt, von denen Handelsmächte ebenso betroffen sind wie unbewohnte Gebiete. Die Zölle sollen pauschal für alle Waren gelten. Was sollten die EU und Deutschland jetzt erwarten? Und welche Maßnahmen sind als Antwort geplant? Antworten auf wichtige Fragen

Welche Zölle hat Donald Trump für die EU angekündigt?

Der US-Präsident hat angekündigt, ab Samstag Einfuhren aus allen Ländern pauschal mit Zöllen in Höhe von mindestens zehn Prozent zu belegen. Ab dem 9. April sollen außerdem sogenannte „reziproke“, also wechselseitige, Zölle gelten. Dabei ließ Trump für jedes Land einen Prozentsatz ermitteln, der aus Sicht der US-Regierung bestehende Zölle und Handelshemmnisse in diesem Land abbildet – wobei die Prozentsätze weitgehend willkürlich angesetzt wurden.

Daraus leitet sich der entsprechende US-Zoll auf Importe aus diesen Ländern ab. Für die EU beläuft sich dieser wechselseitige Zoll auf 20 Prozent. Deutschland wird nicht einzeln aufgeführt. Einige Waren wie Kupfer, Arzneimittel, Halbleiter, Holz, Gold und „bestimmte Mineralien“ sind nach Angaben der US-Regierung nicht von den neuen Zöllen betroffen.

Für bestimmte Branchen gelten zudem zusätzliche Sonderzölle. Stahl- und Aluminiumeinfuhren sind bereits seit dem 12. März mit Zöllen in Höhe von 25 Prozent belegt. Seit dem heutigen Donnerstag gelten Sonderzölle in derselben Höhe auch für Autos. Auf Autoteile sollen die Abgaben spätestens ab dem 3. Mai ausgeweitet werden. Produkte, die bereits mit einem Sonderzoll bepreist werden, fallen nicht zusätzlich unter das neue Zollpaket.

Die Zölle sollen so lange gelten, „bis Präsident Trump feststellt,
dass die durch das Handelsdefizit und die zugrunde liegende ungleiche
Behandlung verursachte Bedrohung beseitigt, gelöst oder gemindert
wurde“, teilte die US-Regierung zur Dauer der Maßnahmen mit. Zudem könnte Trump bald noch weitere spezifische Maßnahmen für bestimmte Produktgruppen verhängen, sagte ein Regierungsvertreter. Explizit nannte er dabei die noch nicht von den Zöllen betroffenen Waren.

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Welche Auswirkungen hat die Zollankündigung auf die Börse?

Die Zölle wirkten sich unmittelbar nach ihrer Ankündigung negativ auf die Börsen weltweit aus. Der deutsche Leitindex Dax gab am Donnerstag um mehr als 500 Zähler oder gut 2 Prozentpunkte nach. Stärker betroffen waren unter anderem Aktien europäischer Schifffahrts- und Logistikkonzerne: Die Reedereien Maersk und Hapag-Lloyd rutschen um 10 und 7,8 Prozent ab, die Logistikkonzerne DSV, Kuehne und Nagel sowie die Deutsche Post verzeichneten Abschläge zwischen 4,5 und 8 Prozent. Aber auch die Apple-Aktie fiel um gut 7 Prozent auf den tiefsten Stand seit August.

Der Euro gewann hingegen gegenüber dem US-Dollar an Wert. In der Spitze kletterte er um 2,7 Prozent auf 1,1144 Dollar, den höchsten Stand seit mehr als sechs Monaten. Analysten zufolge sehen die Investoren es positiv, dass sich Europa angesichts der US-Zölle auf die Unterstützung seiner Wirtschaft konzentriert.

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Was bedeuten die Zölle für die deutsche Wirtschaft?

Die USA sind vor China und den Niederlanden der wichtigste Abnehmer deutscher Exporte. Im Jahr 2024 lieferten deutsche Firmen Waren im Wert von gut 161 Milliarden Euro in die USA. Das waren etwa 10 Prozent aller deutschen Exporte. Commerzbank-Ökonomen gehen davon aus, dass nun bis zu 80 Prozent der deutschen Warenexporte in die USA mit dem Zoll von mindestens 20 Prozent belegt werden. Studien zufolge dürften die deutschen Warenexporte in die USA dadurch um etwa 20 Prozent zurückgehen.

Besonders betroffen davon dürften die Autobranche, Pharmaindustrie, Maschinenhersteller und die Chemiebranche sein. Vor allem für die Autoindustrie sind die USA der wichtigste Exportmarkt, gefolgt von den drei anderen Branchen, bei denen zwischen 8 und 23,6 Prozent der Exporte auf die USA entfallen.

Der deutschen Wirtschaft droht nun ein Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Das ifo Institut geht zunächst von einem „dauerhaften Rückgang des BIP um 0,3 Prozent“ aus, schreibt Handelsexpertin Lisandra Flach. Die oben genannten Schlüsselbranchen dürften stärker betroffen sein. Über die gesamten vier Jahre von Trumps Präsidentschaft könne sich der Schaden für die deutsche Wirtschaft auf rund 200 Milliarden Euro summieren, berechnet das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft in Köln. Das BIP könnte demnach bis 2028 um etwa 1,5 Prozent niedriger liegen als ohne Zölle. Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), sagte, die Zölle dürften Deutschland 2025 erneut in die Rezession treiben. 

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Werden in Deutschland die Preise steigen?

Bei der Frage, wie sich die Zölle auf die Inflation in Deutschland auswirken werden, sind sich die Ökonomen hingegen uneins. Fratzscher geht von einer starken Inflation in den USA aus, nicht aber in Deutschland. „Selbst bei ähnlichen Gegenzöllen in Europa erwarte ich keinen starken Anstieg der Preise bei uns“, sagte er der Funke Mediengruppe.

Der Präsident des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung, Achim Wambach, gab sogar an, dass Unternehmen aus anderen Ländern Exporte in die EU umleiten würden, „was tendenziell zu geringeren Preisen führen wird“. Der Handelsverband Deutschland befürchtet wiederum steigende Preise, falls es mit Vergeltungszöllen der EU zu einer weiteren Eskalation im Handelskonflikt kommt.

Dirk Jandura, Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen, warnte gleichzeitig vor Boykottaufrufen gegen amerikanische Waren. „Viele der vermeintlich amerikanischen Produkte werden zum Teil oder ganz hier in Deutschland produziert. Da trifft man dann letztendlich deutsche Unternehmer und Arbeitnehmer“, sagte er.

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Welche Gegenmaßnahmen plant die EU?

Die EU setze weiter auf Verhandlungen und bleibe gesprächsbereit, teilte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen mit. Gleichzeitig würden Gegenmaßnahmen vorbereitet – auch für den Fall, dass die Verhandlungen scheitern. Ein erstes Maßnahmenpaket als Reaktion auf die Stahlzölle wird demnach aktuell finalisiert. Es sieht unter anderem vor, dass Mitte April die derzeit ausgesetzten Sonderzölle auf US-Produkte wie Jeans, Bourbon-Whiskey, Motorräder und Erdnussbutter wieder eingeführt werden. Auch weitere Gegenzölle würden nach Angaben der EU-Kommission diskutiert.

Zudem werden Abgaben auf digitale Dienstleistungen von US-Unternehmen in der EU erwogen. Sie könnten die Plattform X von Trump-Unterstützer Elon Musk und Firmen wie Google, Amazon oder Netflix treffen. Dazu rät unter anderem DIW-Präsident Fratzscher. Eine faire Besteuerung und Durchsetzung europäischer Regeln zu Datenschutz und ethischen Standards werde zwar auch Europa wirtschaftlich wehtun. Zu den meisten amerikanischen Diensten gebe es weniger oder keine Alternativen. Aber dies sei besser, als mit der Umsetzung noch länger zu warten.

Speziell auf Deutschland bezogen raten Ökonomen der künftigen Bundesregierung dazu, die beschlossenen Investitionen in die Infrastruktur rasch umzusetzen. „Ein solches Programm könnte helfen, die inländische Nachfrage zu stützen, während die Exportnachfrage schwächelt“, sagt der wissenschaftliche Direktor des gewerkschaftsnahen Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung, Sebastian Dullien. Auch die Modernisierung der Bundeswehr könne die Binnennachfrage stärken.

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