Handel: So kommt Europa in die Offensive

Europa hat verstanden. In einer Zeit von Zöllen und Handelsblockaden. In einer Zeit, in der Donald Trump Stahlzölle erhebt und die chinesische Regierung den Export von Seltenen Erden drosselt. In dieser Zeit hat Europa kapiert, dass man von anderen nicht abhängig sein sollte. Unternehmen nach Unternehmen besorgt sich fieberhaft zweite und dritte Lieferanten. Und die EU hat vergangene Woche einen Plan vorgelegt, wie sie sich mit wichtigen Rohstoffen bevorraten kann.

Das ist wichtig und richtig. Europas Wirtschaft darf nicht abstürzen, wenn einmal die Lieferkette reißt. Schwierigkeiten entstehen ja nicht nur aus Konflikten. Manchmal treiben auch Piraten auf den Meeren ihr Unwesen, Häfen sind überlastet, oder Krankheitsausbrüche bringen die Arbeit ins Stocken. Kurz gesagt: Vorsicht ist besser als Nachschubmangel.

Aber das ist nur die Defensive. Wer auch nur gelegentlich Mannschaftssport anguckt, der weiß: Wenn alle nur verteidigen, macht der Wettbewerb keinen Spaß. In der Wirtschaft heißt das: Die internationale Arbeitsteilung wird beeinträchtigt, alles wird teurer. Eine gute Defensive ist nötig. Aber besser wird’s, wenn auch mal einer angreift. Und da steht im Fall der Globalisierung eine simple Frage: Worin sind eigentlich die anderen von uns abhängig?

Die EU hat sich zu sehr auf ihre Nachfragemacht verlassen

Diese Frage ist in den vergangenen Jahren ein bisschen untergegangen. Wandel durch Handel funktioniert nicht, hat sich die Welt gemerkt, und sie hat ja recht. Aber die jüngeren Verhandlungen mit Donald Trump und mit China haben gezeigt: Wer selbst genug Drohpotential hat, behauptet sich in solchen Verhandlungen besser.

Deutschland hat immer noch ein paar Produkte, die andere nicht ersetzen können oder zumindest nicht schnell. Ohne deutsche Laser würden die asiatischen Chipmaschinen nicht so gut funktionieren. Mancher deutsche Klebstoff hält die Produkte anderer Nationen zusammen. Und man stelle sich nur mal vor, Deutschland würde von heute auf morgen den Export von Unternehmenssoftware besteuern. Solche Drohungen sind nicht gut fürs Geschäft. Aber es schadet nicht, sie auf Lager zu haben. Das Problem ist nur: Allzu viel Drohpotential hat Europa nicht mehr.

In den vergangenen Jahren hat sich die EU zu sehr darauf verlassen, dass sie die Welt allein mit ihrer Nachfragemacht nach ihren Vorstellungen formen könnte. Wenn Europa Regeln aufstellt, dann werden sich die anderen schon fügen müssen, so dachte man hier meist. So versuchte Europa, Menschenrechte in armen Ländern zu schützen, Datenkraken aus den USA einzuhegen und asiatische Länder zum Klimaschutz zu bewegen.

Europa braucht eine Produktoffensive

Doch Europa musste feststellen, dass manche Länder ihre Produkte dann eben anderswo anbieten. Es kommt eben nicht immer nur auf die Nachfrage an. Manchmal muss man selbst ein Angebot haben, das der andere nicht ablehnen will. Dann müsste sich Europa von Lieferungen nicht ganz so unabhängig machen, wie es jetzt nötig scheint; Autarkie wäre sowieso illusorisch. Gleichzeitig ist eine Produktoffensive die Chance, die weltweite Arbeitsteilung wenigstens ein bisschen zu stärken – zum Nutzen aller.

In den vergangenen Jahren hat sich Deutschland zu viele Techniken aus der Hand nehmen lassen, ohne neuere und bessere zu entwickeln. Warum ging das schief? Weil sich solche Entwicklungen nicht bürokratisch durchplanen lassen. Unternehmer und Investoren müssen ins Risiko gehen, es braucht Arbeit und Anstrengung. So einen Aufwand scheuen viele, wenn der eigene Job sowieso sicher ist.

Das ändert sich gerade. Zwar ist das Risiko, arbeitslos zu werden, immer noch historisch gering. Aber wer schon arbeitslos ist, hatte auch fast nie so schlechte Chancen auf eine neue Stelle wie jetzt. Das spüren besonders junge Leute, die aus dem Studium und der Ausbildung kommen. Wer da nichts findet, dem bleibt dann eben doch die Selbständigkeit. Ein Unternehmen zu gründen, idealerweise noch mit einer Idee, aus der eines Tages ein großes Produkt wird – damit schafft man sich nicht nur eine Arbeitsstelle. Man hilft auch dem Team Europa dabei, in die Offensive zu kommen.

ArbeitAusbildungChinaDeutschlandDie WeltDonaldEUEuropaExportGlobalisierungHäfenHandelJobKlimaschutzKurzMANMenschenrechteRechtRegierungRohstoffeSSelbstStudiumTrumpUnternehmenUnternehmerUSAWeilWeißWELTWillWirtschaftZeit