Dem französischen Luxusgüterkonzern Kering gelingt kein Befreiungsschlag. Nach einer jüngsten Umsatzprognosesenkung korrigierte er am Dienstagabend auch seine Gewinnaussichten kräftig nach unten.
40 bis 45 Prozent dürfte er im ersten Halbjahr unter dem Vorjahresniveau liegen, teilte der Mutterkonzern von Edelmarken wie Gucci, Saint Laurent, Balenciaga und Brioni bei Bekanntgabe der Zahlen für das erste Quartal mit. „Die Performance von Kering hat sich im ersten Quartal stark verschlechtert“, erklärte der Kering-Chef und -Großaktionär François-Henri Pinault.
Die Börsenreaktion fiel deutlich aus. Der Aktienkurs von Kering fiel am Mittwoch um rund 7 Prozent auf den niedrigsten Stand seit September 2017. Seit August 2021 beträgt das Minus rund 60 Prozent.
Der Börsenwert ist auf knapp 40 Milliarden Euro geschrumpft. Das ist insofern bemerkenswert, als der große französische Rivale LVMH mit seinem Börsenwert von rund 400 Milliarden Euro nach einem Zwischentief bis Anfang dieses Jahres wieder in Rekordsphären notiert.
Minus 18 Prozent Umsatz
Auch Konkurrent Hermès steht mit 250 Milliarden Euro Börsenwert so hoch in der Anlegergunst wie eh und je. Von einem flächendeckenden Abwärtstrend für den Luxusgütersektor kann also keine Rede sein.
LVMH hatte für das erste Quartal auf vergleichbarer Basis ein Umsatzplus von 3 Prozent vermeldet, Hermès legt an diesem Donnerstag Zahlen vor. Die Luxusgütersparte von L’Oréal setzte zum Jahresauftakt knapp 2 Prozent mehr um.
Kering macht in erster Linie das schwache Chinageschäft von Gucci zu schaffen. Einst der Wachstumsmarkt schlechthin, kämpft das Traditionshaus aus Florenz mit einer anhaltenden Nachfragezurückhaltung in Fernost. Sein Umsatz sank im ersten Quartal um 18 Prozent. Die Bilanz von Kering belastet das deshalb so stark, da Gucci für rund die Hälfte des Konzernumsatzes steht.
Der Gewinnanteil ist noch höher. Aus Konzernsicht ist der chinesische Markt gespalten zwischen einer hohen Zahlungsbereitschaft entweder für sehr teure Luxusgüter oder für Einstiegsmarken. Das sei ungünstig für Gucci, das mittig zwischen den beiden Polen positioniert ist.
Die Zweifel werden größer
Der Konzern bemüht sich um Zuversicht. Die seit Mitte Februar nach und nach in den Geschäften erhältlichen neuen Gucci-Kollektionen würden sehr gut angenommen werden, vor allem in den Bereichen Konfektionskleidung und Schuhe.
Doch Analysten bleiben skeptisch, in einer Umfrage des Finanzdiensts Bloomberg rät trotz des Kursverfalls kaum mehr als ein knappes Viertel zum Kauf der Kering-Aktie. Dabei hat sich der Konzern gerade von den neuen Kollektionen des Anfang 2023 ins Amt gekommenen Kreativdirektors Sabato De Sarno viel erhofft.
Größer werden inzwischen die Zweifel, ob Konzernchef Pinault noch der richtige Mann auf dem Posten ist. Bloomberg gab in einem Bericht die Einschätzung langfristiger Investoren, ehemaliger Insider und Branchenbeobachter wieder, dass Kering eine weitaus drastischere Überholung benötigt als bislang geplant.
Pinault, 61 Jahre alt und einer breiteren Öffentlichkeit bekannt durch seine Ehe mit dem Hollywoodstar Salma Hayek, hat die Konzernführung vor knapp 20 Jahren von seinem Vater geerbt. Die Familienholding hält 42 Prozent der Kapital- und 59 Prozent der Stimmanteile.