Großes Affentheater

Disneys „Tarzan“ ist zurück im Stage Theater Neue Flora. Dabei geht die Neuinszenierung des Musicals nach dem Buch von Edgar Rice Burroughs klar über eine schlichte Wiederaufnahme hinaus. Zur Premiere und für ausgewählte Vorstellungen übernimmt noch einmal Alexander Klaws seine Paraderolle.

Wäre die Luftfeuchtigkeit deutlich höher, säße das Publikum gefühlt mittendrin im Dschungel, dem Schauplatz des Disney Musicals „Tarzan“, das seit der gestrigen Gala-Premiere wieder auf dem Spielplan der Neuen Flora steht. Es fehlt also nicht mehr viel. Das neue Lichtkonzept hüllt den ganzen Saal in grüne Strahlen, und die Darsteller, die während der Show immer wieder über den Köpfen der Zuschauer schweben oder über sie hinwegsausen, hängen im Vergleich zur ersten Premiere des Stückes 2008 an stark verbesserten, schneller schwingenden Lianen.

Affenkostüme mit 20.000 Fransen

Die Kulisse mit ihren Haltestangen an den Landestationen der Bühnenwände – für die auch häufig über der Bühne fliegenden Gorillas – ist nicht nur praktisch, sondern bietet für die fantasievoll gestalteten Kostüme der Show den passenden Rahmen. Es ist enorm, was der Regisseur Bob Crowley als Set- und Kostümdesigner für die Geschichte entworfen hat: Die Affenkostüme (mit jeweils 20.000 handgefertigten Fransen) und insgesamt weitere 80 Kostümdesigns und 150 Perücken bieten den Darstellern große Bewegungsfreiheit und sind dennoch fantastische Verkleidungen.

Die Pflanzen, selbst die fleischfressende, sind von großer Schönheit und die fluoreszierende Tier- und Pflanzenwelt entfaltet, beispielhaft in Gestalt eines großen Schmetterlings, ihre eigene Poesie.

Die Story des Stückes bietet keine Überraschungen, jeder kennt die Geschichte vom Menschenjungen, der vor Gorillas großgezogen wird und sich zwischen zwei Welten entscheiden muss, nachdem er sich in die Forscherin Jane verliebt hat. Dennoch kommt Spannung auf, wenn die Interessengegensätze aufeinanderprallen oder zwei Herzen in jeweils einer Brust schlagen.

Und es macht einfach Spaß, die sehr guten Schauspieler und Sänger zu erleben, die mit vollem Einsatz bei der Sache sind und die Songs von Phil Collins („Dir gehört mein Herz“) zu neuem Leben erwecken, live zur Begleitung der Theaterband, bei der Premiere unter Leitung von Hannes Schauz.

Philipp Büttner wird der neue Tarzan

Für die Premiere und 15 ausgewählte Vorstellungen bis Ende April 2026 schwingt sich als Tarzan, wie bereits von 2010 bis 2013, Alexander Klaws in seiner Paraderolle durch den Saal. Der mittlerweile 42-Jährige zählt zu den fittesten Schauspielern seines Alters, dennoch soll dieses Gastspiel die letzte Tarzan-Auftrittsreihe sein, wie Klaws im Vorwege ankündigte.

Auch die Rolle als Winnetou am Bad Segeberger Kalkberg, die Klaws seit 2019 jeweils in der Freilichtsaison spielt, erfordert eine gewisse Sportlichkeit, die Anforderungen an „Tarzan“ sind allerdings deutlich höher. Der reguläre Hauptdarsteller der neuen Produktion ist der ehemalige „Hercules“- und „Aladdin“-Darsteller Philipp Büttner, gelegentlich für ihn einspringen darf Nachwuchsstar Bob van de Weijdeven aus Tilburg.

Die Frau an Tarzans Seite wird in der Neue Flora von Abla Alaoui gespielt, die besonders mit ihrem Gesang punktet. Tarzans Affeneltern beeindrucken vor allem spielerisch. Kerry Jean spielt die Adoptivmutter Kala, Dániel Rákász den Silberrücken Kerchak, der die Menschen fürchtet, erst sterbend Tarzan anerkennt und zu seinem Nachfolger macht. Den faulen Affen, Tarzans besten Freund Terk spielt Elindo Avastia, der in dieser Rolle bereits in Stuttgart das Publikum begeisterte und der auch in Hamburg gut rüber- und ankam. Als Gorillajäger Clayton, auf Janes Dschungeltour für die Sicherheit verantwortlich, strahlt Luciano Mercoli hinreichend Gefährlichkeit aus.

Eine Reihe von Kinderdarstellern gibt den jungen Tarzan im ersten Teil des insgesamt knapp dreistündigen Abends und macht die Entwicklung des Helden unter den einmaligen Umständen verständlich.

Stage Theater Neue Flora: Disneys „Tarzan“, ab 22. November

Source: welt.de

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