Großbritannien: Parlament stimmt zu Händen Verstaatlichung von Stahlwerk von British Steel

Großbritannien: Parlament stimmt zu Händen Verstaatlichung von Stahlwerk von British Steel

Das britische Unterhaus hat in einer Sondersitzung die Rettung des letzten konventionellen Stahlherstellers
im Land gebilligt. Das am Samstag verabschiedete Gesetz befugt Handels-
und Wirtschaftsminister Jonathan Reynolds, die Leitung des Vorstands
und der Belegschaft von British Steel zu übernehmen. Er soll außerdem
sicherstellen, dass die rund 3.000 Beschäftigten bezahlt werden und
Bestellungen von Rohmaterialien für den Weiterbetrieb von zwei Hochöfen
wieder aufgenommen werden.

Premierminister Keir Starmer hatte die
Abgeordneten gebeten, aus ihrer Osterpause zurückzukehren, um über das
Gesetz zu debattieren, das British Steel und sein Werk in der
nordenglischen Stadt Scunthorpe zumindest kurzfristig wieder in
öffentliches Eigentum überführen soll. Es war die erste Sondersitzung
des Parlaments an einem Samstag während einer Sitzungspause, seit
argentinische Truppen 1982 die Falklandinseln im Südatlantik
besetzt hatten.

US-Zölle setzen Stahlunternehmen unter Druck

Das Werk in Scunthorpe gehört seit 2020 der
chinesischen Jingye-Gruppe, die mitgeteilt hat, es sei wegen der
„schwierigen Marktbedingungen“ und der gestiegenen Umweltkosten
finanziell nicht tragfähig. Dazu kommt die Entscheidung der US-Regierung
vom März
, Zölle in Höhe von 25 Prozent auf alle Stahl-
und Aluminiumimporte
zu erheben. Dem Werk drohten die Eisenerzpellets
auszugehen, die in den zwei riesigen Hochöfen verwendet werden, weil
Jingye die Bestellungen für die Rohstoffe storniert hat. Die
Entscheidung des chinesischen Konzerns setzte Starmer unter
Handlungsdruck.

Denn ohne Rohmaterialien hätte den Hochöfen
womöglich binnen weniger  Tage die dauerhafte Schließung gedroht, zumal
ein Wiederhochfahren der Öfen, wenn sie einmal abgekühlt sind, als
extrem komplex und teuer gilt. Ein Aus für das Werk in Scunthorpe hätte
wiederum bedeutet, dass Großbritannien das einzige Land in der Gruppe
der sieben führenden Industriestaaten ohne Kapazitäten gewesen wäre,
eigenen Stahl mit konventionellen Mitteln
zu produzieren. Ein solcher Ausfall hätte laut Experten immense Folgen
für die britische Bau-, Rüstungs- und Eisenbahnindustrie gehabt und das
Land abhängig von ausländischen Quellen für Rohstahl gemacht. Dieses
Szenarion wollten Politiker aller Parteien vermeiden.

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