Die amerikanische Bank Goldman Sachs hat am Montag mit ihren frisch veröffentlichten Geschäftszahlen die Anleger überzeugt. Der Gewinn von Goldman fiel im ersten Quartal 2023 mit 4,1 Milliarden Dollar (3,9 Milliarden Euro) um 28 Prozent höher aus als im Vorjahresquartal und übertraf die Erwartungen von Analysten. Die Goldman-Aktie legte in New York im vorbörslichen Handel um gut 2 Prozent zu.
Am Freitag schon hatten die US-Banken J.P. Morgan, Citigroup und Wells Fargo die Unternehmensberichterstattungssaison zum ersten Quartal 2024 eröffnet. Der Aktienkurs von J.P. Morgan brach um 6,5 Prozent ein, nachdem der Vorstandsvorsitzende Jamie Dimon schon vor dem Angriff Irans auf Israel vor geopolitischen Risiken gewarnt hatte. J.P. Morgan verdiente im ersten Quartal 2024 mit 13,4 Milliarden Euro netto zwar unerwartete 6 Prozent mehr als im Vorjahresquartal, und auch der Zinsüberschuss stieg um weitere 11 Prozent. Doch die meisten Analysten hatten erwartet, dass die Zinseinnahmen noch höher ausfallen.
Bankanalysten befürchten nun, dass amerikanische Kreditinstitute bei tendenziell fallenden Leitzinsen künftig wegen des schärferen Wettbewerbs um Einlagen ihren Kunden mehr Zinsen auf Sparguthaben werden bieten müssen, was zulasten des Zinsüberschusses gehen würde. Das wird man womöglich am Dienstag sehen, wenn mit der Bank of America die wichtigste Privatkundenbank der USA ihre Geschäftszahlen bekannt gibt.
Die am Montag veröffentlichten Geschäftszahlen von Goldman Sachs nähren die Sorgen, dass für viele Banken der Zinsüberschuss seinen Höhepunkt überschritten haben könnte. Denn bei Goldman Sachs gingen im ersten Quartal 2024 die Zinseinnahmen gegenüber dem Vorjahresquartal leicht auf 1,6 Milliarden Dollar zurück. Seitdem sich Goldman Sachs aber weitgehend aus dem Privatkundengeschäft verabschiedet hat und sich wieder stärker auf das Investmentbanking konzentriert und die Vermögensverwaltung ausbaut, fällt dieser Rückgang im Zahlenwerk dieser Bank kaum ins Gewicht. Denn 12,6 Milliarden Dollar erlöste Goldman im ersten Quartal 2024 im zins-unabhängigen Geschäft, vor einem Jahr waren es 10,4 Milliarden Dollar gewesen.
Besonders stachen am Montag die Erlöse im Eigenhandel (Marketmaking) mit 6.0 Milliarden Dollar ins Auge. Dazu gehören teilweise die Einnahmen im Anleihehandel (FICC), wo die Deutsche Bank ein wichtiger Wettbewerber ist. Hier nahm Goldman 4 Milliarden Dollar ein, mehr als doppelt so viel wie im vierten Quartal 2023.
Im Investmentbanking im engeren Sinne, also dem Beratungsgeschäft bei Unternehmenskäufen und Übernahmen, mit Aktiengeschäften wie Börsengängen und Kapitalerhöhungen (ECM) sowie Anleiheemissionen (DCM) fasst Goldman nach einer Schwächephase wieder Tritt. In allen diesen drei Geschäftsfeldern des Investmentbankings schnitt Goldman im ersten Quartal 2024 besser ab als erwartet. Die Gebühreneinnahmen kletterten hier insgesamt im Quartalsvergleich um 32 Prozent auf 2,1 Milliarden Dollar.
Dazu passt: Nach Zahlen von Dealogic schob sich Goldman Sachs im ersten Quartal 2024 in der Rangliste der wichtigsten M&A-Berater im Geschäft auf der Welt und auch in Deutschland an J.P. Morgan vorbei. So beriet Goldman zum Beispiel in den USA General Electric bei der Abspaltung seiner inzwischen börsennotierten Raumfahrt- und Energiesparte GE Vernova, begleitete in der Schweiz das Pharmaunternehmen Galderma an die Börse und beriet in Deutschland den Solarparkbetreiber Encavis beim Verkauf an das Konsortium aus dem Finanzinvestor KKR und dem Energieunternehmen Viessmann.
2023 war der Jahresgewinn von Goldman von 11,3 auf 8,6 Milliarden Dollar und damit hinter den des Rivalen Morgan Stanley zurückgefallen. Im vierten Quartal 2023 allerdings hatte Goldman wieder mehr verdient, und dieser Trend dauerte ins neue Geschäftsjahr an, wie sich etwa an der Eigenkapitalrendite zeigt: Rechnet man nun wie in den USA üblich den Gewinn aus dem ersten Quartal 2024 auf das Gesamtjahr hoch, kommt man auf eine Eigenkapitalrendite von 14,8 Prozent – mehr als doppelt so viel wie für 2023 und endlich wieder im Rahmen der eigenen Ziele.