Gisèle Pelicot: Die Scham wechselt die Seiten

Es ist ein kurzer, einfacher und epochaler Satz, den Gisèle Pelicot da ausgesprochen hat: „Die Scham muss die Seite wechseln.“ Und sie hat es eben nicht nur gesagt, sondern gezeigt, ja durch einen gewaltigen Kraftakt erzwungen. Sie, das Opfer, die Frau, war es, die darauf bestanden hat, dass die Videos öffentlich gezeigt wurden, in denen sie hundertfach vergewaltigt wurde. Der Richter wollte sie davon abbringen, sie aber hat es durchgesetzt. Und ihre Botschaft ist klar: Auf diesen Videos ist nichts zu sehen, dessen sie sich schämen müsste. Sondern andere, die sechzig oder noch mehr Männer nämlich, die sich an einer sedierten Frau vergehen.

KulturRichterWeil