Gepanschte Öle, Pestizide, falsche Etiketten: Olivenöl-Betrug hinaus Rekordhoch

Bei Olivenöl gibt es aktuell eine Rekordzahl von Betrugsfällen durch falsche Etikettierung in der EU. Die Kosten für Olivenöl haben sich seit 2018 mehr als verdoppelt: Einerseits heizt der Inflationsdruck den illegalen Markt für Grundnahrungsmittel an, andererseits beeinträchtigen extreme Wetterbedingungen wie Dürren oder Überflutung aufgrund der Klimakrise die Produktion von Olivenöl stark. Mit dem Preisanstieg stieg auch die Zahl der „grenzüberschreitenden EU-Meldungen“, die falsche Etikettierung, potenziellen Betrug und Sicherheitsfälle mit kontaminierten Ölen umfassen.

Im ersten Quartal 2018 wurden von der EU nur 15 solcher Fälle registriert. In den ersten drei Monaten von 2024 stieg die Zahl auf 50 Fälle, mehr als eine Verdreifachung und ein Rekordwert. Dies geht aus Daten hervor, die dem britischen Guardian zur Verfügung gestellt wurden. Dabei handelt es sich jedoch nur um Fälle, die von den Mitgliedstaaten aufgedeckt und an die EU-Generaldirektion für Gesundheit gemeldet wurden. Die Zahl enthält keine inländischen Fälle, und das wahre Ausmaß des Olivenöl-Betrugs ist wahrscheinlich viel höher.

Die gemeldeten Öle waren zumeist mit nicht zugelassenen Stoffen wie Pestiziden und Mineralölen verunreinigt. In einem Fall wurden sogar Glasscherben entdeckt. Es gab auch einige Fälle, in denen Olivenöl falsch als natives Öl etikettiert wurde, etwa durch Vermischung mit minderwertigen oder billigeren Ölen; oder natives Olivenöl wurde als natives Olivenöl extra gekennzeichnet, was ein hochwertigeres, nicht raffiniertes Öl mit einem geringeren Säuregehalt ist. Dazu kamen Fälle von falscher Ursprungskennzeichnung.

Kein höheres Risiko für Verbraucher

Im Februar meldete Deutschland ein Olivenöl aus Israel, das als „Lampantöl“ eingestuft wurde, eine Qualitätsstufe, die ohne weitere Raffinierung nicht für den menschlichen Verzehr geeignet ist. Dieses Öl wurde als „natives Olivenöl extra“ vermarktet. Einige der Öle überquerten mehrere Grenzen, so meldete Deutschland im März einen Fall von „irreführender falscher Etikettierung von Olivenöl aus Syrien über die Niederlande“. Von den 182 Meldungen über Betrug und Verstöße bei Olivenöl, die der EU seit Anfang 2023 übermittelt wurden, betrafen 54 Produkte aus Italien, 41 aus Spanien und 39 aus Griechenland.

Die EU hat im Juli 2022 neue Vorschriften für Konformitätskontrollen der Vermarktungsnormen für Olivenöl sowie für Analysemethoden für Olivenöl eingeführt.

Ein Sprecher der Europäischen Kommission sagte, die höhere Anzahl von Meldungen im System deute nicht auf ein erhöhtes Risiko für die Verbraucher hin, sie sei vielmehr ein Beweis für den besseren Austausch zwischen den zuständigen Behörden der Mitgliedstaaten und ihre Wachsamkeit gegenüber Betrug in der Lebensmittelkette. „Die Kommission duldet keinen Betrug. Um die Verbraucher in der EU mit qualitativ hochwertigem Olivenöl zu versorgen, organisiert die Kommission jährliche Workshops und fördert die Zusammenarbeit zwischen den EU-Ländern, um sicherzustellen, dass diese Kontrollen korrekt durchgeführt werden, und um den Austausch relevanter Informationen für die mit Olivenöl befassten Personen zu gewährleisten.“

Chris Elliott, Professor für Lebensmittelsicherheit an der Queen’s University Belfast, sagte, dass die Folgen des Verzehrs von verunreinigtem Olivenöl zwar ernst sein könnten – es aber sehr unwahrscheinlich sei, dass es in den Regalen der großen Supermärkte zu finden sei: „Die meisten Menschen, die betrügen, tun dies wahrscheinlich in Bereichen, in denen es keine Kontrolle oder Überwachung gibt. Kleine Unternehmen oder Lebensmitteldienste sind anfälliger für Betrug“.

100 Kilo Olivenöl kosten 787 Euro – 2018 waren es 263 Euro

Die globale Erwärmung hat in den letzten Jahren zu einem Rückgang der Olivenölproduktion geführt. Die Ernten in Spanien, das 2018 und 2019 mehr als die Hälfte des weltweiten Olivenöls produzierte, wurden von Dürre und Hitzewellen mit Temperaturen von über 40 Grad Celsius heimgesucht.

Vorläufige Zahlen des Internationalen Olivenölrats (IOC) zeigen, dass die weltweite Produktion im Jahr 2023 und 2024 voraussichtlich auf 2,4 Mio. Tonnen sinken wird, was einem Rückgang von 27 Prozent gegenüber 2018 und 2019 entspricht und unter dem prognostizierten Verbrauch von 2,6 Mio. Tonnen liegt. Infolgedessen sind die Preise in die Höhe geschossen. Einhundert Kilo natives Olivenöl extra aus Jaén in Spanien kosteten im November letzten Jahres 787 Euro, fünf Jahre zuvor waren es noch 262,50 Euro. Das macht Olivenöl zu einem attraktiveren Markt für Betrüger.

Elliott sagt, dass die klimabedingte Inflation oft ein Grund für die steigenden Betrugszahlen ist: „Wann immer wir Preisschwankungen bei einer Ware feststellen, ist dies ein klares Zeichen für einen Anstieg der Betrugsfälle in den nächsten Monaten, da es den Leuten die Möglichkeit bietet, zu betrügen.“ Olivenöl sei ein Beispiel dafür. „Es gab auch einen massiven Anstieg bei Produkten wie Schokolade, wo die Kakaoproduktion ein großes Problem darstellt; aufgrund des Klimawandels wird es einen starken Anstieg bei Produkten wie Kaffee geben. Je verarbeiteter ein Lebensmittel ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass es zu Betrug kommt.“

Italien konfiszierte 380 Tonnen Olivenöl

Die italienische Zentralinspektion für den Qualitätsschutz und die Betrugsbekämpfung bei Agrarerzeugnissen (ICQRF) hat im vergangenen Jahr ein Programm abgeschlossen, in dessen Rahmen 380 Tonnen Ölerzeugnisse im Wert von mehr als zwei Millionen Euro beschlagnahmt und 17 Personen wegen schwerer Verstöße im Zusammenhang mit falscher oder fehlender Etikettierung oder betrügerischer Vermarktung von nicht extra nativen Ölen als „extra nativ“ bei den Justiz- oder Verwaltungsbehörden angezeigt wurden.

Im November beschlagnahmten die italienischen Behörden 550.000 Kilogramm Öl, das als Olivenöl deklariert war, in Wirklichkeit aber aus einer Mischung von Pflanzenölen bestand. Der Wert der beschlagnahmten Waren belief sich auf etwa 250.000 Euro.

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