Die Bundesanwaltschaft hat vor dem Staatsschutzsenat des Oberlandesgerichts Celle Anklage gegen einen Mann erhoben, der als „Auslandsoperateur“ eine Schlüsselrolle innerhalb des Drohnenprogramms der Hizbullah gehabt haben soll. Neben der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung wirft die Behörde Fadel Z. Beihilfe zum versuchten Mord vor, wie aus einer Mitteilung von Dienstag hervorgeht.
Der Beschuldigte soll sich der Hizbullah vor dem Jahr 2015 in Libanon angeschlossen haben. Zunächst betätigte er sich für die Vereinigung „im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit“, wie die Bundesanwaltschaft festhält. Spätestens von August 2022 an sei er dann sogenannter Auslandsoperateur gewesen, zunächst von Barcelona, später von Deutschland aus.
Bis zu seiner Festnahme im Juli 2024 soll Z. im Auftrag der Organisation Produkte für den Drohnenbau im Gesamtwert von knapp 1,4 Millionen Euro erworben haben – bei Firmen in diversen europäischen Ländern, China und den Vereinigten Staaten. Laut Bundesanwaltschaft befanden sich darunter „mehr als 2000 Benzin- und Elektromotoren, über 600 Propeller, fast 11 Tonnen Epoxidharz, Neigungsmesser und sonstiges Zubehör“.
Anschlag auf Seniorenheim
Zur Abwicklung soll er regelmäßig Tarnfirmen genutzt haben; auch für den Transport der Güter nach Libanon soll Z. gesorgt haben, per Containerschiff aus Häfen in Hamburg oder Spanien oder per Luftfracht.
Zwei der von ihm angeschafften Motoren soll die Hizbullah in Drohnen verbaut haben, die sie gegen Israel abfeuerte. Eine wurde laut Bundesanwaltschaft in der Nacht des 11. Oktober 2024, an Jom Kippur, in ein Seniorenheim mit etwa 200 Bewohnern nahe Tel Aviv gesteuert. Obwohl der Sprengsatz in dem Gebäude explodierte, kam damals niemand zu Schaden.
Die Bundesanwaltschaft geht davon aus, dass die Hizbullah momentan über mehr als etwa 20.000 ausgebildete Kämpfer verfügt und bis Juni 2024 ein Arsenal von 10.000 Drohnen angelegt hat. Das allerdings wurde erheblich dezimiert, als die Hizbullah entschied, die Hamas nach dem Terrorangriff vom 7. Oktober 2023 zu unterstützen und dadurch einen neuen Krieg entfesselte. In dessen Folge versetzte Israel der Schiitenorganisation erhebliche Schläge. Deren Führung wurde ebenso dezimiert wie das Raketenarsenal. Ihre Abschreckungsfähigkeit hat die Hizbullah inzwischen verloren.
In Libanon nahmen die Spannungen um die Hizbullah in jüngster Zeit zu, weil die Regierung deren Entwaffnung voranbringen will und sich die von Iran gelenkte Organisation dagegen weigert.
Source: faz.net