Gastronomie ist wichtigster Magnet: Innenstädte in Niedersachsen und Bremen zählen weniger Besucher

Gastronomie hat Einzelhandel in Bremen, Braunschweig und Osnabrück als stärksten Magneten für einen Innenstadtbesuch abgelöst. Das belegt die Cima Zentrenstudie für Niedersachsen und Bremen. Und auch, dass künftig immer weniger Menschen in die Innenstädte kommen wollen.

Im Auftrag der niedersächsischen Industrie- und Handelskammern sowie des Handelsverbands Niedersachsen Bremen hat Cima Beratung + Management über 1.700 Menschen im Oktober nach ihren Einschätzungen und Präferenzen zur Nutzung und zum Angebot von Innenstädten befragt. Der Länderbericht Niedersachsen Bremen ist Teil der bundesweiten Cima-Zentrenstudie.

Im Unterschied zum Deutschlandtrend bleibt für die Menschen in Niedersachsen der Einkauf das stärkste Motiv für einen Besuch der Innenstadt – mit allerdings nur noch zartem Vorsprung vor dem Besuch von Restaurants oder Cafés. Der ist in Bremen, Braunschweig und Osnabrück bereits der wichtigste Besuchsgrund. „Das wird auch so weitergehen“, erklärte Martin Kremming bei der Vorstellung der Studie im Rahmen des Immobilien-Dialogs Hannover Ende November. Der Cima-Geschäftsführer betonte zu diesem Thema auch die Bedeutung des Tourismus – gerade nach der Corona-Zeit. „Gerade in kleineren Städten wird die Bedeutung des Tourismus oft unterschätzt.“

Nur die Frequenz in Osnabrück bleibt stabil

Doch im Trend reichen weder Gastronomie noch Shopping aus, damit die Menschen in Niedersachsen und Bremen künftig in stabiler Frequenz die Innenstädte aufsuchen. Seit 2022, also nach der Pandemie, verzeichnen lediglich Oldenburg und Osnabrück positive Besuchszahlen. Schlusslicht ist Bremen. Hier wird auf die zahlreichen Einkaufszentren am Stadtrand oder im Umland verwiesen, wie etwa den Weserpark oder Dodenhof in Posthausen. Aber auch Braunschweig und Hannover haben seit 2022 verloren. Und beim Blick in die Zukunft stellen die Befragten nur für Osnabrück in Aussicht, weiterhin in der bisherigen Häufigkeit die City aufzusuchen. Alle anderen Städte und Regionen verlieren.

Martin Kremming stellte die Cima-Innenstadt-Studie während des Immobilien-Dialogs Hannover vor.

Demotivierend wirken Erreichbarkeit, Stadtbild und Aufenthaltsqualität – in dieser Reihenfolge und vor allem in ländlichen Räumen sowie in Oldenburg, Braunschweig und Osnabrück. Noch immer kommen die meisten Gäste mit dem Pkw in die Stadt, gerade in kleineren Kommunen. Doch der Anteil schrumpft zugunsten von Radverkehr und ÖPNV, insbesondere in den Großstädten.

„Nichts ist toller als eine begehbare Innenstadt“

Dass die Diskussionen um Einschränkungen für Pkw so emotional geführt werden – etwa in Bremen oder Hannover – sieht Kremming auch in der Kommunikation begründet. „In Groningen wurden Autos seit dem Ende der 1970er Jahre schrittweise aus der Innenstadt genommen. Das kann man nicht in fünf Jahren durchziehen.“

Aber: „Nichts ist toller als eine begehbare Innenstadt.“ Denn Stadtbild und Aufenthaltsqualität sind knapp hinter Mobilität die stärksten Störfaktoren. Flanierende reagierten sensibel auf markante Leerstände und andere städtebauliche Missstände. Osnabrück, Bremen und Hannover kamen hier am schlechtesten weg.

„Alle Städte sind in einem starken Wandel. Die Bedeutung von Kultur, Veranstaltungen, der Qualität des öffentlichen Raums, aber auch von Frequenzbringern ohne unmittelbaren wirtschaftlichen Zweck – wie Behörden, Universitäten und Schulen – werden verstärkt wahrgenommen. Aber sie müssen auch angeboten werden. Wenn Städte weiterhin vor allem auf Shopping und Gastronomie setzen, dann werden sie verlieren“, sagte Kremming.

So wird von den Befragten etwa für die Stadt Hannover der Handlungsbedarf beim Einzelhandelsangebot als relativ gering eingeschätzt. Trotzdem verliert die Landeshauptstadt an Frequenz. Kremming lobte in diesem Kontext das temporäre Kultur- und Veranstaltungszentrum Aufhof in Hannover, das im früheren Kaufhof an der Schmiedestraße bis zum Frühjahr 2024 für knapp ein Jahr mit zahlreichen Veranstaltungen und Angeboten andere, oft jüngere Milieus in die Innenstadt zog. Dies sei der richtige Weg zur Diversifizierung des Innenstadtangebots, meint der Cima-Chef.

Dieser Text erschien zuerst auf www.iz.de.

AutosBehördenBraunschweigBremencoronaEinzelhandelEndeGastronomieHannoverImmobilienIndustrieKaufhofKommunenKulturMANMartinMobilitaetNewsNiedersachsenOldenburgRestaurantsSchulenStädteTourismusUniversitätenZeit