Gangsterinnen-Komödie im Zweites Deutsches Fernsehen: Sie legen den Männern dies Handwerk

Dass drei Halbschwestern nach fünf Jahren im Gefängnis noch immer Komplizinnen sein können, ist die charmante Botschaft der Gaunerkomödie „Gar kein Geld macht auch nicht glücklich“ (Regie und Drehbuch Jonas Grosch). Schließlich scheiterte der von ihnen geplante Einbruch in den Schließfachraum einer Bank. Bei einer solchen Pleite könnte man durchaus die Schuld bei seinen Halbschwestern suchen, doch für Anklagen und Spitzfindigkeiten ist den drei Frauen Kim Hansen (Katharina Wackernagel) Olivia (Sara Fazilat) und Lesley (Julia Becker) ihre Zeit zu kostbar. Und so fallen sie einander nach der Freilassung aus dem Gefängnis in die Arme. Zukunft, wir kommen!

Die toughe Kim will Gerechtigkeit

Der Autor und Regisseur Jonas Grosch wollte nach eigener Aussage eine Gaunerkomödie im Genre-Gewand à la „Ocean’s Eleven“ drehen. Nur ist das deutsche Fernsehen nicht Hollywood und „Gar kein Geld macht auch nicht glücklich“ weit vom Spektakel sowie Erfindungsreichtum der Ocean’s-Filme entfernt. Natürlich schlägt auch Sandra Bullocks Coolness in „Ocean’s Eight“ die von Katharina Wackernagel. Gleichwohl ist Grosch eine wendungsreiche und witzige Komödie gelungen. Deren Energie speist sich vor allem aus einem Frauen-Trio mit sehr unterschiedlichen Charakteren, angeführt von der toughen Kim.

Während Olivia und Lesley beim Gedanken an ihr künftiges Leben ein geschmeidiger Alltag mit ihren Liebsten vorschwebt, will die alleinstehende Kim Gerechtigkeit. Die Biochemikerin hat das entscheidende Protein für einen Impfstoff gegen HIV entwickelt, wurde aber von ihrem ehemaligen Kollegen Christian Heisinger (Christoph Bach) aus dem Unternehmen gedrängt. Den wissenschaftlichen Erfolg verbucht Heisinger für sich. Nun soll die baldige Zulassung des Impfstoffs mit Investoren gefeiert werden. Kim sieht den perfekten Moment gekommen, um den Hochstapler Heisinger zu entlarven.

Obwohl der Zuschauer dem Trio bei fast jedem Schritt über die Schulter blickt, verrät der Film nicht alles. Die Dramaturgie orientiert sich an den sogenannten Heist-Filmen: Ein Mastermind – Kim – plant ein Verbrechen und stellt eine Crew zusammen. Bei der akribischen Vorbereitung antizipiert das Team mögliche Hürden. Die Rollen sind klar verteilt. Kim kann die schauspielerisch talentierte Olivia davon überzeugen, dass sie Heisinger bei einem Bürobesuch auskundschaftet. Und auch Lesley, deren Imbiss die Insolvenz droht, steuert ihren Teil bei.

Vor der Firma des Pharmariesen sitzen in einem alten Kleinbus zwei Ermittler und observieren – ja, wen eigentlich? Jens (Milan Peschel), noch Anfänger im Undercover-Geschäft, isst jedenfalls gern Ramen und leidet unter einer eitrigen Warze am Fuß, während Detektiv Gerrit (Marc Hosemann) an der Inkompetenz des neuen Kollegen verzweifelt. Überhaupt die Männer: Sie sind in dieser Komödie vor allem Weicheier, Betrüger, Versager oder schlicht treudoof. Christoph Bach spielt Heisinger als wunderbar schmierigen Geschäftsmann ohne Skrupel.

Leider sind manche Szenen überinszeniert. Selbst der Unaufmerksamste kapiert: Es geht um weibliche Selbstermächtigung. Da muss nicht noch eine Jugendliche zu Wort kommen und die Macht der Männer beklagen. Empowerment ließe sich subtiler darstellen. Über diese Schwäche blickt man aber gern hinweg und lässt sich vom Soundtrack durch diese amüsante Komödie tragen, die auch die Frauenfreundschaft feiert.

Gar kein Geld macht auch nicht glücklich, am Montag um 20.15 Uhr im ZDF und in der Mediathek.

Source: faz.net