„Wie die europäischen Ligen die USA erobern wollen“, war unlängst ein Artikel in einem deutschen Fußballmagazin überschrieben. Oberflächlich betrachtet, ist die Fragestellung interessant. Vereinsmannschaften auch aus Deutschland fahren im Sommer in die Vereinigten Staaten, um dort Testspiele auszutragen und sich als globale Marke zu etablieren. Man könnte auch die Tatsache, dass die Weltmeisterschaft 2026 in der Hauptsache in den USA stattfindet, als Teil eines Eroberungszugs der FIFA verstehen, diesen riesigen Markt endlich richtig zu erschließen und damit zu vollenden, was 1994 Stückwerk geblieben ist.
Dass Donald Trump dieser Tage ein KI-generiertes Video veröffentlicht hat, das ihn beim Fußballspielen mit Cristiano Ronaldo im Oval Office zeigt, ließe sich als Versuch des Präsidenten deuten, die Strahlkraft der von Europäern erfundenen Sportart für seine Zwecke zu nutzen.
Das verkennt nur, dass die Conquista auf allen anderen Ebenen in entgegengesetzter Richtung stattfindet. Amerikanische Investoren kaufen sich seit zwanzig Jahren in den wichtigsten europäischen Ligen ein. Was mit dem Erwerb von Manchester United durch Joe Glazer 2003 begann, hat sich zu einer Übernahmewelle ausgewachsen.
Nur für Deutschland interessieren sie sich nicht
Inzwischen sind elf von zwanzig Premier-League-Clubs in amerikanischer Hand, in Italiens erster Liga sind es acht Vereine. Auch in Frankreich und Spanien haben die Amerikaner Fuß gefasst, jüngst hat Apollo Sports Capital 55 Prozent der Anteile an Atlético Madrid erworben, ebenso ist Espanyol Barcelona in amerikanischer Hand. Nur Deutschland mit seiner 50+1-Regel ist für die Amerikaner weitgehend uninteressant (sieht man einmal von Augsburg ab).
Dass jetzt Paramount+, inzwischen im Besitz der trumptreuen Oligarchenfamilie Ellison, einen Teil der Rechte an der Champions League für den Zeitraum von 2027 bis 2031 erworben hat, fügt sich ins Bild einer amerikanischen Übernahme. Darüber, inwieweit es sich um ein konzertiertes Vorgehen handelt, kann nur spekuliert werden. Im Zweifelsfall werden die Geschäftsleute Mittel und Wege finden, gemeinsam dafür zu sorgen, dass die Geldmaschine immer üppigere Renditen abwirft.
Hier und da regt sich noch Widerstand gegen die Auswirkungen der Geschäftspraktiken nach amerikanischer Art. Nach Protesten von Fans und spanischem Verband wurde das Liga-Spiel zwischen FC Barcelona und FC Villarreal in Miami abgesagt. Es sind die letzten Zuckungen der alten Fußballwelt. In ein, zwei Jahren wird ein solches La-Liga-Spiel im Ausland stattfinden.
Und in Deutschland? Werden wir in der heimischen Liga immer schlechteren Fußball sehen, weil die besten Spieler dem Ruf des Geldes folgen. Und uns damit trösten, die letzten Fußballromantiker zu sein.
Source: faz.net