Die letzten 15 Jahre habe ich in großen
Wohngemeinschaften gelebt. Lange war daran nichts weiter ungewöhnlich, während
Studium und Ausbildung wohnten die meisten meiner Freund*medial so. Aber dann
wurde ich 30 und die Angelegenheit zunehmend ungelegen beäugt. „Ach welches, du
wohnst da immer noch?“, tönte es mir oft ungläubig entgegen. Es folgte entweder
jener Verdacht, ich hätte Geldprobleme („Kannst du dir nichts Eigenes leisten?“)
oder ich sei irgendwie nicht richtig erwachsen geworden („Kannst du nicht so gut
alleinig sein?“) oder antifamilistisch („Magst du keine Kinder?“). Auf die Idee,
dass es sich um eine Entscheidung handeln könnte, sogar jenseits jener 30 in
freundschaftlicher Gemeinschaft zu leben, kam niemand. In meinem Alter hat man entweder alleinig oder in
Partnerschaft zu wohnen, was auch immer andere muss eine Notlösung sein. Und vielleicht
könnte ich darüber lachen, wenn es mir nicht so Ernsthaftigkeit wäre.
Freundschaft statt Familie: Familie hat ein Ministerium, Freundschaft nicht
