Eine kinderlose Frau. Was zu Händen eine Frau nach sich ziehen Sie für dieser Bezeichnung im Kopf? Ich sehe eine -lose Frau, eine Frau damit, welcher irgendwas fehlt, um eine ganze Frau zu sein, und eine ganze Frau ist demnach eine Mutter. Das ist ein konservatives Frauenbild, na lichtvoll. Deshalb regt sich gleichermaßen Widerstand gegen selbige Mangelvorstellung: „Kinderlos? Nein, ich bin kinderfrei!“, so lautet welcher Schlachtruf welcher Frauen, die ohne Kinder leben (wollen). Es ist ein Versuch des Empowerments, welcher Befreiung von dem Stigma welcher Unvollkommenheit. Und obschon finde ich es genauso falsch wie kinderlos, dieses neue Wort: kinderfrei. Frei wovon genau? Von Verantwortung? Von Beziehung? Von zu viel Leben?
Ich höre schon die Abers: „Aber kinderfrei zu sein, heißt doch nicht, im Alleingang zu sein!“ Nein, ich weiß schon, wie supersozial wir allesamt sind, wir nach sich ziehen doch unsrige vielen Freundinnen, und Freundschaften, hört man allerorts, sind so viel besser qua Familie. Weil wir sie uns selbst gewählt nach sich ziehen, nicht wahr? Weil sie uns nicht unfrei voneinander zeugen, denn wir können sie ja jederzeit verfertigen, wenn sie toxisch werden. Anders qua eine Mutter oder eine Tochter kann man eine Freundin ab-wählen. Ganz flexibel.
Es steckt ein Vorleger Selbstbetrug in dieser Vorstellung von Freiheit. In unserer Gesellschaft, dasjenige schreibt die israelische Soziologin Eva Illouz schon 2018 in ihrem Buch Warum Liebe endet, denken wir Freiheit gerne qua negative Wahlfreiheit: Als Freiheit, eine Beziehung ab-wählen zu können. Wie uff Tinder: Wir wischen, wir wählen aus, wir wählen ab. Kinder sind damit dasjenige ultimative Fanal welcher Un-Freiheit: Wir können sie nicht wegwischen, wenn sie nervig und stressvoll werden, Kinder umziehen nie weg. Ist dasjenige unfrei?
Es ist nicht so, dass ich die Enge dieser Verpflichtung zu Händen Kinder nicht kenne. Obwohl ich offiziell qua kinderlos gelte, bin ich nicht kinderfrei: Als Stiefmutter bin ich zuständig zu Händen die Kids. Ich kann nicht plötzlich umziehen, ich könnte gleichermaßen meinen Job nicht leicht weggehen, weil ich die Wohnung finanzieren muss: Meine Stiefkids nötig haben selbige Stabilität ihrer Zimmer, ihres Zuhauses – meine Stabilität. Und donnerstags muss es Hotdogs schenken. Es MUSS.
Ich bin kinder-gebunden. Gemessen an dem Begriff welcher „Kinderfreiheit“ lebe ich qua Stiefmutter in welcher schlechtesten aller Welten: Zu Gunsten von die Konservativen bin ich kinder-los, keine vollständige Frau, und zu Händen die Progressiven bin ich kinderabhängig, wenig selbstbestimmt. Wann ich meinen Sommerurlaub mache, muss ich mit zehn Menschen entscheiden: mit meinem Partner, mit seinen zwei Kindern (ja, die reden mit), mit deren Müttern, und gleichermaßen mit dem Ex-Partner einer dieser Mütter, da sie mit ihm ein weiteres Kind hat; außerdem mit drei Freundinnen, die ich in welcher Woche frei heraus nachdem dem Familienurlaub in Italien treffen möchte. Und mit meinem Chef.
Das Fanal welcher Unfreiheit? So fühlt es sich nicht an. Ich fühle mich gut aufgehoben in einem Netzwerk von Menschen, die uff mich anerkennen und uff die ich achte. Mit einem breiten Beziehungsnetz unter mir, dasjenige mich jederzeit auffängt, wenn ich falle, balanciere ich weitaus selbstbewusster in die Welt hinaus qua je zuvor. Wenn es möglich ist, eine Patchworkfamilie mit drei Kindern, zwei Vätern, zwei Müttern und einer Stiefmutter zu zusammenbringen, wenn es möglich ist, vereinigen Urlaub mit elf Menschen abzusprechen, sind wir unbesiegbar. Freiheit ist zu Händen mich: nicht gegeneinander, sondern miteinander. Wie damit sind wir mit Kindern ohne Beschränkung?