Die Polizei hat in der französischen Stadt Rouen einen Mann erschossen, der die dortige Synagoge angezündet hat. Das teilten Innenminister Gérald Darmanin und die lokalen Behörden mit.
Nach Angaben des Staatsanwalts waren die Polizisten gegen 6.45 Uhr an der Synagoge eingetroffen. Auf dem Dach der Synagoge sei eine Person mit einer Eisenstange in der einen Hand und einem Küchenmesser in der anderen Hand beobachtet worden. Aus den Fenstern der Synagoge sei Rauch aufgestiegen. Der Mann war nach Angaben des Bürgermeisters über eine Mülltonne in den ersten Stock der Synagoge geklettert und hatte dort einen Brandsatz geworfen.
Die Beamten hätten versucht, den Mann zu überzeugen, vom Dach herunterzukommen, als dieser die Eisenstange in ihre Richtung geworfen habe. Dann sei er vom Dach gesprungen und sei mit erhobenem Arm und Messer in der Hand auf einen Polizisten zugelaufen, schilderte der Staatsanwalt den weiteren Verlauf. Nachdem der Mann nicht auf Warnungen reagiert habe, habe der bedrohte Polizist fünf Schüsse abgegeben und den Mann „viermal getroffen“.
Mann seit „weniger als einem Jahr“ ausreisepflichtig
Den Behörden liegen erste Hinweise auf die Identität des Tatverdächtigen vor. Bei dem Mann sei eine Karte des öffentlichen Nahverkehrs von Rouen gefunden worden, die aber weiter geprüft werde, sagte der Staatsanwalt von Rouen, Frédéric Teillet, am Freitag.
Der Mann sei seit „weniger als einem Jahr“ ausreisepflichtig gewesen, verlautete es aus Ermittlerkreisen. Die Anordnung habe aber nicht durchgesetzt werden können, weil er vor dem Verwaltungsgericht Berufung gegen die Ausweisungsanordnung eingelegt habe.
Die Staatsanwaltschaft leitete zwei getrennte Untersuchungen zu dem Vorfall ein. Es werde wegen Brandstiftung und Gewalt gegen Amtspersonen ermittelt, sagte Teillet AFP.
Großer Schaden in der Synagoge – Gemeinde „erschüttert“
Weitere Verletzte gab es bei dem Vorfall nicht, doch ist der Schaden in der Synagoge groß, wie die Präsidentin der jüdischen Gemeinde von Rouen, Natacha Ben Haïm, dem Sender BFMTV sagte. Viele Möbel seien beschädigt, die Wände seien schwarz.
Rabbiner Schmuel Lubecki sagte, er hoffe, dass die Thorarollen nicht betroffen seien. „Sie sind das Wichtigste, was es in der Synagoge gibt.“ Die Gemeinde, der laut Lubecki bis zu 200 Familien angehören, sei „erschüttert“.
Der Vorsitzende des jüdischen Dachverbands in Frankreich (Crif), Yonathan Arfi, erklärte auf X: „Der Versuch, eine Synagoge anzuzünden, bedeutet, dass man alle Juden einschüchtern will.“ Es solle „wieder einmal ein Klima des Terrors über die Juden in unserem Land verbreitet werden“, schrieb Arfi. „Antisemitismus bekämpfen bedeutet die Republik zu verteidigen.“
Auch der Bürgermeister von Rouen zeigte sich „erschüttert und schockiert“. Innenminister Darmanin dankte den Beamten für ihre „Reaktionsfähigkeit und ihren Mut“.
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Source: welt.de