Man erkennt es sofort, wenn Herbert Kickl lustig sein möchte. Er blinzelt dann spitzbübisch durch die Brillengläser, hebt immer wieder die Augenbrauen und lächelt süffisant. So auch, als er sich diesen Dienstag in einem Video zu Wort meldete: „Herr Nehammer und Herr Babler wollen sich mit mir duellieren. Gut, ich nehme die Herausforderung an“, sagte er – und schob gleich noch einen Vorschlag für seine Kontrahenten hinterher: Wer die Wahlen im Herbst gewinne, solle auch den Kanzler stellen. Kickl grinst, weil er weiß, dass seine Idee Unsinn ist. Ein Kanzler und seine Regierung brauchen eine Mehrheit im Parlament, und es ist einerlei, ob seine Partei Erster oder Dritter wird. Aber das ist Kickl egal. Und wie die EU-Wahlen am Sonntag bewiesen haben, kann ihm mittlerweile vieles egal sein. Denn Kickl und seine Partei scheinen auf dem Erfolgsweg zu sein.
Der Blick der Freiheitlichen ging schon wieder nach vorn, da war ihr Sieg bei den Europawahlen erst wenige Stunden alt. „Jetzt kommt der zweite Schritt“, sagte Kickl am Abend auf der Wahlparty in einem Weinlokal neben dem Wiener Rathaus. Jeder wusste, dass er damit auf den Wahlkampf um den Nationalrat anspielte, der quasi Punkt 17 Uhr, nach der Schließung der Wahllokale, begonnen hatte. Es ging so schnell, dass fast in den Hintergrund geriet, was für einen gewaltigen ersten Schritt die Freiheitlichen da gemacht hatten: Der blaue Balken so hoch wie bei keiner anderen Partei. Bei einer bundesweiten Wahl hatte es das noch nie gegeben.
Ein Wahlsieg, an dem die FPÖ seit Jahrzehnten werkelt
Einen FPÖ-Politiker als Nummer eins, das gab es in Österreich zwar schon im April 2016, als Norbert Hofer im ersten Durchgang der Präsidentschaftswahl vorne lag. In der entscheidenden Stichwahl aber verlor er. Irgendwie entsprach das der Geschichte seiner Partei: Selbst in den erfolgreichsten Tagen von Jörg Haider blieb die FPÖ stets ein Schreckgespenst, manchmal, wie 2000 und 2017, auch starker Koalitionspartner in einer Regierung. Aber der Wahlgewinner? Das ist neu. Und läutet eine neue Ära in Österreichs Politik ein: Niemand darf sich mehr wundern, wenn der blaue Balken auch im Herbst höher schnellt als alle anderen.
Es ist natürlich zu früh, einen blauen Wahlsieg auszurufen. Nur gibt es seit Sonntag noch mehr Gründe für die Freiheitlichen, siegessicher aufzutreten. Die Partei hat – aus ihrer Sicht: endlich – in einen Wahlsieg gegossen, woran sie seit Jahrzehnten werkelt: den viel beschworenen Rechtsruck, der sie noch nie nach ganz oben getragen hatte. Jetzt scheint der Weg geebnet, liegt die FPÖ doch seit fast zwei Jahren in allen Umfragen konstant auf Platz eins.
Das war auch 2017 so, bis Sebastian Kurz die ÖVP übernahm. Aber jetzt, wenige Monate vor den Nationalratswahlen, führt Kurz’ Nach-Nachfolger Karl Nehammer die unbeliebteste Regierung seit 1945 an. Und die Sozialdemokraten? Kommen auch mit Andreas Babler an der Spitze nicht so recht vom Fleck.
Dazu kommt, dass die FPÖ ihre Strategie geändert hat. Früher gaben sich die Rechtspopulisten umso zahmer, je näher sie der Macht kamen. Versöhnliche Töne statt Brachialrhetorik, kollegiales Miteinander statt Konfrontation, Ballsaal statt Bierzelt: Man denke nur an Heinz-Christian Strache, den einstigen Rabauken in Jeans, der 2017 plötzlich als Staatsmann im Anzug fast rührend um die Gunst von Sebastian Kurz buhlte. Einzig Herbert Kickl hielt sich damals nicht an die Direktive. Selbst als er unter Türkis-Blau Innenminister wurde, trug er seine Verachtung gegen die Institutionen der Republik und ihre Vertreter weiterhin offen zur Schau.
Kickl und seine Partei profitieren bis heute davon, dass sie ein klares Angebot machen können: Wer die FPÖ unterstützt, bekommt Frontalopposition. „Mit Euch gegen das System“, unter diesem Motto tourte Kickl im EU-Wahlkampf durch die Republik. Sein Spitzenkandidat Harald Vilimsky berserkerte derweil durch die Fernsehdiskussionen und beschimpfte den Bundespräsidenten Alexander Van der Bellen als „Sugardaddy“ der grünen Kandidatin Lena Schilling. Im Schwall der blauen Untergriffe ging das fast ein wenig unter, aber man sollte sich das noch einmal verdeutlichen: Der EU-Spitzenkandidat der Partei, die den Kanzler stellen will, beleidigt das Staatsoberhaupt mit einer deutlich sexuellen Konnotation.
Man erkennt es sofort, wenn Herbert Kickl lustig sein möchte. Er blinzelt dann spitzbübisch durch die Brillengläser, hebt immer wieder die Augenbrauen und lächelt süffisant. So auch, als er sich diesen Dienstag in einem Video zu Wort meldete: „Herr Nehammer und Herr Babler wollen sich mit mir duellieren. Gut, ich nehme die Herausforderung an“, sagte er – und schob gleich noch einen Vorschlag für seine Kontrahenten hinterher: Wer die Wahlen im Herbst gewinne, solle auch den Kanzler stellen. Kickl grinst, weil er weiß, dass seine Idee Unsinn ist. Ein Kanzler und seine Regierung brauchen eine Mehrheit im Parlament, und es ist einerlei, ob seine Partei Erster oder Dritter wird. Aber das ist Kickl egal. Und wie die EU-Wahlen am Sonntag bewiesen haben, kann ihm mittlerweile vieles egal sein. Denn Kickl und seine Partei scheinen auf dem Erfolgsweg zu sein.