Im Konzern der Deutschen Lufthansa steht ein Stellenabbau bevor, nicht bei Piloten und Flugbegleitern, sondern in den Büros am Boden. In der Verwaltung sollen nach Informationen aus Konzernkreisen 20 Prozent der Stellen wegfallen. Auf Anfrage wollte Lufthansa diese Zahl nicht bestätigen. Allerdings wird erwartet, dass der Konzern am kommenden Montag auf einer Investorenveranstaltung in München Sparpläne vorstellen wird.
Der Lufthansa-Konzern hatte das vergangene Geschäftsjahr zwar mit einem Überschuss von 1,4 Milliarden Euro abgeschlossen und im traditionell schwächeren ersten Halbjahr zuletzt einen Gewinn von 127 Millionen Euro ausgewiesen. Allerdings trug der Flugbetrieb unter der Kernmarke Lufthansa nichts dazu bei. Vor einer Woche hatte Jens Ritter, der Chef der Kernmarke, in einer Veröffentlichung für Mitarbeiter erklärt, dass der Flugbetrieb mit dem Kranich-Logo am Heck in der ersten Jahreshälfte einen operativen Verlust von 274 Millionen Euro eingeflogen hatte.
„Müssen gegensteuern“
Lufthansa-Vorstandschef Carsten Spohr hat derweil als Mittelfristziel ausgegeben, dass künftig acht Prozent der Einnahmen als operativer Gewinn bleiben sollen, um die Stellung als viertgrößter Flugkonzern der Welt und größter mit Sitz außerhalb der USA zu erhalten. Zuletzt musste Lufthansa allerdings hinnehmen, dass die direkten Wettbewerber im Netzwerk-Airline-Geschäft wie British Airways aus dem IAG-Konzern und Air France-KLM zuletzt ihre operativen Ergebnisse steigern konnten.
Ritter sagte in der internen Veröffentlichung mit Blick auf Lufthansa: „Die Zahlen zeigen eindeutig, dass wir gegensteuern müssen. Daher ist der Erfolg unseres Turnaround-Programms so wichtig und alternativlos. Nichts verändern und einfach so weitermachen wird nicht funktionieren.“ Zugleich wies er Forderungen der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit nach einer deutlichen Aufstockung der Arbeitgeberzahlungen für die betriebliche Altersvorsorge zurück.
Die VC hatte die Tarifgespräche dazu für gescheitert erklärt und lässt Piloten der Kernmarke gerade über Streiks abstimmen. „Unsere wirtschaftliche Leistungsfähigkeit erlaubt schlichtweg keinerlei Mehrbelastungen. Wir haben nicht ansatzweise das Geld für eine weitere Verbesserung der ohnehin schon sehr guten betrieblichen Altersvorsorge“, sagte Ritter.
Der Konzern hatte zuletzt mehrere Umbauprogramme aufgelegt. Eines trägt den Namen „Turnaround“. Es dient vornehmlich dazu, die Kernmarke nicht nur zurück in die Profitabilität zu führen, sondern diese wieder zur Ertragssäule zu machen. Nach früheren Angaben soll „Turnaround“ im ersten Schritt Ergebniseffekte von 1,5 Milliarden Euro bringen, bis Ende 2028 dann von 2,5 Milliarden Euro.
Unter dem Titel „Matrix Next Level“ hatte der Konzern zudem ein Paket aufgelegt, mit dem mehr Entscheidungen von den diversen Tochtergesellschaften zentral gebündelt werden. Für Langstreckenflüge war schon eine engere Koordination begonnen worden, künftig soll das auch für mittlere Strecken gelten, auf denen bislang mitunter Tochtergesellschaften parallel fliegen und individuell Ticketpreise gestalten. Künftig soll das stärker gebündelt werden, was auch den Abbau von Doppelstrukturen im Konzern bedeutet.