Film „Julie – eine Frau gibt nicht uff“: Alleinerziehend außer Atem

Julie und ihre Kolleginnen leisten Präzisionsarbeit. Jeder Handgriff dieser Zimmermädchen muss sitzen. Die Bettlaken sollen in Windeseile gespannt und die Kissen in wenigen Sekunden aufgeschlagen sein. Das Briefpapier muss millimetergenau uff dem Schreibtisch drapiert sein und dieser Champagnerkühler in Reichweite stillstehen. Selbstredend darf nirgendwo ein Staubkorn zu sehen sein.

Die Gäste des Pariser Luxushotels nach sich ziehen hohe Ansprüche. Zum Besten von Platin-Kunden gilt dasjenige zweifach. Sie logieren in Suiten, die nachdem Staatsmännern genannt sind. Zum Besten von heute hat sich Herr Yoshida angemeldet. Wie immer ist z. Hd. ihn die „Churchill“-Suite reserviert. Aber diesmal kommt dieser Japaner früher an wie erwartet. Er steht schon an dieser Rezeption. Julie (Laure Calamy) bleiben nur wenige Minuten, um dasjenige Zimmer herzurichten. Zudem muss sie heute eine Neue installieren, die in dieser Hast eine Blumenvase umstößt. Julie ruft Verstärkung herbei und holt Ersatz aus dem Nebenzimmer. Als die Vorgesetzte ihr per Walkie-Talkie mitteilt, dass dieser Gast schon im Fahrstuhl hochfährt, kann sie Entwarnung spendieren: Herr Yoshida wird seine Suite so vorfinden, wie er es gewohnt ist.

Das Rennen gegen die Zeit ist noch einmal gewonnen. Julie hat stets verschmelzen kühlen Kopf bewahrt. Geistesgegenwärtig führt sie ihre kleine Brigade an, deren Zusammenspiel reibungslos funktioniert. Zum Besten von den Gast bleibt sie unsichtbar; Herr Yoshida wird nicht wieder einmal den Körpergeruch des neuen Zimmermädchens erfassen, wenn er die Suite betritt.

In ähnlicher Atemlosigkeit verläuft z. Hd. Julie jeder Tag, jede Arbeitswoche. Und dieses frenetische Tempo hält zweitrangig dieser Film, in dessen Zentrum dieser französisch-kanadische Regisseur Éric Gravel sie stellt. Unerbittlich treiben die Montage dieser Editorin Mathilde von de Moortel und die elektronische Partitur dieser Komponistin Irène Drésel die Protagonistin voraus; die Kamera von Victor Seguin weicht dieser Gehetzten keinen Moment von dieser Seite.

Der Original-Titel: „Vollzeit“

Wenn Julies Arbeitstag beginnt, ist es noch dunkel. Rasch muss die alleinerziehende Mutter dasjenige Frühstück z. Hd. ihre zwei Kinder zubereiten, vorweg sie zur Tagesmutter kommen. Den Vorortzug, dieser die Pendlerin vom Land nachdem Paris bringt, erreicht sie ohne Rest durch zwei teilbar noch, vorweg die Türen schließen. Die Arbeit im Hotel ist eine Strapaze, weiterführend die ihre Vorgesetzte mit großer Strenge wacht. Wenn sie die Kinder von dieser Tagesmutter abholt, ist es schon wieder dunkel. Á plein temps, „Vollzeit“, so heißt Gravels Film im Original.

In den eineinhalb Wochen, die er aus ihrem Leben erzählt, läuft nichts wie am Schnürchen. Ein Streik legt den öffentlichen Nahverkehr lahm; Julies Ex-Mann ist mit den Unterhaltszahlungen im Verzug und ruft nie zurück. Den Kredit nebst dieser Bank kann sie nicht mehr servieren. Wie Menorrhagie wird sie noch mit Karte zahlen können, vorweg jene nicht zugreifbar wird? Ihr Jüngster hat doch am Wochenende Geburtstag! Julie, die quasi verschmelzen Master in Volkswirtschaft hat, hofft uff eine besser bezahlte Stellung, in dieser die Arbeitstage allerdings noch länger sein werden. Das Vorstellungsgespräch muss sie vor ihrer Chefin heimlich halten, zumal sie keine Vertretung findet.

Eine Katastrophe jagt die nächste in Gravels Szenario, allerdings dieser deutsche Titel gibt Anlass zur Zuversicht: Julie ist eine Kämpferin, die sich nicht einschüchtern lässt vom Lauf dieser Dinge. Gravel filmt sie wie eine Actionheldin, deren Entschlossenheit nie versiegt: ein Fels, dieser bröckelt, allerdings nicht zerbricht. Jede Sequenz endet mit einem Suspense, dieser uff ein widerspenstiges Gelingen spekuliert.

Da könnte man die sehr deutsche Frage stellen: Darf man dasjenige? Ist es legitim, die Verharschung dieser sozialen Verhältnisse wie fulminantes Genrestück zu inszenieren? Ist es statthaft, eine tapfere Lebensheldin in eine Thrillerheldin zu verwandeln? In Gravels Film ist dasjenige kein leichtfertiger Spagat. Er setzt Lebensdringlichkeit in Szene. Sein Realismus ist, nebst aller kinohaften Rasanz, stark. Calamy betont die heroische Seite ihrer Figur, genießt es gar, ihr jene zu erspielen, allerdings bewahrt ihr verschmelzen Bodensatz gewitzter Normalität. Es war klug, die Rolle mit einer Schauspielerin zu erobern, die zweitrangig eine sprudelnde Komödiantin sein kann. Julie weiß ihre Ellenbogen einzusetzen, um die Anfechtungen ihres Alltags zu parieren. Sie denkt wie geschmiert immer an den nächsten Schritt.

Eingebetteter Medieninhalt

Julie – Eine Frau gibt nicht uff Eric Gravel Frankreich 2021, 88 Minuten

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